Der Kammerjäger
zum Bahnsteig. Bob kramte in seinen Taschen nach Kleingeld. Als sie über die Drehkreuze hechteten, warf Bob die Münzen zum Schalter. Die Geldstücke klimperten auf dem Beton, als - SSSSING! - ein weiterer Wurfstern vorbeizischte. Der 8 th Avenue Local war im Begriff abzufahren. Bob riß die sich schließende Tür wieder auf, und er und Klaus drückten sich hinein.
Ch'ing, ein U-Bahn-Veteran aus seiner Zeit inJapan, schaffte es gerade noch, aufzuspringen, bevor der Zug losfuhr.
«Scheiße», sagte Bob wieder einmal, als er Klaus von ihrem Verfolger weglotste.
«Ich dachte, diese Stadt ist eine Waffe», bemerkte Klaus. «Was schlägst du jetzt vor ?»
«Na gut, kein Grund zur Panik», grübelte Bob. «Ich denk mir was aus. Aber wenn dir zuerst was einfällt, zögere nicht, es auszusprechen.»
Bob führte Klaus zum nächsten Wagen. Ch'ing folgte, und seine bereits düstere Stimmung wurde mit jeder Unannehmlichkeit häßlicher.
Allmählich ging Bob der Zug aus und Ch'ing schon längst die Geduld, als die Antwort auf Bobs Gebet plötzlich vor ihnen erschien. Denn dort - ganz am Ende des Wagens - saß Bobs alter Freund, der schwachsinnige, fummelnde, schießwütige Norman.
Bob warf einen Blick auf den bedrohlich näher kommenden Killer und einen auf Norman. Er überlegte einen Moment. Dann beugte er sich vor und flüsterte Norman etwas zu, während er mit dem Kopf den Gang hinunter zu dem Asiaten deutete. Offenbar wählte er seine Worte klug, denn Normans Miene nahm einen Ausdruck aufrichtiger Erregung an. Seine blutunterlaufenen Augen richteten sich mit Wahnsinn im Blick auf den heranstürmenden Ch'ing.
Als Ch'ing sie erreicht hatte, war Normans Augenblick des Ruhms endlich gekommen. Er stand auf, griff unter seinen Mantel, starrte den Mann aus dem Fernen Osten wütend an und brüllte: «Du gehst nirgendwohin!»
Als der Zug sich der Station West 4 th Street näherte, hörten die Wartenden auf dem Bahnsteig das vertraute BAM! BAM! BAM! einer großkalibrigen Handfeuerwaffe.
Wenige Augenblicke später kam der Zug zum Stehen. Die Passagiere strömten heraus und traten beiläufig über den leblosen und gut durchlüfteten Körper des Ninja-Killers.
Auf dem Weg nach draußen trat Norman seinem Opfer in die Seite und kreischte: «Der Name ist Elston Gunn! Das waren Schüsse der Liebe! Ungläubiger!» Dann stürmte er die Stufen hinauf auf die Straße.
«Wir müssen uns unbedingt eine Waffe besorgen», meinte Klaus.
«Hey, ich habe gerade einen Mann mit einer Subway-Fahrt getötet», sagte Bob. «Ich glaube, wir brauchen keine Knarre.» Dann führte er Klaus zum Bahnsteig des 6th Avenue Local für ihre Fahrt nach Queens.
Mary lenkte Klaus' Mietwagen in die, wie Katy wußte, falsche Richtung. «Hey», protestierte Katy, «ich dachte, wir sollten direkt zur Rennbahn fahren.»
«Da kommen wir schon noch rechtzeitig hin», sagte Mary. «Wir fahren vorher kurz noch mal zu Hause vorbei.»
«Mom», meinte Katy gereizt, «Klaus ist ein Profikiller, ich
finde wirklich, du solltest tun, was er sagt.» «Keine Sorge, ich paß schon auf.»
«0 Mann», seufzte Katy, «du wirst aber Riesenärger kriegen!» Mary bog um die Ecke und fuhr an dem Waldbaum-Laden des
Viertels vorbei, wo Katys mollige Freundin Ann und ihre stämmige Mutter Lillian, die Zirkusliebhaberin, Pfadfinderkekse verkauften.
Plötzlich griff Katy über den Sitz und hupte laut und lang, womit sie Mary einen gewaltigen Schreck einjagte. Dann lehnte sie sich aus dem Fenster und brüllte ihrer Freundin zu: «Hey, Mom sorgt grade dafür, daß wir umgebracht werden. Ganz schön geil, was?»
An der kompliziert gekachelten Wand war zu erkennen, daß Bob und Klaus auf dem Bahnsteig 23 rcl Street / Ely Avenue ausstiegen. Sie gingen die Treppe zur Straße hoch und den Vernon Boulevard entlang am Rand einer verkommenen Industriezone in Queens. Glasscherben knirschten unter ihren Füßen, als sie an graffitiverschmierten Mauern vorbeikamen.
«Wir sind meilenweit von Aqueduct entfernt», sagte Klaus vorwurfsvoll. «Ich hab dort auf die Ponys gewettet. Ich weiß, wovon ich rede.»
«Behalt die Hosen an", entgegnete Bob. «Wir kommen schon noch rechtzeitig hin.»
«Wo gehen wir hin?» Klaus sah sich nervös um.
«Ich muß schnell noch ein letztes Gebäude überprüfen, dann sind wir fertig.»
«Was?! Das gibt's doch nicht! Du hast uns zweimal fast ans Messer geliefert. Hat das keinen Eindruck auf dich gemacht?» Klaus blieb stehen. «Hörst du mir überhaupt
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