Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
dieser Maßnahmen wurde dann unter anderem die amerikanische Basis Kamina im benachbarten Zaire, dem ehemaligen Kongo, ebenso weiter ausgebaut wie die bis Ende der achtziger Jahre von der CIA unterhaltenen Ausbildungslager für die UNITA. Erst das Ende des Kalten Krieges führte allmählich zu einem Waffenstillstand. Noch Ende 1988 lieferten sich die von sowjetischen Kommandeuren befehligten MPLA-Truppen, zusammen mit kubanischen Verbänden, an der angolanisch-namibi-schen Grenze eine der schwersten Schlachten des Krieges mit südafrikanischen Verbänden. Kurz danach zog Gorbatschow die rund 950 sowjetischen «Berater» ab. Ihnen folgten die kubanischen Truppen. Der Waffenstillstand wurde 1991 möglich. Er schloß einstweilen eine Konfrontation ab, die wie kaum eine andere den Kalten Krieg en miniature abgebildet hatte.
In Süd- und Mittelamerika war die Situation prinzipiell ähnlich, unterschied sich aber gleichzeitig fundamental, weil dies der Raum war, den die Monroe-Doktrin zum alleinigen Einflußgebiet der USA erklärt hatte. Hier reagierten die Vereinigten Staaten traditionell so sensibel wie die Sowjetunion in ihrem unmittelbaren Sicherheitsgürtel. 30 Jeder Versuch, eine in Washington als unerwünscht angesehene Regierung einzusetzen, zog unmittelbar US-Interventionen nach sich. Dies hatte man 1954 etwa in Guatemala beobachten können oder 1973 in Chile. Guatemalas Präsident Jaco-bo Arbenz Guzmän war mit linken Reformen, die unter anderem die Enteignung der US-Firma United Fruit Company vorsahen, sowie Waffenbestellungen im Ostblock ins Visier geraten und wurde im Juni 1954 durch eine klassische Counterinsurgency-Aktion der CIA gestürzt, ins Exil gezwungen und durch eine politisch genehme Militärdiktatur ersetzt, die unmittelbar danach die Verstaatlichungen rückgängig machte. Auch in Chile wurde eine sozialistische Regierung beseitigt, als durch einen ebenfalls von der CIA geleiteten Staatsstreich am 11. September 1973 Staatspräsident Salvador Allende Gossens gestürzt wurde. Wie in Guatemala waren hier starke wirtschaftliche Interessen der USA im Spiel. Der chilenische Kupferbergbau wurde in erheblichen Teilen von US-Konzer-nen betrieben, ebenso wichtige Teile der Telekommunikation. Entsprechend hektisch hatte man in Washington 1970 auf den Sieg der Sozialisten und Kommunisten über die Christdemokraten reagiert. Zwischen 1969 und 1973 waren etwa acht Millionen Dollar zur Schwächung Allendes eingesetzt worden, bevor man sich für dessen Sturz entschied. Nachfolger wurde auch hier eine prowestliche Militärdiktatur unter der Führung von Augusto Pinochet Ugarte. Die Umstände, die zum Tod Allendes führten, blieben letztendlich ungeklärt. Möglicherweise nahm er sich während der Luftangriffe auf den Regierungspalast in Santiago selbst das Leben. 31
Ein klassischer Stellvertreterkonflikt entwickelte sich hingegen in den achtziger Jahren in Nicaragua. 32 Als dort im Juli 1979 der Diktator Anastasio Somoza Debayle als der letzte Vertreter eines Clans, der das mittelamerikanische Land seit über vierzig Jahren beherrscht und systematisch ausgeplündert hatte, durch eine linksgerichtete Regierung der Sandinisten (benannt nach dem 1934 erschossenen Guerillaführer Augusto Sandino) ersetzt wurde, war dies der Beginn eines Stellvertreterkriegs, in dem sich beide Supermächte engagierten. Die 1962 gegründete marxistische Freute Sandinista de Liberation Nacional (FSLN) war eine an der kubanischen Revolution und insbesondere an Che Guevara orientierte, aber zunächst wenig erfolgreiche Befreiungsbewegung gewesen. Die Guerillastrategie schien 1976 sogar bereits gescheitert, als ihr Führer und Theoretiker, Carlos Fonseca, getötet wurde. In dieser prekären Situation gelang es den Sandinisten jedoch, ein breites Oppositionsbündnis von landlosen Bauern, bürgerlichem Mittelstand und Kirche zu organisieren. Zu Hilfe kamen ihnen überraschenderweise die Vereinigten Staaten, die 1977 unter der Regierung Carter die Menschenrechte in den Mittelpunkt der Außenpolitik stellten. Obwohl Carters Politik gerade in bezug auf Nicaragua mehr als zwiespältig blieb, tat Washington nichts, um Somoza weiter zu stützen. In Nicaragua folgte nun zunächst die Einrichtung einer Mitte-Linlcs-Regierung unter Führung der FSLN, in der sich unter ihrem «Koordinator», dem aus dem Exil in Havanna zurückgekehrten Daniel Ortega Saavedra, nun rasch eine prokubanische Gruppierung durchsetzte. Sie veranlaßte unter anderem die
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