Der Kalte Kuss Des Todes
zurück. Sie hatte sich vertraulich bei Malik untergehakt. Die beiden gaben ein umwerfendes Paar ab, sie in ihrem Abendkleid, er im maßgeschneiderten James-Bond-Smoking, ganz in Schwarz. Bloß die Fliege fehlte. Mein Blick hing sekundenlang an seinem verführerischen weißen Halsansatz.
»Hier ist sie.« Hannah blieb vor einem Alkoven stehen – Rosas Alkoven.
Ich schlich so weit vor, dass ich die beiden und auch den reglosen Körper sehen konnte, der unter einem Tuch auf dem Altarstein lag. Brennende Kerzen warfen ihren flackernden Schein auf die stumme Gestalt.
Malik schlug das Laken zurück und schaute auf Rosa hinab, auf ihren aufgerissenen Mund, die gefletschten Fangzähne. Seine Augen waren vollkommen ausdruckslos, undurchdringlich wie schwarzes Glas.
»Und du bist sicher, dass du ihre Seele in ihren Körper zurückführen kannst?«
Hannah tätschelte lächelnd seinen Arm. »Natürlich, Malik. Wie gesagt, mit dem Seelenbinder, den du mir gegeben hast, ist es eine Kleinigkeit. Alles, was fehlt, ist ein kleiner Zauberspruch. Das lässt sich in wenigen Augenblicken erledigen.«
Malik hatte ihr das Messer freiwillig gegeben? Sie hatte es ihm gar nicht gestohlen? Und er wusste , dass »ich« nicht ich war! Was, zum Teufel, ging da vor?
»Joseph hat also recht? Ihr wurde kein Schaden zugefügt?«, hakte er mit ausdrucksloser Miene nach.
»Sie ist vollkommen unverletzt. Das heißt, bis auf das Hautstück, das wir für den Zauber entnehmen mussten.« Hannah hob das Laken an und deutete auf die kreisrunde kleine Wunde an Rosas Hüfte. »Aber das wird heilen, sobald sie wieder sie selbst ist.« Sie deckte die Reglose wieder zu.
»Wenn ihre Seele in ihren Körper zurückgekehrt ist, wird er ihr ganz allein gehören, das stimmt doch?« Er musterte Hannah durchdringend. »Die Verbindung zwischen ihr und diesem Körper, den du jetzt trägst, wird zerrissen sein.«
Ich war hin und her gerissen zwischen Wut und Verwirrung und dem Gefühl, von ihm betrogen worden zu sein.
»Vollkommen«, bestätigte Hannah.
»Gut.« Ein zufriedener Ausdruck huschte über sein Gesicht, aber so schnell, dass ich mir nicht sicher sein konnte, richtig gesehen zu haben. Er zeichnete mit dem Finger die Linie ihrer Wange nach. »Und die Seele der Sidhe? Was ist aus ihr geworden?«
»Keine Sorge.« Sie schmiegte ihre Wange in seine Hand. »Ihre Seele wird morgen verschwunden sein. Dann gehört dieser Körper und die Macht seines Bluts ganz mir.« Sie reckte das Kinn und presste seine Hand an ihren Hals. »Und ich werde ihn mit Vergnügen mit dir teilen – wie immer du auch willst.«
Er lächelte, zeigte die Spitzen seiner Fangzähne. »Dann hast du, finde ich, im Moment viel zu viel an.« Er streichelte ihren Hals, ihr Brustbein, hakte den Finger in ihren Ausschnitt.
»Soll ich das Kleid zerreißen, oder möchtest du es lieber selbst ausziehen?«
Ich empfand einen Funken Hoffnung, der meine Wut und Enttäuschung ein wenig dämpfte.
Sie stieß ein heiseres, kehliges Lachen aus. »Bald, Malik, bald.« Sie fing seine Hand ein. »Nur Geduld; es wird viel schöner sein, wenn wir warten, bis der Dämon wieder gegangen ist. Dann haben wir mehr Zeit.«
»Nein, ich habe lange genug auf diesen Körper gewartet.« In seinen Augen stand ein raubtierhaftes Glitzern. »Fällt mir nicht ein, mich hinter irgendeinem Dämon anzustellen.«
Er schob seine Finger in ihr Haar und zog ihren Kopf zurück, drückte seine Lippen auf die ihren. Sie stieß ein erregtes Stöhnen aus, klammerte sich erschaudernd an seine Schultern. Malik packte eine Handvoll Stoff und riss ihr das Kleid bis zur Taille herunter. Dann legte er seine Hand zwischen ihre Brüste, direkt auf ihr Herz. Sie klammerte sich wimmernd an ihn.
Auch Maliks Körper erzitterte.
Zufrieden schaute ich zu, mein Geistermesser fest in der Hand. Jetzt wusste ich, was er vorhatte.
Genau das hatte er damals auch mit mir gemacht: Er hatte meinen Körper mit seinem eiskalten Kuss getötet, hatte mein Blut gefrieren lassen, mein Herz zum Stillstand gebracht, mir den Atem genommen. Und meinen toten Körper anschließend dem Autarchen vorgelegt.
Der nicht wusste, dass Malik meine Seele festhielt und so verhinderte, dass mein Körper schwand .
Ich holte tief Luft; die Anspannung fiel von mir ab.
Malik tat genau das, worum ich ihn gebeten hatte.
Hannahs Körper erschlaffte. Sie ließ die Arme sinken, ihre Beine knickten ein. Nur noch Maliks Lippen auf den ihren, seine Hand auf ihrer Brust, die
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