Der Kalte Kuss Des Todes
andere in ihrem Nacken, verhinderten, dass sie leblos zu Boden sank. Ein Schimmer huschte über ihre Haut, und sie hob den Kopf – aber es war nicht ihr Kopf, es war ein transparentes Abbild davon. Wütend schlug sie an seine Schultern, versuchte, ihn wegzustoßen, was sie natürlich nicht konnte.
Er hob langsam den Kopf. Seine Augen glühten rot.
Jetzt war ich an der Reihe.
Ich packte mein Messer und stach es ihr in den Rücken.
Sie stieß einen schrillen Wutschrei aus, stolperte taumelnd aus meinem Körper heraus und drehte sich wütend zu mir um. Ich stach erneut zu, unter ihre Rippen und hinauf ins Herz. Das Messer fest in ihrem Ätherkörper, stieß ich sie mit der anderen Hand an den Steinaltar. Schreiend versuchte sie, mir das Gesicht zu zerkratzen. Ich drückte das Messer tiefer in sie hinein, dann riss ich den Mund auf und biss sie in den Hals, zerfetzte ihr die Kehle. Warmes, köstliches Blut strömte in meinen Mund, und ich trank und trank. Sie war nur ein Geist, aber von der Motte und Scarface hatte ich gelernt, dass Geister anderen Geistern Schaden zufügen konnten.
Ein Instinkt riet mir, sie ganz leer zu trinken, nichts übrig zu lassen.
Das Blut wurde allmählich dünner, wässriger, bis es fast jeden Geschmack verlor und versiegte. Ich hob den Kopf. Ihr Fleisch zerfaserte, aber ich fing dennoch jeden Fetzen ein und zerpflückte ihn, bis nichts mehr von ihr übrig war, nicht einmal ihr Geruch.
Satt sank ich neben dem Steinaltar zu Boden. Eine ungeheure Macht durchströmte meinen Ätherkörper, eine Macht, die ich vergrößern könnte, wenn -
»Genevieve?«
Ich hob langsam den Kopf und blickte direkt in Tavishs besorgte Silberaugen.
»Ich versuche, sie in ihre Hülle zurückzuholen, Kelpie, aber ich kann sie nicht mehr fühlen«, klagte Malik. Er kniete über meinem reglosen Körper, beide Hände auf meine nackte Brust gepresst. »Ist ihre Seele noch da?«
»Aye, sie ist noch da, Vampir.«
Tavishs Augen schimmerten im flackernden Kerzenlicht wie Zinn, ebenso die Perlen in den Enden seiner Dreadlocks. Er musterte mich besorgt. »Aber die schwarze Seele der Magierin hat ihr Licht getrübt; sie hängt wie mit Bleigewichten an ihr, wie giftige Aale schwimmt sie durch die Adern ihrer reinen Seele und versucht, sie in den Abgrund zu locken.«
Die Schlangen glitten züngelnd an meinem Arm hinab. Ich streckte die Hand aus und griff tief in Tavishs Brust hinein. Der zuckte mit einem ängstlichen Schnauben zurück. Ich konnte ihn schmecken: fruchtige, pralle Orangen, vermischt mit der Schärfe seiner Angst und der Süße seiner Sehnsucht.
Ich lächelte, und die Schlangen räkelten sich behaglich. Tavish wich zurück und stand auf.
»Ich könnte ihr eine Dosis Adrenalin injizieren«, sagte eine
neue Stimme. Joseph war mit seinen blinzelnden Eulenaugen im Alkoveneingang aufgetaucht, seine Arzttasche an die Brust gepresst. »Das hat schon mal funktioniert.«
Malik blickte auf und sagte: »Joseph, mein Freund, du solltest doch draußen warten, bis wir hier fertig sind.«
»Ich weiß.« Er schaute sich nervös um und machte einen Schritt auf Malik zu. »Aber ich konnte nicht. Ich will helfen, nach allem, wozu diese – dieses Weib mich gezwungen hat.« Er schaute auf meinen Körper hinab. »Ich muss einfach helfen.« Er ging in die Hocke, stellte seine Tasche auf dem Boden ab und schob seine Brille hoch. »Ich fühle mich einfach schrecklich, als wäre das alles meine Schuld.«
Die Schlangen zischelten nervös, und ich neigte überrascht den Kopf zur Seite. Irgendwas stimmte nicht mit dem Doktor.
»Du wurdest dazu gezwungen, es ist nicht deine Schuld«, entgegnete Malik traurig, »du bist nicht für das verantwortlich, was diese schreckliche Magierin getan hat.«
Joseph nickte nervös. »Das verstehe ich ja, rational zumindest, aber -« Er machte seine Tasche auf. »Lasst es mich wenigstens versuchen.«
Ich rutschte unruhig hin und her und begann, auf ihn zuzukriechen.
»Schaden kann’s nicht, Vampir«, meldete sich Tavish zu Wort, der mich wachsam beobachtete.
Malik wich zurück. »Nun gut, Joseph, dann versuch’s.«
Joseph lächelte, aber auch mit diesem Lächeln stimmte etwas nicht, es war nicht dankbar, wie man hätte meinen sollen, sondern triumphierend. Er griff in seine Tasche und holte etwas heraus, das er auf Malik richtete. Ein Zischen ertönte, und aus Maliks Brust ragte ein Betäubungspfeil. Sofort schwenkte Joseph seine Pistole herum und schoss auch Tavish einen Pfeil in die
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