Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
von Spionagesatelliten zuständig war.
Die Sowjets waren im Gegensatz zu den Amerikanern alte Hasen im Spionage- und Abwehrgeschäft. Ihr Geheimdienst bestand damals seit fast dreißig Jahren unter verschiedenen Namen. Er war bereits in der Formationsphase des Kalten Krieges 1946 für die neuen Aufgaben umstrukturiert und schließlich 1954 zum «Komitee für Staatssicherheit» (KGB) umorganisiert worden. Anders als westliche Dienste war das KGB, wie die nach seinem Vorbild aufgebauten Organisationen in den «Bruderstaaten», nicht nur für Spionage, Gegenspionage und Abwehr, sondern auch für politische Strafsachen und vor allem für die innerstaatliche Überwachung der eigenen Bevölkerung zuständig. Mit dem Ende der Sowjetunion wurde 1991 auch das KGB aufgelöst. 40 Parallel dazu bestanden in der UdSSR ebenfalls weitere Dienste, von denen in der Frühzeit des Kalten Krieges zum Beispiel das «Informationskomitee beim Ministerrat» (KI) kurzzeitig bedeutsam wurde. Als armeeeigene Einrichtung blieb die 1918 gegründete «Hauptverwaltung Aufklärung» (GRU) als Auslandsnachrichtendienst im Kalten Krieg bestehen. Ihre Schwerpunkte lagen in den USA und Westeuropa. Dort gelangen ihr zum Teil spektakuläre Erfolge. Der GRU unterstanden unter anderem die besonders geheimnisumwitterten Speznaz- Einheiten, jene Truppen zur besonderen Verwendung, die wie ihre westlichen Pendants (SPG, Gladio etc.) für Zersetzungsund Spionageeinsätze hinter der Front vorgesehen waren. Für Aufgaben in der Bundesrepublik rekrutierten die östlichen Geheimdienste auch Mitglieder der westdeutschen DKP.
Was überhaupt Verdeckte Operationen waren, konnte niemals klar definiert werden. In der offiziellen amerikanischen Festlegung aus dem Jahr 1948 waren es schlicht alle Maßnahmen, die vom Präsidenten abgestritten werden konnten, in der Definition des Ostblocks gehörten dazu alle Handlungen, die ohne Wissen der Öffentlichkeit durchgeführt wurden. Die wichtigsten waren sicherlich Spionage- und Gegenspionage, Sabotage, Umsturzversuche, Attentate, verdeckte Zuwendungen an Gruppen oder Personen sowie die nichtoffizielle militärische Unterstützung. Völlig ungeklärt ist, wie viele Geheimoperationen während des Kalten Krieges durchgeführt wurden. Auf amerikanischer Seite sollen es etwa 900 gewesen sein. Nachprüfbar werden solche Zahlen allerdings wohl niemals sein. Langfristig waren die gesamte geheime «Ostarbeit» des Westens und die geheime «Westarbeit» des Ostens darauf ausgelegt, das gegnerische System zu schwächen und das eigene zu stärken. Spektakuläre Fälle von sowjetischer Spionage gab es daher zunächst vor allem in der Atomforschung. 1950 konnte in London der zuvor in der amerikanischen Forschungsstätte Los Alamos tätige Wissenschaftler Klaus Fuchs als sowjetischer Spion verhaftet werden. Er gab zu, aus politischen Motiven Einzelheiten zum Atomwaffenbau an die Sowjets weitergegeben zu haben. 41 Nach der Verbüßung einer Haftstrafe durfte er 1959 in die DDR ausreisen. Von ihm führte die Spur zu einem Spionagering, der bereits während des Krieges technische Einzelheiten nach Moskau weitergegeben hatte. Die Mitglieder waren mehrheitlich überzeugt, daß keine Seite allein im Besitz der neuen zerstörerischen Waffe sein sollte. Julius Rosenberg wurde mit seiner an der Spionage wohl nicht beteiligten Frau 1953 in den USA hingerichtet. Andere Beteiligte flohen nach Osteuropa. Ob die weitergegebenen Informationen den entscheidenden Beitrag zum Bau der sowjetischen Atombombe lieferten, blieb allerdings eher zweifelhaft, nicht anders die Befürchtungen, die weitergegebenen Informationen könnten auch die Herstellung einer sowjetischen H-Bombe beschleunigen. Die entscheidenden Berechnungen zum Bau gelangen in den USA erst 1951, also zu dem Zeitpunkt, als die wichtigsten sowjetischen Agenten bereits verhaftet oder nicht mehr aktiv waren. Man hat gemutmaßt, daß es wahrscheinlich eher der radioaktive Fallout nach der Explosion der amerikanischen «Superbombe» war, der es den Sowjets ermöglichte, die Wirkungsweise zu rekonstruieren.
Daß gerade Industriespionage für die Sowjets und den Ostblock eine immer größere Bedeutung erlangte, konnte man während des gesamten Kalten Krieges auf dem militärischen und dem zivilen Sektor beobachten. Technik, aber auch Design westlicher Systeme wurde geradezu hemmungslos kopiert. Zu den Beispielen sowjetischer Spionageerfolge in der Militärtechnik gehörten -neben der bereits erwähnten,
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