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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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jodgetränkten Wattebausch abrieb. Ich hätte ihr eine reinhauen können … Später, nahm ich mir vor.
    »Jetzt, wo ich den Körper-Übertragungszauber perfektionierte habe, wäre es doch eine Verschwendung, ihn nicht mehr zu benutzen, stimmt’s, mein Sohn?«
    »Natürlich.« Er warf mir einen Blick zu, dann stach er eine Spritze in ein Glasfläschchen und zog die Flüssigkeit in den Zylinder. »Kann eine recht interessante Erfahrung sein, wie man so hört.«
    Joseph wollte also in Maliks Körper herumlaufen, so wie ich in Rosas. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus: Ich hatte das zwar auch getan, aber unwissentlich. Und ich hatte als Rosa nichts gemacht, was ich nicht auch als ich selbst gemacht hätte.
    Dass Joseph mit Maliks Körper ebenso rücksichtsvoll umgehen würde, bezweifelte ich. Aber wenn stimmte, was ich in
ihren Erinnerungen gesehen hatte, dann war Rosa auch nicht gerade zimperlich mit ihrem Körper umgegangen. Ich blickte nachdenklich zu ihr hinauf. Ob ich sie nicht vielleicht doch in Besitz nehmen könnte? Cosette hatte zwar gesagt, es sei unmöglich, aber das konnte ja gelogen gewesen sein. Schwarze Magier waren nicht gerade bekannt für ihre Wahrheitsliebe. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Mutter und Sohn, aber die waren in ein Gespräch über ihre künftigen bösen Taten vertieft.
    Ich stand vorsichtig auf. Glücklicherweise schien Josephs zweiter Befehl, mich zu setzen, den ersten, in dem er mir befohlen hatte, mich nicht zu rühren, aufgehoben zu haben. Mit angehaltenem Atem, um nur ja nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, kletterte ich auf den Altar und ließ mich in Rosas Körper nieder.
    Nichts.
    Mit geballten Fäusten starrte ich zur ziegelroten Gewölbedecke hinauf und versuchte mit aller Kraft, mit ihr zu verschmelzen.
    Nichts geschah. Kacke. Es wäre zu schön gewesen, wenn Cosette in diesem Fall unrecht gehabt hätte. Vielleicht musste ich mich ja mehr anstrengen, mich besser konzentrieren und versuchen, wie Rosa zu denken. Ich stellte mir Joseph nackt und in Ketten vor. Das tat meinem Rachebedürfnis zwar gut, riss mich aber – erotisch gesehen – nicht gerade vom Hocker. Fliege Puck war zwar nicht hässlich, aber auch kein Brad Pitt. Hm. Brad Pitt. Vielleicht wäre Rosa ja -
    »Psst! Ich hab dir doch gesagt, das funktioniert nicht, Sidhe.« Ich zuckte zusammen. »Davon kriegt sie bloß Alpträume.«
    Mit wild klopfendem Herzen und einem winzigen Hoffnungsschimmer hielt ich nach der Flüsterstimme Ausschau.
    Die Motte grinste mich schelmisch an. »Die Retter sind
da! Wir holen dich hier raus. Toll, oder?«, flüsterte sie glücklich.
    Ich rollte aus Rosas Körper heraus, sprang vom Altar und ging neben der Motte in Deckung. Hoffentlich konnte Joseph Geister nicht auch durch Stein sehen. »Wer ist ›wir‹?«
    »Ich, Daryl und dieser andere Vamp, den ich mit meinem Messer erwischt hab. Ach ja, und deine Doktorfreundin.«
    Grace?, dachte ich erschrocken. Was hatte Grace hier zu suchen?
    »Den anderen Vamp, diesen asiatischen, hab ich leider nicht gefunden«, fuhr sie fort.
    »Macht nichts, er ist auch so gekommen. Und die Bullen? Kommen die auch oder was?«
    »Die kommen auch«, schniefte sie, »na ja, glaube ich wenigstens.« Ihre dünnen, abgetragenen Fetzen bauschten sich empört. »Diese Oberhexe hat ganz schön die Nase gerümpft, als sie meine Geschichte gehört hat. Deine Doktorfreundin und sie haben sich deswegen richtig gestritten. Deshalb sind die Bullen auch noch nicht da.«
    Verdammt – hieß das, sie würden es noch vor dem Auftauchen des Dämons schaffen oder nicht? Detective Inspector Helen Crane musste doch wissen, dass Mitternacht Dinnertime für Dämonen war, oder? Natürlich wusste sie’s, dachte ich zynisch, aber eine kleine Verspätung kam ihr vielleicht ganz gelegen, wenn es bedeutete, mich ein für alle Mal loszuwerden.
    »He, mach nicht so ein Gesicht.« Die Augen der Motte funkelten aufgeregt. »Wir brauchen keine blöden Bullen, wir haben dafür jede Menge Geister und Schatten. Komm und schau!«
    Sie spähte vorsichtig über den Altarstein, dann legte sie die Unterarme darauf und stützte grinsend ihr Kinn ab.
    Ich tat es ihr nach und sah Scarface lautlos hereinschlurfen,
gefolgt von einer Frau mit einem welken Blumenstrauß in der Hand. Hinter ihr ging ein anderer Geist, dessen Kopf mit blutigen Verbänden umwickelt war. Schon stieg mir dieser typische Verwesungsgeruch in die Nase, doch diesmal war er mir fast willkommen. Immer mehr kamen lautlos

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