Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
waren insgesamt so erfolgreich, daß nicht nur die U-2 weit über das Ende des Kalten Krieges hinaus im Einsatz blieb, so unter anderem im Afghanistan-, Balkan- und Irakkonflikt. Parallel dazu wurden Nachfolger gebaut, etwa die ab 1957 entwickelte Lockheed SR-71 Blackbird. Sie wurde seit 1968 regelmäßig in den Krisenregionen des Nahen und Mittleren Ostens, aber auch über Kuba eingesetzt.
Es gehörte zur Logik des Kalten Krieges, daß die Sowjets als Antwort auf die gegnerischen Spionageflüge einen eigenen Aufklärer entwickelten. 1957 wurde die «sowjetische U-2», die Yalcovlev Yak-25 RV (NATO-Code: Mandrake ), in Auftrag gegeben, die man nach dem Abschuß der amerikanischen U-2 anhand der gefündenen Reste noch einmal gründlich überarbeitete, bevor sie 1963 in Dienst gestellt wurde. Es war unter den Bedingungen des Kalten
Krieges dann genauso zwangsläufig, daß danach der US-Flugzeug-bauer General Dynamics für den Bau seines Aufklärers RB-57F wiederum Anleihen bei der sowjetischen Yak-25 machte. Eine weitere sowjetische Antwort auf die U-2 wurde die MiG-25 (Foxbat), die ab 1970 in Dienst gestellt wurde. Wirklich bekannt wurde dieser Typ allerdings wiederum erst durch einen Geheimnisverrat. 1976 landete der sowjetische Überläufer Viktor Belenko mitsamt seiner Foxbat im Westen.
Trotz der aufsehenerregenden Erfolge, die auf den Einsatz von Spionageflugzeugen zurückgingen, und trotz der Weiterentwicklung der Luftaufklärung war diese Art der Spionage schon seit den sechziger Jahren wieder veraltet. Bereits Anfang der fünfziger Jahre waren erste Vorbereitungen für den Bau von Spionagesatelliten getroffen worden. Im Februar 1958, also nur wenige Monate nach dem Start des sowjetischen Sputnik, begann in den USA das erste CIA-Spionagesatellitenprogramm unter dem Namen Corona. Zwei Jahre später konnte der Satellit Keyhole ins All geschickt werden und seine Photos mit Fallschirmcontainern zur Erde senden. 46 Die Arbeit war noch umständlich, doch nach dem ersten Abschuß einer U-2 waren die Vorteile unbestreitbar. Keine damals verfügbare Flugabwehrwaffe war in der Lage, einen Satelliten zu erreichen. Kontinuierlich folgten in den USA bis weit über das Ende des Kalten Krieges hinaus weitere Programme, die in den achtziger Jahren teilweise mit den Versuchen für das weltraumgestützte SDI-Programm verknüpft waren. Aber auch in der Sowjetunion hatte die Arbeit an einem Aufklärungssatelliten parallel zum Sputnik-Programm begonnen. Koroljows Spionagesatellit Zenith erreichte zwei Jahre nach dem US-Vorgänger Keyhole im Juli 1962 die Erdumlaufbahn und schickte wie sein amerikanisches Pendant seine Ergebnisse mit Hilfe von Fallschirmen zurück. Auch hier folgten kontinuierlich weitere Programme, von denen das 1964 begonnene Programm Yantar (Bernstein) sich zum erfolgreichsten entwickelte. Mit Hilfe von Yantar-Operationen wurden in den achtziger Jahren unter anderem die amerikanischen SDI-Programme ausgespäht. Unangreifbar waren Satelliten zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Schon 1962 waren Raketen in der Lage, zumindest Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen zu erreichen.
Neben Spionage gehörten Umsturzversuche und Unterstützung von «Rebellen» zum Instrumentarium der Geheimdienste im Kalten Krieg. Bis in die siebziger Jahre war der Enthusiasmus ungebrochen, wie Insider wie der CIA-Missionschef auf Taiwan, Ray Cline, in ihren Memoiren betonten. 47 Erst das Fiasko des Vietnamkriegs sorgte auch hier für Ernüchterung. Schon ab 1949 initiierte der amerikanische Geheimdienst, zum Teil mit Beteiligung der Briten, direkte Putschversuche hinter dem Eisernen Vorhang. Das Muster blieb während des Kalten Krieges gleich. In der Regel wurden Emigranten aus kommunistischen Staaten ausgebildet und für die Auslösung eines Umsturzes eingesetzt. Auch der 1948 vorgelegte US-Plan für einen eventuellen Krieg mit der Sowjetunion, Halfmoon, enthielt Namenslisten von Emigranten, die zum Beispiel hinter der Front eingesetzt werden sollten. Die erste dieser Revolutionen wurde ab November 1948 für Albanien vorbereitet, wobei in diesem Fall das britische Außenministerium mit dem Vorschlag an die Amerikaner herangetreten war. Ausdrücklich hatten die Briten, namentlich der stellvertretende Unterstaatssekretär Ivone Kirkpatrick, dabei von Vergeltung für die albanische Beteiligung am Griechischen Bürgerkrieg gesprochen. Albanische Emigranten sollten ins Land geschleust werden und einen Bürgerkrieg aus-lösen. Bis
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