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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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seien sie Kroatenjäger, die von Kroaten. Willkommen seien ihr nur die Wahrheitsjäger, Idealisten von der traurigen Gestalt wie sie selbst.
    »Und ich habe den Test bestanden?«
    »Dragan Vasiljković hat Ihr Bild der Ereignisse gründlich erschüttert, Sie waren grün im Gesicht. Aber Sie hätten ihn als Kapetan akzeptiert und Ihr Bild korrigiert. Ja, Sie haben den Test bestanden.«
    »Danke.« Ahrens lächelte kühl. »Ich war grün im Gesicht, weil ich mich gefragt habe, ob Sie mich manipulieren. Immerhin sind Sie Kroatin.«
    Mayr strahlte. »Sie haben eine wichtige Lektion gelernt! Unterschätzen Sie niemals einen Verteidiger vom Schlage Ivica Marković’. Der hat seine Spione überall.« Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen und deutete unter den Schreibtisch.
    Sie lachten.
    Mayr schlug vor, das Artikelfoto in die Zadolje-Akte aufzunehmen. Sie und ihre Leute würden es herumzeigen – vielleicht lasse sich die Identität des Kapetan feststellen. »Ein Foto des mutmaßlichen zweiten Mörders! Wunderbar! Wenn er noch lebt, identifizieren wir ihn damit. Vielleicht machen wir einen Deal – wenn er redet, bekommt er Strafminderung. Den Haag kann im Prozess gegen Gotovina, Markać und Čermak jede Unterstützung gebrauchen, spätestens für die Berufung. Gotovina hatte das Oberkommando, Markać hat die Sonderpolizei geführt, und wenn wir jetzt den zweiten Mörder von Zadolje identifizieren und als Zeugen der Anklage gewinnen …«
    Ahrens nickte zufrieden. Das Team nahm Formen an. Irena Lakić, Jagoda Mayr, sie selbst.
    Mayrs Faust sauste vor, die Fliegenklatsche krachte gegen die Wand. »Ha! Da klebt er, Ihr Kapetan.«
    Wieder lachten sie.
    Das Klingeln des Telefons unterbrach sie. Mayr hob ab, blätterte raschelnd in einem Kalender. »Freitagabend? Ja, gern … Nein, mein Mann kann nicht mitkommen, er ist verreist …«
    Ahrens folgte der Bleistiftspitze, die in fahrigen Buchstaben einen Termin für den morgigen Freitag eintrug. Kulturempfang/ Innenministerium, 20 Uhr.
    Sie lächelte.
    Ja, sie hatte eine wichtige Lektion gelernt: Wenn es um Ivica Marković ging, gab es keine Zufälle. Der Anruf hatte nur eine Bedeutung – ihr mitzuteilen, dass ihre Gegner wussten, was sie tat, wohin sie ging, mit wem sie sprach.
    Mayr hatte aufgelegt. »Haben Sie die Nerven für eine Leiche?«
    Ahrens verstand sofort. Die Toten von Zadolje waren fotografiert worden. »Ja.«
    Mayr loggte sich in die Datenbank des ICTY ein. Sie musste nicht lange suchen: Miloš Karanović, der Achtundsiebzigjährige, der auf der Straße liegend gefunden worden war. Obwohl ihm sein Mörder das halbe Gesicht weggeschossen hatte, erkannten sie ihn wieder. Der Hemdkragen, der Haaransatz, die Form des Ohrs – dies war der Mann, den der Kapetan auf dem Foto bedrohte.
    Der erste Beweis, gospodine Marković, dachte sie. Der alte Zivilist war getötet worden.
    »Schon mal jemanden gesehen, der so zugerichtet war?« Mayr schloss die Datei.
    Ahrens nickte. »In Buenos Aires.«
    »Foto oder Leiche?«
    »Mehrere Leichen. In Tokio auch.«
    »Macht Ihnen nichts aus?«
    Ahrens zuckte die Achseln. »Nein.«
    »Mir reicht so ein Foto. Miloš Karanović wird mich mit seinem hübschen Gesicht in meinen Träumen besuchen.« Verlegen blinzelte Mayr Tränen weg, nickte in Richtung Wand. »Das gibt mir die Kraft, mich Tag für Tag mit denen da zu befassen. Die Wut darüber, dass sie mich nicht schlafen lassen. Verlieren Sie nie die Distanz?«
    »Nur bei schönen Dingen.« Ahrens lächelte. »Wenn es um Zagreb geht. Ihre Sprache.«
    »Na, Schönheit ist bekanntlich relativ.«
    Kurz darauf verließ Ahrens das mit Mücken und Kriegsverbrechern gesprenkelte Büro von Jagoda Mayr. In der Straßenbahn, auf dem Weg zu ihrer nächsten Verabredung, dachte sie an Miloš Karanović.
    Einer der beiden Männer auf dem Zeitungsfoto hatte nun einen Namen, eine Identität. Auch sein Mörder würde nicht mehr lange unbekannt bleiben.

20
    DONNERSTAG, 14. OKTOBER 2010
    NAHE ROTTWEIL
    Saša Jordan und Igor trafen eine Entscheidung. Sie konnten nicht mehr warten, mussten handeln, der Plan von Ivica Marković war überholt.
    »Reden wir mit Milo«, sagte Igor.
    Jordan schüttelte den Kopf. »Bachmeier.«
    Milo war ein Verräter an der kroatischen Sache – aber auch starrsinnig. Er hatte sich dem Vater widersetzt und war seinen eigenen Weg gegangen. Mit Milo würden sie Schwierigkeiten haben.
    Bachmeier dagegen mochte loyal sein, doch er war weich. Er würde nicht lange durchhalten,

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