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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Geldern beendete zum Beispiel nicht nur die 1979 begonnene vietnamesische Besetzung Kambodschas, weil der Regierung in Hanoi nun dafür schlicht die Mittel fehlten. Da dieser Geldmangel auch ernsthafte Probleme in der eigenen Wirtschaft verursachte, entschloß sich die vietnamesische Führung darüber hinaus, sogar den Kontakt zu Peking wieder aufzunehmen. 1991, zwanzig Jahre nach dem letzten Besuch eines chinesischen Politikers in Nordvietnam, traf man sich zu ersten Gesprächen, die dann zu verschiedenen Abkommen über politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit führten.
    In den USA rückte die Entwicklungshilfe mit der Regierungserklärung Trumans vom 20. Januar 1949 und dem danach gestarteten sogenannten Point-Four -Programm in den Bereich offizieller Außenpolitik. Eigenständig wurde sie allerdings niemals, sondern fiel unter dem Begriff der Foreign Assistance in die Zuständigkeit mehrerer Ministerien, wobei das Außenministerium die Richtlinienkompetenz behielt. Verschiedene weitere Ministerien, das Handels-, Landwirtschafts-, Finanz- und Verteidigungsministerium, konnten zeitweilig dennoch erhebliche Mitspracherechte reklamieren. So verwaltete das Pentagon die erheblichen Militär- und Sicherheitshilfen. 34 Erst unter Kennedy wurde 1961 eine eigene «Agentur für Internationale Entwicklung» (AID) eingerichtet und im selben Jahr ein eigenes Auslandshilfegesetz (Foreign Assistance Act) verabschiedet. Auch die USA verlagerten im Verlauf des Kalten Krieges ihre Schwerpunkte für die Entwicklungshilfe. Kontinuierlich blieb allerdings Lateinamerika, der vielzitierte «Hinterhof» der USA, ein Hauptinteressengebiet. Dies hatten 1948 bereits die Gründungscharta der OAS und die im selben Jahr verabschiedete «Erklärung und Entschließung über die Erhaltung und Verteidigung der Demokratie in Amerika» deutlich gemacht. 35 Diese Bevorzugung spiegelte sich allerdings nur zum Teil in den öffentlich zugänglichen Quellen wider. So fand sich am Ende der ersten Hälfte des Kalten Krieges lediglich Kolumbien auf der Liste der zwölf wichtigsten Empfängerländer für die offizielle US-Un-terstützung. Andere Staaten der Region erhielten vor allem verdeckte Militär- und Sicherheitshilfe. An Guatemala, wo mit Hilfe der USA 1954 der Reformpolitiker Jacobo Arbenz Guzmän zugunsten des US-freundlichen Präsidenten Carlos Castillo Armas gestürzt worden war, floß danach eine bis zu sechzig Prozent erhöhte Zuwendung, die vor allem in den Krieg mit linksgerichteten Guerillas investiert wurde. 36 Dies änderte sich bis zum Ende des Kalten Krieges nicht. Noch 1988/89 waren die USA durch Militärhilfen in allein vier lateinamerikanischen Staaten an verdeckten Kriegen beteiligt: in El Salvador, Guatemala, Costa Rica und Honduras. 37
    Auch der Nahe Osten und insbesondere Süd- und Ostasien wurden bereits in den späten vierziger und dann in den fünfziger Jahren von den USA mit Wirtschafts- und Militärhilfe unterstützt. Im Nahen Osten lag am Ende des Kalten Krieges vor allem Israel, dann auch das mit den Israelis in Friedensverhandlungen getretene Ägypten auf den vorderen Plätzen. Gleichzeitig flössen auch hier verdeckte Hilfen. Im Ersten Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak von 1980 bis 1988 profitierte davon unter anderem der irakische Diktator Saddam Hussein. In Südostasien floß US-Militärhilfe als Entwicklungshilfe bereits im französischen Indochinakrieg. Bis zur Niederlage der französischen Kolonialtruppen bei Dien Bien Phu 1954 finanzierte Washington schon in der ersten Hälfte der fünfziger Jahren einen Großteil des als antikommunistischer Kampf postulierten Kolonialkriegs. Nach 1954 sprangen die USA mit weiteren großzügigen Hilfen für das als antikommunistisches Bollwerk ausgebaute Südvietnam ein. Zwischen 1955 und 1961 wurden hier rund zwei Milliarden US-Dollar Wirtschafts- und Militärhilfe investiert. 38 Bis zur Eroberung Südvietnams durch nordvietnamesische Truppen 1975 stellte hier zusätzlich ein eigenes «Importprogramm» (CIP) überdurchschnittlich hohe verdeckte Finanzhilfen zur Verfügung. Am Ende der ersten Hälfte des Kalten Krieges 1970/71 befanden sich zudem drei weitere ostasiatische Staaten auf den ersten Listenplätzen der offiziellen amerikanischen Entwicklungshilfe in der Dritten Welt: Indien (13,9 %), Indonesien (7,8 %) und Pakistan (5,0 %). 39 Paradoxerweise verhalf nicht zuletzt diese Unterstützung zunächst Indien, dann auch Pakistan zu eigenen Nuklearwaffen. Die Lieferung

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