Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Grundlagenvertrag und das Vier-Mäch-ic-Abkommen über Berlin erlaubten es zwar nicht, wie es Brandt gewünscht hatte, Westberlin als eigenes Bundesland anzuerkennen, aber seine spezifischen Rechte und damit auch seine Sicherheit wurden noch einmal ausdrücklich bestätigt. Zudem brachten sie die humanitären Erleichterungen, auf die die Bundesregierung so gedrängt hatte.
Für die DDR, der es vor allem um internationale Anerkennung gegangen war, waren die ersten Jahre nach der Unterzeichnung eine Zeit außenpolitischer Triumphe. Die DDR war, wie die Bundesrepublik, ab 1973 in der UNO vertreten. Ihre Delegationen durften sogar bereits seit Ende 1972 an einzelnen UN-Treffen teilnehmen, so etwa an der Umweltschutzkonferenz. Auch die Aufnahme der DDR in die UNESCO fand bereits im November 1972 statt. Im selben Jahr wurde zwischen der Sowjetunion und den USA vereinbart, daß die DDR auch als gleichberechtigter Verhandlungspartner bei den Verhandlungen über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) teilnehmen dürfe. Der Welle der diplomatischen Anerkennungen folgte dann die von der SED jeweils stolz verkündete Eröffnung zahlreicher westlicher Vertretungen in der DDR. Ein besonderer Prestigeerfolg wurde die Eröffnung der US-Botschaft in Ostberlin. Die Vertretung der westlichen Führungsmacht war nach langen Verhandlungen, an denen auch der damalige UN-Delegierte und spätere US-Präsident George Bush beteiligt war, am 4. September 1974 eingeweiht worden. Für die beiden deutschen Staaten ermöglichte der Grundlagenvertrag allerdings nur die Einrichtung von sogenannten Ständigen Vertretungen, die einerseits Ausdruck der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten sein sollten, andererseits aber allein durch ihre Bezeichnung auf den Sonderstatus verwiesen.
Die Probleme, die für die DDR mit der Anerkennung verbunden waren, zeigten sich erst allmählich. Mit der neuen internationalen Rolle ließ sich die innenpolitische Verfolgung von Gegnern und Dissidenten nicht verbinden. Vor allem aber machten einige der neueingerichteten westlichen Vertretungen, insbesondere die der Bundesrepublik, in den folgenden Jahren erhebliche Sorgen. Sie eröffneten zum Beispiel auch unzufriedenen DDR-Bürgern eine ganz neue Möglichkeit, sich über die Zustände in ihrem Land zu beschweren oder sogar die DDR zu verlassen. Dies wurde dann insbesondere in den achtziger Jahren deutlich. Petitionen zum desaströsen Umweltschutz in Ostmitteleuropa wurden hier übergeben. DDR-Bürger, die in der US-Botschaft um Asyl baten, ließ man sogar umgehend auf persönliche Anordnung Honeckers in den Westen ausreisen. Auch in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik sammelten sich immer wieder die Ausreisewilligen. So waren allein im Juni 1984 dort 59 Personen untergebracht, darunter sogar ein fahnenflüchtiger NVA-Soldat. Auch sie durften später die DDR verlassen. Das Erfolgsmodell der Botschaftsflüchtlinge funktionierte auch über Drittländer. Als im gleichen Jahr ausreisewillige DDR-Bürger in die bundesdeutsche Vertretung in Prag eindrangen - darunter diesmal sogar eine Nichte des Vorsitzenden des DDR-Ministerrats, Willi Stoph konnten auch sie rasch und komplikationslos nach Westdeutschland ausreisen. 1989 waren es dann Hunderte, die über westliche Botschaften ihre Ausreise aus der DDR erzwangen.
Abrüstungskonferenzen
Versuche, internationale Konferenzen zur Verminderung der kontinuierlichen Aufrüstung im Kalten Krieg einzuberufen, hatte es nach der Genfer Konferenz 1955 immer wieder gegeben. Sie betrafen konventionelle wie atomare Waffen, scheiterten aber in der Regel am gegenseitigen Mißtrauen. So tagte bis 1957 eine ebenso geheime wie erfolglose UN-Kommission für konventionelle Rüstung. Auch auf dem Gebiet der atomaren Waffen konnten sich die beiden Supermächte 1958 nur auf ein informelles und praktisch ergebnisfreies Teststopp-Moratorium verständigen. Mitten in der eskalierenden Zweiten Berlinkrise war es aber auch 1959 noch möglich, einen Vertrag über das Verbot der militärischen Nutzung der Antarktis abzuschließen. Allerdings blieben danach, bis zum linde der Kubakrise 1962, alle weiteren Abrüstungsgespräche zwischen den Supermächten, die vor allem in Genf weitergeführt worden waren, ergebnislos. 1960 stellten die Ostblockstaaten ihre Mitarbeit an den Genfer Verhandlungen sogar für einige Monate ganz ein.
Die dramatischen militärischen Eskalationen in Berlin nach dem Mauerbau 1961 und vor
Weitere Kostenlose Bücher