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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Kalten Krieges hinaus Bestand. Auch finanziell lohnte sich die Anlehnung Mobutus an den Westen, obwohl das Land offiziell blockfrei blieb. Die USA gaben jährlich mehrere hundert Millionen Dollar zur Erhaltung des «Bollwerks Zaire» aus. Der strategische Wert zeigte sich rasch. Von hier aus wurden von den USA unter anderem auch die antikommunistischen Kämpfer im benachbarten Angola beliefert, wo der andere zentrale Stellvertreterkonflikt zwischen Ost und West in Afrika ausgetragen wurde.
    Der Krieg in der bis 1974 portugiesischen Kolonie Angola wurde von 1961 bis 1994 geführt. 26 Das Land war, ebenso wie der Kongo, aufgrund der Bodenschätze so immens wertvoll, daß keiner es kampflos preisgeben wollte. Hier scheiterte bereits die Dekolonisierung über Jahrzehnte an den Interessen der beiden Supermächte, jedoch auch an den multinationalen Konzernen. Nicht zuletzt weigerte sich Portugal bis 1974, die Unabhängigkeit seiner Kolonie zu erklären. Die Auseinandersetzung in Angola wurde seit 1961 durch drei Gruppen geführt. Die linksgerichtete Movimento Populär de Libertafäo de Angola (MPLA) wurde durch Hilfslieferungen aus der UdSSR und aus anderen sozialistischen Staaten, jedoch nicht von China versorgt. Insgesamt flössen wahrscheinlich etwa 400 Millionen US-Dollar. Vom Westen, einschließlich Südafrikas, und aus China erhielten die Freute National de Libertafäo (FNLA) und die von ihr 1967 abgespaltene Uniäo para la Independentia Total de Angola (UNITA) ihre Unterstützung. Auch die Bundesrepublik Deutschland investierte im Kongo zwischen 1965 und 1991 rund eine Milliarde Mark. An die UNITA lieferten die USA in den achtziger Jahren im Rahmen der «Reagan-Doktrin» auch die wirkungsvollen Stinger- Boden-Luft-Raketen, die ansonsten vor allem den muslimischen Kämpfern - den Mudschaheddin - in Afghanistan zur Bekämpfung sowjetischer Truppen zur Verfügung gestellt wurden.
    Bereits 1961 war es in Angola zu mehreren Angriffen der MPLA gegen portugiesische Einrichtungen gekommen, die mit Tausenden von Toten geendet hatten. Seit 1966 griff die MPLA aus dem östlich gelegenen Sambia an und konnte bis 1972 rund zwei Drittel des angolanischen Territoriums kontrollieren, obwohl Portugal mit massivem Materialeinsatz reagierte. Auf der Seite der MPLA kämpften im Bürgerkrieg seit 1975 dann auch etwa 15 000 Kubaner, die wiederum erst mit erheblicher logistischer Unterstützung der Sowjetunion in die Auseinandersetzungen eingrei-fen konnten. Es war vor allem ihr Einsatz, aber auch das im selben Jahr durch den US-Kongreß ausgesprochene Verbot für die amerikanische Regierung, die angolanischen Kriegsparteien weiter zu unterstützen (Clark Amendment), was 1976 zunächst die Entscheidung für die MPLA brachte. 27 Auch das wenige Jahre zuvor auf seiten der FNLA und dann der UNITA in den Konflikt eingetretene Südafrika, das seit 1975 auch selbst mit mehreren tausend Soldaten von Namibia aus in die Kämpfe eingriff, zog sich zu diesem Zeitpunkt offiziell zurück. Bezeichnenderweise interpretierten die USA dies als eine schwere Niederlage des Westens in einer der wichtigsten Schlachten des Kalten Krieges.
    Indirekt blieben allerdings auch nach 1976 alle Konfliktparteien in den immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg involviert, nicht zuletzt beide Supermächte. Gerade in den achtziger Jahren, als die UNITA aus dem Senegal und Namibia, teilweise mit Hilfe der südafrikanischen Regierung, nicht nur das von der MLPA fast ganz kontrollierte Angola, sondern auch Stellungen der gegen die weiße Apartheid-Regierung in Pretoria kämpfenden SWAPO an-griff, stieg noch einmal massiv die Unterstützung der Supermächte. Die UdSSR investierte noch in den Jahren 1987/88 umgerechnet rund eine Milliarde US-Dollar in die Unterstützung der MPLA. Insgesamt waren von dieser Seite allein in den achtziger Jahren Hilfen in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar geflossen. 28 Zusätzlich flogen sowjetische Piloten Angriffe gegen die UNITA, und sowjetische Kommandeure kommandierten MPLA-Einheiten. Wie hoch das militärische Engagement war, läßt sich an den kubanischen Truppen ablesen: Bis Ende der achtziger Jahre befanden sich noch rund 400 ihrer Panzer und zwei Dutzend ihrer modernsten Kampfflugzeuge vom Typ MiG23 und MiG-24 im Land. Als die USA 1985 ihre Hilfsleistungen an die UNITA wieder aufnahmen, umfaßten sie jährlich 15 Millionen US-Dollar und stiegen 1989 noch einmal um mehr als das Doppelte auf vierzig Millionen Dollar an. 29 Im Zuge

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