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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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wenn Igor einmal angefangen hatte.
    Nachdem Jordan die Bombe gezündet hatte, waren sie wie geplant Richtung Norden gefahren und hatten die restliche Nacht und den größten Teil des Tages in der verfallenen Hütte verbracht. Beide hatten immer mehr am Sinn von Marković’ Anweisungen gezweifelt. Einfach nur abwarten, ob sich einer der Abgehörten am Telefon verriet? Und wenn es sichere Leitungen gab? Wenn sie sich trafen? Was sollte das Warten bringen?
    Zumal Warten gefährlich war. Es schuf der Sehnsucht Raum.
    Ein, zwei Stunden lang hatten sie als Gedankenspiel erwogen, die Aktion abzubrechen. Einfach verschwinden, erst für ein paar Wochen untertauchen, dann über die Alpen nach Italien, über Triest auf den Balkan, über die grüne Grenze nach Bosnien, hinunter in die zweite Heimat, die es wie Briševo nicht mehr gab: Herceg-Bosna. Nur ein Stückchen davon war rein kroatisch geblieben, der Kanton West-Herzegowina. Keine lieblichen Täler wie hier, sondern weite, fruchtbare Ebenen, der einsame Karst, der Fluss Trebižat mit seinen Wasserfällen.
    An der Hüttenwand sitzend, inmitten von Laub, Spinnweben, Tierkot, entwarfen sie ein zukünftiges Leben.
    Ein kleiner Bauernhof, ein paar Ziegen, ein paar Kühe, scharfe Hunde …
    Eine scharfe Frau …
    Für dich, Saša, nicht für mich, ich brauche nur ein paar Tiere und Ruhe, das reicht schon, das ist nicht zu viel und nicht zu wenig …
    Ein Café mit Plastikstühlen draußen, wo die alten Männer den Tag verbringen …
    »Široki Brijeg«, flüsterte Igor.
    Jordan schüttelte den Kopf, er zog Ljubuški vor. In Široki Brijeg hatten Titos Kommunisten 1945 Hunderte Kroaten ermordet. Kein Ort, der irgendwann vergessen würde.
    »Aber wir gehen nicht, oder?«
    »Noch nicht«, antwortete Jordan.
    Thomas Ćavar war zu gefährlich, als dass sie der Sehnsucht nachgeben und untertauchen durften.
    Sie schuldeten Marković und vor allem dem General Loyalität. Seit fünf Jahren saß Ante Gotovina in einer Zelle in Den Haag, umgeben von Krawattenträgern, die hilflos mit Paragraphen auf seine Feinde schossen. Der gefährlichste war der Vorsitzende Richter selbst, ein Niederländer. Die Niederländer waren Jugo- und Serben-Freunde gewesen, Ende 1991 hatten sie versucht, die Deutschen davon abzubringen, Kroatiens Unabhängigkeit anzuerkennen. Und niederländische UN -Soldaten trugen die Schuld an Srebrenica, sie hatten die Stadt den Serben überlassen. Noch am Tag vor den ersten Massenmorden hatte ihr Kommandeur mit Ratko Mladić Schnaps getrunken.
    Angesichts solcher Feinde durften sie den General nicht alleinlassen.
    Die Schlussplädoyers waren vor sechs Wochen gehalten worden, doch falls weitere Einzelheiten zu Zadolje bekannt wurden, schoben die Richter die Urteilsverkündung womöglich auf. Spätestens in einem Berufungsverfahren wäre das eine Gefahr.
    Igor lächelte. »Ljubuški … Es ist gut, ein Ziel zu haben, Saša.«
    Um 17.35 Uhr dann der Anruf, der alles änderte: Die Kriminalpolizei bei Petar Ćavar, der Alte hatte wenige Minuten zuvor Milo informiert.
    Jordan hatte das Band vorgespielt bekommen.
    Rate, wer gerade hier war, die Kriminalpolizei, ein Kommissar aus Berlin und eine aus Rottweil, sie haben nach Thomas gefragt.
    Haben sie gesagt, warum?
    Nein. Vielleicht sagen sie es dir, sie sind auf dem Weg.
    Und damit waren Marković’ Anweisungen überholt gewesen.
    Mit einem neuen Plan kehrten Jordan und Igor am frühen Abend in das Tal zurück.
    Jordan brauchte eine Weile, um zu verstehen, was passiert war.
    Diesmal waren sie über einen der Hügel nördlich des Hofes gekommen. Auf halber Höhe hatten sie sich mit Feldstechern im Wald niedergelassen, um auf die Dunkelheit zu warten.
    Nur Bachmeier hielt sich noch auf dem Hof auf. Seine Frau, die Tochter und die Angestellte waren eine Viertelstunde zuvor von einem älteren Mann abgeholt worden. Ein Lieferwagen mit der Aufschrift GÄRTNEREI PAULI , der Mann hatte zwei Koffer auf der Ladefläche verstaut.
    Tapferer, vernünftiger Mägges, hatte Jordan gedacht, schickst die Familie in Sicherheit, um dich allein zu stellen.
    Der Abschied war kurz ausgefallen.
    Nachdem der Lieferwagen in der Ferne verschwunden war, hatte Bachmeier sich schwerfällig hingesetzt, in den Staub des Vorplatzes, die Ellbogen auf den Knien, der Rücken rund.
    Zehn Minuten später saß er noch immer dort.
    »Was ist los?«, flüsterte Igor. »Hat sie ihn verlassen?«
    »Vielleicht wartet er auf uns«, erwiderte Jordan.
    Schließlich erhob

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