Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Stratofortress, die im Schlüsseljahr des Kalten Krieges 1947 geplant und nach ersten Prototypenauslieferungen 1952 seit dem letzten Drittel der fünfziger Jahre in Dienst gestellt wurde, bildeten diese Maschinen das Rückgrat der SAC-Bomberflotte, deren permanenter Einsatz ab
1958 geübt wurde. Bis 1968 befand sich eine Bomberflotte von sechzig B-52 mit ihren jeweils acht A- oder vier H-Bomben pro Flugzeug und damit rund 3000 Megatonnen Sprengkraft kontinuierlich in der Luft, um bei entsprechenden Einsatzbefehlen die Ladung über vorbestimmten Zielen in der Sowjetunion abzuwer-fen. Die dafür notwendige Treibstoffversorgung in der Luft durch eigens entwickelte Tankflugzeuge wurde parallel dazu eingeführt. Da die Produktion eines Nachfolgers der B-52 seit den sechziger Jahren kontinuierlich verschoben wurde, blieb dieser Flugzeugtyp der Standardbomber der USA im Kalten Krieg und damit auch eines der bekanntesten Symbole für den globalen Konflikt.
In der sowjetischen Luftwaffe lief die Produktion neuer Bombertypen für den als möglich erachteten Atomkrieg zwar im Jahr
1947 an, konnte aber erst 1951 in die Serienfertigung übergehen. 17 Ab 1959 wurde die Luftwaffe noch einmal völlig umorganisiert und glich danach weitgehend dem amerikanischen Muster. Neben der Heimatverteidigung, PWO, und der Strategischen Luftwaffe, ADD/DA, entstanden eine taktische Bomberflotte (FA) und eine eigene Marinefliegertruppe (AWMF). Die ersten sowjetischen Bomber, die für Nuklearwaffen geeignet waren, waren Nachbauten der amerikanischen B-29, von denen einige während des Zweiten Weltkriegs auf sowjetischem Territorium notgelandet waren. Die Kopie erhielt den Namen Tupolev Tu-4 (NATO-Code: Bull ) und konnte bereits im Sommer 1947 präsentiert werden. Nachdem auch die sowjetische Führung entschieden hatte, auf Strahltriebwerke zu setzen, womit gleichzeitig das Auslaufen der Tu-4-Pro-duktion beschlossen war, wurde noch im selben Jahr der Nachfolger Tu-14 (Bosun) aufgelegt. Er blieb trotz erheblicher technischer Mängel bis in die sechziger Jahre in Dienst. Als strahlgetriebener Standardbomber wurde allerdings die Iljuschin 11-28 (Beagle) erfolgreicher. Auch ihre Motoren gingen noch auf westliche Lizenzen zurück. Ab 1950 eingeführt, baute man sie bis 1959. Die 11-28 erwies sich sogar als so zuverlässig, daß sie außer in Ostblockstaaten zum Beispiel auch nach Nordkorea, Nordvietnam, in das nominell neutrale Finnland sowie in verschiedene blockfreie Staaten, etwa nach Indonesien und Ägypten, geliefert wurde. Auch China baute die 11-28 in Lizenz nach. Neben der Tupolev Tu-16 (Badger), die in der Kapazität etwa der amerikanischen B-47 Stratojet entsprach, waren dies die Bomber, die auch in den konventionellen militärischen Konflikten des Kalten Krieges, etwa auf arabischer Seite gegen Israel, zum Einsatz kamen.
Das eigentliche Pendant zu den großen Strategischen Bombern der USA - der B-47, B-50 und B-52 - war allerdings die Myasishchev Mya-4 (Bison A), die ab 1951 auf direkten Befehl Stalins und mit einer entsprechend kurzen Entwicklungszeit geplant worden war. Tatsächlich konnte sie bereits drei Jahre später der Öffentlichkeit präsentiert werden. Wie wichtig die Mya-4 für das sowjetische Prestige im Rüstungswettlauf war, zeigte sich auch darin, daß Chruschtschow es sich nicht nehmen ließ, sie am 13.Juli 1955 westlichen Militärattaches zu präsentieren. Erst ein Jahr später wurde sie offiziell in der sowjetischen Luftwaffe eingeführt. Es war das Bekanntwerden der Mya-4, das im Westen ab 1953 das Wort von der «Bomberlücke» aufkommen ließ, die freilich ebensowenig existierte wie die beklagte «Raketenlücke». Die Mya-4 und ihr Nachfolger, die 1956 überarbeitete Mya-6 (Bison B), waren die größten Strategischen Bomber, die die UdSSR in den fünfziger und sechziger Jahren einsetzen konnte. Auch sie waren in der Luft aufzutanken. Und auch die Mya-6-Baureihe erwies sich als viel zu teuer und viel zu unzuverlässig. Sie wurde bereits ab 1956/57 allmählich durch die Tupolev Tu-20 (Bear, spätere Bezeichnung Tu-95) ersetzt. Die Tu-20 war wiederum ein sowjetischer Exportschlager, der unter anderem in den siebziger Jahren nach Libyen geliefert wurde. Ähnlich wie in den USA wurden Versionen zum Beispiel für die Elektronische Kriegsführung oder mit Marschflugkörpern ausgerüstet. Bears gehörten schließlich auch deshalb zu den bekanntesten sowjetischen Bombern, weil sie regelmäßig an den Rändern der NATO-Staaten
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