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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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von wenig psychologischem Gespür. Die Lieferungen für den sowjetischen Bedarf in Ostasien betraf dies nicht, und auch die anderen wurden etwas später wieder aufgenommen.
    Der britische Premier Churchill und sein Außenminister Eden nahmen nur zeitweilig an der Konferenz teil. Sie wurden infolge der Niederlage der britischen Konservativen am 28. Juli durch den neuen Premierminister der Labour Party, Clement Attlee, und seinen Außenminister Ernest Bevin ersetzt. Wie auch Truman waren die beiden Neuen außenpolitisch wenig erfahren. Die vierte westliche Siegermacht, Frankreich, konnte in Potsdam noch nicht teilnehmen. Paris hatte aber bereits am 1. Mai dem alliierten Kontroll-system in Deutschland zugestimmt und erkannte am 4. August auch das «Potsdamer Kommunique» an. In eine eigene Besatzungszone im Norden Berlins rückten die Franzosen Mitte August 1945 ein, nachdem bereits im Juli das Saarland wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen und auch ein Teil von Rheinland-Pfalz als Besatzungsgebiet übergeben worden war. Am 10. September 1945 nahm Frankreich dann an der ersten Konferenz des alliierten Rates der Außenminister teil. 30
    Wie problematisch die Situation schon im Vorfeld der Potsdamer Konferenz war, verdeutlichte auch die Antwort Trumans auf den Vorschlag Churchills vom 12. Mai 1945, zunächst untereinander ohne Stalin zusammenzukommen. Truman hatte zwar dem Treffen zugestimmt, aber ausdrücklich betont, angesichts des ohnehin vorhandenen Mißtrauens in Moskau sei es wichtig, nicht zusätzlich den Verdacht von vorherigen westlichen Absprachen zu wecken. Auch deshalb war der ehemalige Sonderbeauftragte Roosevelts, Harry Hopkins, von Truman noch im Mai nach Moskau geschickt worden. Bis zu seiner Rückkehr in die USA am
    6. Juni gelang es Hopkins, der noch das meiste Vertrauen Stalins genoß, wichtige Probleme im Vorfeld zu lösen. Stalin stimmte schließlich einer gemeinsamen Abschlußkonferenz zu. Auch Hopkins hatte in Moskau allerdings darauf hingewiesen, daß die öffentliche Meinung im Westen sich gegen die Sowjets wende. Offensichtlich überzeugte dies auch den Diktator. 31
    Wo die einzelnen Streitpunkte lagen, faßte ein gemeinsames an-gloamerikanisches Memorandum im Juni 1945 zusammen. Neun Problemfelder, die sich in verschiedene Einzelfragen aufgliederten, zeigten deren weit über Europa hinausweisende Dimension. 1. Polen: Modalitäten der Übernahme deutscher Gebiete. 2. Deutschland: Besatzungszonen, Verwaltungen, Reparationen, Verschleppte und Vertriebene (Displaced Persons), Versorgung. 3. Österreich: Einrichtung von Besatzungszonen, Regierungsbildung, Versorgung.
    4.Jugoslawien: Regelung der Grenzfragen zu Österreich und Italien. 5. Balkan: Verhalten der Sowjets in Rumänien, Bulgarien und Ungarn. 6. Persien: Truppenabzug der Sowjets und Briten. 7. Italien, Griechenland, Türkei: Neufestlegung westalliierter Interessen, Friedensvertrag mit Italien. 8. Sowjetische Forderungen nach Zugang zum Meer: Ostsee, Dardanellen, Persischer Golf. 9. Sowjetische Verletzung der Jalta-Deklaration. 10. Palästinafrage. 32
    Potsdam war keine Friedenskonferenz für Gesamtdeutschland, sondern ein Abschlußtreffen für das Ende des Krieges gegen Hitler. Eine Friedenskonferenz mit Deutschland gab es nicht mehr. Sie wurde 1990 durch die «Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen» der beiden Hauptsiegermächte mit den zwei deutschen Staaten ersetzt. Dennoch - oder wahrscheinlich eher deswegen - entwickelten sich alle Fragen, die in Potsdam offen blieben oder unzulänglich geklärt wurden, zum Problem des entstehenden Kalten Krieges. In der Deutschlandfrage einigte man sich nach langen Diskussionen schließlich auf der Basis der Beratungen während der Kriegskonferenzen auf fünf offizielle Beschlüsse, die als die «vier Ds» - Demili-tarisierung, Denazifizierung, Dezentralisierung und Demokratisierung - zum Schlagwort wurden: (1.) Beseitigung von Nationalismus und Militarismus. (2.) Aufteilung Deutschlands bis zum endgültigen Friedensvertrag in vier Besatzungszonen, wobei die Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie unter sowjetische bzw. polnische Kontrolle fallen sollten. (3.) Umsiedlung der Deutschen aus den deutschen Ostgebieten sowie aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. (4.) Etablierung örtlicher deutscher Selbstverwaltungen und Zentralbehörden unter Aufsicht des alliierten Kontroll-rats. (5.) Wirtschaftliche Einheit, aber Kontrolle der Industrie sowie Auflösung der Kartelle, Syndikate und Trusts. Reparationen

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