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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Toilettenanlage allerlei Insekten versammelt, Motten und Weberknechte, deren lange Beine auf den weiß getünchten Wänden lange Schatten warfen. Dann zurück in den Wohnwagen, wo sie Karten oder Domino gespielt hatten. Meist hatte ihr Vater gewonnen, es sei denn, ihre Mutter hatte ihn ausnahmsweise mal dazu bringen können, nicht zu betrügen.
    Zwei Wochen Sommerferien. Häufig hatte es geregnet, manchmal eine ganze Woche. Lange öde Spaziergänge unter einer Regenhaut. Aber auch wenn die Sonne schien, war es nicht immer warm. Die beiden Brüder plantschten in der Nordsee, bis sie ganz blau angelaufen waren, und winkten in der Ferne irgendwelchen Schiffen zu, von denen ihr Vater behauptete, dass es russische Spione seien. In der Nähe gab es eine Basis der Luftwaffe, und die wollten die Russen angeblich auskundschaften.
    Als er sich der Stadt jetzt näherte, sah er als erstes einen Golfplatz, und als er dann ins Zentrum kam, fiel ihm auf, dass St. Andrews sich kaum verändert hatte. War hier tatsächlich die Zeit stehen geblieben? Wieso gab es in der Hauptstraße keine Billigschuhgeschäfte und Ramschläden und Hamburger-Res-taurants? St. Andrew konnte auf diese Sachen offenbar verzichten. Er kam an die Stelle, wo früher ein Spielzeugladen gewesen war. Inzwischen gab es dort einen Eisladen. Dann noch ein kleines Café, ein altes Warenhaus… und Schüler. Überall Schüler und Studenten, fröhliche, muntere junge Leute. Er versuchte sich zu orientieren. Eine kleine Stadt: nur sechs oder sieben größere Straßen. Trotzdem verfranzte er sich ein paarmal, bis er schließlich durch ein altes, aus Naturstein erbautes Tor fuhr. Er hielt neben einem Friedhof. Auf der anderen Straßenseite lag der Eingang eines großen neugotischen Gebäudes, das eher an eine Kirche als an eine Schule erinnerte: Haugh Academy.
    Er überlegte, ob er den Wagen abschließen sollte, tat es dann aber doch: nur so aus alter Gewohnheit.
    Halbwüchsige Mädchen eilten in das Gebäude. Sie alle trugen graue Blazer und Röcke, strahlend weiße Blusen und ein am Hals geknotetes Tuch. Eine Frau in einem langen schwarzen Mantel stand im Eingang.
    »Inspektor Rebus?«, fragte sie, als er näher kam. Er nickte. »Billie Collins«, sagte sie und schüttelte ihm kurz und kräftig die Hand. Als ein Mädchen mit gesenktem Kopf an ihnen vorbeischleichen wollte, sagte sie: »Na, na, na« und fasste die Kleine bei der Schulter.
    »Millie Jenkins, hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?«
    »Ja, Miss Collins.«
    »Und hast du sie schon Miss McCallister gezeigt?«
    »Ja, Miss Collins.«
    »Dann kannst du gehen.«
    Sie gab die Schulter des Mädchens frei, und die Kleine flog geradezu ins Freie.
    » Gehen,  Millie! Nicht rennen!« Sie folgte dem Mädchen noch ein paar Sekunden mit den Augen und wandte sich dann wieder Rebus zu.
    »Da wir heute einen so schönen Tag haben, hab ich mir gedacht, dass wir vielleicht ein bisschen spazieren gehen.«
    Rebus nickte zustimmend. Er überlegte, ob sie mal ganz abgesehen vom Wetter noch einen anderen Grund hatte, weshalb sie ihn in ihrer Schule nicht haben wollte…
    »Ich kann mich noch gut an den Ort hier erinnern«, sagte er.
    Sie waren einen Hügel hinuntergeschlendert und gingen jetzt auf einer Brücke über einen Bach. Links von ihnen lagen der Hafen und die Pier, und geradeaus ging der Blick aufs Meer hinaus. Rebus hob den rechten Arm und zeigte in die Ferne. Dann ließ er den Arm rasch wieder sinken, weil er sich nicht dem Tadel aussetzen wollte:  John Rebus, man zeigt nicht mit dem Finger auf Menschen oder Sachen.
    »Wir haben früher immer unsere Ferien hier verbracht…, dort oben auf dem Campingplatz.«
    »Kinkell Braes«, sagte Billie Collins.
    »Dort drüben gab es damals einen Minigolfplatz.« Er wies vorsichtshalber mit dem Kopf in die betreffende Richtung. »Die Umrisse der Anlage sind noch deutlich zu erkennen.«
    Nur ein paar Meter weiter unterhalb lag der Strand. Auf der Promenade war außer einem Labrador, der von seinem Besitzer spazieren geführt wurde, niemand unterwegs. Als der Mann an ihnen vorbeiging, nickte er lächelnd. Eine typische schottische Begrüßung: nur kein Wort zu viel. Das Fell des Hundes war am Bauch ganz nass, weil das Tier durch das Wasser gewatet war. Vom Meer kam ein schneidend kalter Wind herüber, den Billie Collins vermutlich als erfrischend bezeichnet hätte.
    »Wissen Sie«, sagte sie, »ich glaube, Sie sind erst der zweite Polizist, mit dem ich zu tun habe, seit ich hier

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