Der Kalte
Errichtung des Denkmals gegen Krieg und Faschismus und danke dem Künstler Herbert Krieglach, dass er es erschaffen hat.« Habitzl wusste natürlich, dass der Streit nicht darum ging, ob man das Denkmal aufstellen sollte, sondern wo. Darüber verlor er kein Wort. Eine diesbezügliche Frage von Florian Kleinbauer leitete er an Purr und die Stadt Wien weiter.
Wieder zurück beim Diner, informierte er den französischen Staatspräsidenten. Der hob erstaunt seine Augenbrauen.
Auch Wais ließ aus der Hofburg vermelden, dass er die Tat verurteile.
Der neue Parteichef der Freiheitlichen, Jupp Toplitzer, meinte, das sei zwar eine unappetitliche Handlung gewesen, aber sie treffe auch einen unappetitlichen Künstler, dessen Lebensaufgabe es anscheinend sei, Österreich zu verunglimpfen und durch seine obszönen Körperdarstellungen das Volksempfinden zu verletzen. Ob sich diese Obszönitäten auch auf dem Denkmal befänden, das die Roten in Wien im Zentrum der Stadt aufstellen wollten, entzöge sich seiner Kenntnis, es sei aber zu befürchten. Im Übrigen brauche die linke Jagdgesellschaft nicht so wehleidig zu sein, schließlich übergieße sie seit Wochen den frei gewählten Präsidenten dieser Republik mit Schmutz. Was nehme es wunder, wenn ein Mitglied der Kunstschickeria, ein Altbolschewik noch dazu, halt auch mal einen
Denkzettel bekomme. Personen seien nicht zu Schaden gekommen, und natürlich lehne er Gewalt ab.
In der Stunde legte Martin Moldaschl in seiner Kolumne »Kampl« nach:
»Wer staunt da noch, wenn einer, der Sch… als Kunst produziert, Sch… vor die Tür gelegt bekommt? Oder mit welchem Ausdruck soll man das Machwerk belegen, das die Totenruhe der Bombenopfer vom Philipphof auf Ewigkeit und einen Tag stören wird, wenn man sich erdreistet, es auf solchem Boden zu errichten. Damit bedeckt der Kommunist Krieglach die unschuldig im Bombenkrieg umgekommene Zivilbevölkerung mit Kot. Ich möchte dem frischgebackenen Parteichef der Freiheitlichen Jupp Toplitzer, dessen Ansichten ich nicht unbedingt teile, zu seiner erfrischenden Stellungnahme gratulieren. Ob die Fäkalattacke, wie unser Nadelstreifsozialist Habitzl den Lausbubenstreich nennt, besonders geschmackvoll ist, darüber lässt sich freilich streiten. Eine Lehre für manche Künschtler ists allemal. Und ganz unvertraut kann Krieglach Jauche nicht sein: hatten nicht seine Gesinnungsgenossen einst als Uniferkeln den Hörsaal eins vollgesch…?«
Die beiden Herausgeber lachten bei der Lektüre der Kolumne wie zumeist. Heinrich Fichtel gab danach allerdings zu bedenken, dass man nicht allzusehr in die Nähe der Freiheitlichen rücken sollte. Django Scheinotter winkte ab:
»Ach was. Schadet auch nix. Im Gegenteil, Heinz. Wir sollten den Jungspund bissl beachten, der wird die Altparteien noch gehörig aufmischen, wenn er so weitertut.«
»Jungspund«, schnaubte Fichtel. »Der ist so alt wie du.«
»Wenn schon.«
»Nicht mit der Brechstange. Aber es hat was für sich. Von der Großen Koalition unter Habitzl ist zu erwarten, dass
der alte Trott von Packelei und Bürokratie ärger wird. Mit Beran haben wir jetzt nicht nur den schwarzen Außenminister …«
»Und Vizekanzler.«
»… und Vizekanzler, der die christliche Soziallehre mit dem Löffel gefressen hat. Der ist anfällig für die Linke.«
»Das glaub ich nicht«, sagte Scheinotter. »Seis drum. Toplitzer ist ein politisches Talent, von dem kann man einiges erwarten. Übrigens, da fällt mir ein, sollten wir nicht für den Samstag eine Homestory mit den Krieglachs machen?«
»Abwegig. Der Krieglach wird uns was husten.«
»Die Dorli kriegt das hin.«
»Vergiss es.«
Die Homestory wurde im Signal am darauffolgenden Montag geliefert. Judith Zischka saß beim Kaffee mit Emmy und Herbert. Felicitas Vandenbeck fotografierte, Herbert erlaubte ihr sogar, im Atelier das Denkmal aufzunehmen, wenn auch bloß die fünf Zehen des rechten Fußes von einer Figur namens Orpheus.
Roman Apolloner schrieb einen großen Artikel mit dem Titel: Wendezeiten? Er endete mit einem Ausspruch Krieglachs: Besser ein Scheißhaufen vor der Tür als die Gestapo.
»Klehr war ein Tischlergeselle, ich glaub aus Schlesien«, sagte Rosinger zu Fraul beim nächsten Praterspaziergang, als sie die Jesuitenwiese querten. »Er machte immer ein Gesicht, als ob man ihm grad einen Zahn gezogen hätte. Doktor Entress spritzte selbst viele ab, doch SDG Klehr war ihm ziemlich behilflich. Ich glaube, er übernahm die
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