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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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sollten aus den jeweiligen Zonen entnommen werden, wobei die UdSSR wegen der Verwüstung weiter Teile ihres Staatsgebiets zusätzlich weitere industrielle Ausrüstungen entnehmen durfte.
    Wesentlich mehr blieb allerdings offen. Schon über «welches Deutschland» man Beschlüsse faßte, war ungeklärt. Trumans pragmatisch gemeinter Vorschlag, «vom Deutschland von 1937» zu sprechen, um den «Anschluß Österreichs» und die weiteren Vorkriegsexpansionen 1938/39 auszuschließen, wurde nicht weiter diskutiert und schließlich als nicht verbindlich angesehen. Ohne Rechtskraft waren auch die Festlegung auf die Oder-Neiße-Grenze als polnische Westgrenze sowie die Abtretung Ostpreußens. Die Einigung auf eine «ordnungsgemäße Überführung deutscher Bevölkerungsteile» aus Ostmitteleuropa erwies sich bereits in Potsdam als Makulatur, da die Vertreibung der Deutschen ebenso wie die Neuansiedlung von ebenfalls vertriebenen Ostpolen in den geräumten Gebieten bereits eingesetzt hatte. Wirkliches Interesse an der humanitären Katastrophe, die damit verbunden war, kam in Potsdam nicht auf. Ähnlich emotionslos verhielten sich die Westmächte in bezug auf die in Potsdam vom sowjetischen Außenminister Molotow erneut angeschnittene Frage, wie mit den noch im Westen weilenden sowjetischen Staatsbürgern umzugehen sei, die die UdSSR zurückzuführen wünsche. Insgesamt befanden sich bei Kriegsende etwa fünfeinhalb Millionen Sowjetbürger in Deutschland und Westeuropa. Etwa die Hälfte davon waren Kriegsgefangene, aber auch verschleppte «Ostarbeiter». Eine besondere Gruppe waren Angehörige von Freiwilligenverbänden, die für die Deutschen gekämpft hatten und von den anglo-amerikanischen Verbänden gefangengenommen worden waren. Die Mehrheit wurde mit Hilfe der Westmächte zurückgeführt, teils gegen ihren ausdrücklichen Willen. Die Vereinigten Staaten, so hatte das US-Außenministerium schon im Januar 1945, also vor der Konferenz in Jalta, den Sowjets mitgeteilt, hätten kein Verlangen, sowjetische Staatsbürger vor der Rückkehr in die Sowjetunion zu schützen. 33 Stalin sah sie unterschiedslos als Kollaborateure, und entsprechend wurde mit ihnen verfahren. Rund zwanzig Prozent der Zurückgebrachten wurden zum Tode verurteilt, sechzig Prozent zu teilweise hohen Haftstrafen im GULag; nur zwanzig Prozent blieben unbehelligt. 34 Ein Teil derjenigen, die sich aus Zufall oder mit einer Portion Glück der «Repatriierung» entziehen konnten - und dies waren nicht zuletzt die aktiven Kollaborateure -, organisierte sich dann in den folgenden Jahren als antikommunistische Emigration. Sie gestaltete etwa über Rundfunkstationen maßgeblich die westliche Propaganda im Kalten Krieg mit.
    Angesichts der Realitäten, die nach Potsdam geschaffen wurden, ist es sicherlich müßig, darüber zu streiten, ob die gemeinsamen Beschlüsse auch ohne die folgende große abschließende Friedenskonferenz als völkerrechtlich verbindlich anzusehen waren. Die Sowjetunion bestand auf dieser Auslegung. Die Westmächte wiederum beharrten auf der Auffassung, es handele sich lediglich um ein Konferenz-Kommunique und nicht um eine Friedensregelung. Für den Verlauf des sich anbahnenden Kalten Krieges war dieser juristisch feine Unterschied von immenser Bedeutung. Unter anderem ließ er faktisch die «Deutsche Frage» offen.
    In Potsdam wurde nur wenig über den noch verbissen geführten Krieg in Ostasien gesprochen. Allerdings verabschiedeten die drei Siegermächte am 26. Juli einen gemeinsamen Aufruf an Japan mit der Aufforderung, sich bedingungslos zu ergeben. Auch hier war es als ein deutliches Zeichen für den Zerfall der Kriegskoalition zu werten gewesen, daß die Sowjets an der Ausarbeitung dieser «Potsdamer Erklärung» schon nicht mehr beteiligt worden waren. Auch die sowjetische Forderung nach einer eigenen Besatzungszone in Japan wurde schlicht abgelehnt. Angesichts dessen, was die Sowjets bereits an vollendeten Tatsachen in Ostmitteleuropa geschaffen hatten, konnte man dies als ein klares Bekenntnis dafür werten, diesen Raum bereits für den kommenden Konflikt mit den Sowjets zu sichern.
Globale geopolitische Vorentscheidungen: Die Sicherung von Räumen
    Vor allem Churchill hatte im Vorfeld der Potsdamer Konferenz immer wieder seine Besorgnis über die Gefahr der Sowjetisierung Europas zum Ausdruck gebracht. Vieles entsprach wortwörtlich dem, was er später in seiner berühmten Rede im amerikanischen Fulton am 5. März 1946 ausführte.

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