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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Hitler am 20. Juli
    1944 insofern eine wichtige Rolle, als die deutsche Propaganda danach ausführlich vor allem die Beziehungen der Verschwörer zum Westen publik machte. Andererseits hatte in dieser Phase auch die deutsche Regierung eine Reihe von Geheimkontakten zu den
    Westmächten, die bei Bekanntwerden für erhebliche Spannungen zwischen den Westalliierten und Stalin sorgten. Den Höhepunkt erreichten diese im Frühjahr 1945, nachdem sich deutsche Truppen am 28. März 1945 den Amerikanern in Italien ergeben hatten. Ausgehandelt worden war die aufsehenerregende Kapitulation zwischen dem SS-General Karl Wolff - immerhin zuvor lange Jahre Chef des Persönlichen Stabes von Himmler und nun Bevollmächtigter General der Deutschen Wehrmacht in Italien -, dem Schweizer Geheimdienst und dem US-Geheimdienst OSS. Diese von den Amerikanern «Sunrise» genannte Operation belastete die Anti-Hitler-Koalition auch deshalb aufs heftigste, weil die USA die von den Sowjets geforderte Beteiligung an den Verhandlungen abgelehnt hatten. In einem teils wütenden, teils höhnischen Briefwechsel warf Stalin den Amerikanern ein antisowjetisches Komplott vor. 28 Er selbst hatte allerdings wenige Monate zuvor ebenfalls die Verhandlungen mit Rumänien, die schließlich am 12. September 1944 zum Waffenstillstand führten, vor den Westmächten geheimgehalten. Ein nicht weniger aufgebrachter und seit Jalta gesundheitlich noch schwerer angeschlagener Roosevelt wies noch kurz vor seinem Tod am 12. April 1945 die sowjetischen Vorwürfe energisch zurück. In der Tat scheiterten alle späteren deutschen Friedensbemühungen, auch jene, die Außenminister Ribbentrop mit Wissen Hitlers im Februar/März 1945 über den Vatikan lancierte. Deutlich hatte insbesondere Ribbentrop noch einmal auf die bekannten Sorgen der Westmächte gesetzt. «Stalin», hieß es in seinem Schreiben vom 16. Februar 1945 an die Westmächte, «wird sich mit dem, was er bisher erreicht hat, nicht begnügen. [...] Nach deutscher Meinung ist es naiv und unrealistisch zu glauben, daß es den Engländern und Amerikanern - wenn Deutschland mit ihrer Zustimmung vom Bolschewismus niedergeworfen wäre - gelingen könnte, die Pläne Stalins durch Abmachungen über die Verteilung von Besatzungszonen in Deutschland usw. zu blockieren. Selbst wenn Stalin auf solche Abmachungen auf der Konferenz der Großen Drei eingegangen ist, so ist das reine Taktik, die nichts an seinem Plan ändert, die Bolschewisierung Europas und seine vollständige Unterwerfung unter die Herrschaft des Kremls zu erreichen. [...] Nur die Zusammenarbeit der Weltmächte, welche die Kriegsbündnisse ersetzen muß und an der Deutschland aktiv teilzunehmen wünscht, wird imstande sein, einen dritten Weltkrieg zu verhindern.» 29 In Deutschland übersah man, daß der wichtigste Nenner des alliierten Zusammenhalts die Vernichtung des Nationalsozialismus blieb. Erst nach dem Tod Hitlers wurde öffentlich deutlich, wie zerbrechlich das Bündnis schon immer gewesen war.
    Die Konferenz von Potsdam - offiziell eigentlich Konferenz von Berlin -, die am 17.Juli 1945 begann und am 2. August mit einem gemeinsamen «Kommunique» und bezeichnenderweise nicht mit einem völkerrechtlich verbindlichen «Abkommen» endete, war daher sichtbarer als alle vorangegangenen gemeinsamen Verhandlungen vom Konflikt gekennzeichnet. Auf westlicher Seite nahm als Nachfolger des im April verstorbenen Roosevelt dessen ehemaliger Vizepräsident, Harry S.Truman, teil. Er wurde durch den am l.Juli neu berufenen Außenminister James Byrnes unterstützt, der bereits als Roosevelts «Yalta front man», wie es damals hieß, an den Verhandlungen auf der Krim mitgewirkt hatte. Truman war zwar von seinem Vorgänger nicht über alles informiert worden, seinem Ärger über das sowjetische Vorgehen in Ostmitteleuropa machte er jedoch schon kurz nach seinem Amtsantritt gegenüber Außenminister Molotow Luft. Auch in Potsdam hielt Truman mit seinem Mißfallen nicht hinter dem Berg. Als er anläßlich der Konferenzeröffnung als Vorsitzender das Wort ergriff, war eines seiner ersten Themen die Mißachtung der Jalta-Deklaration durch die Sowjets. Auch Stalin zeigte sich verärgert. Er verstand den unmittelbar nach Kriegsende in Europa am 8. Mai 1945 verfügten amerikanischen Lieferungsstopp als besonderen Affront. Tatsächlich war dies wohl lediglich die bürokratische Folge aus dem überflüssig gewordenen Leih-und-Pacht-Abkommen für Europa gewesen, zeugte aber doch

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