Der Kammerjäger
zu?»
«Nein», erwiderte Bob. «Eigentlich nicht.» Er ging weiter den Bürgersteig entlang.
Klaus war ungewöhnlich nervös, sah sich um, blickte um jede Ecke, nach vorne, nach hinten, seitwärts, in jede vorstellbare Richtung, aus der jemand angreifen könnte.
«Dein Kopf wird sich noch abschrauben, wenn du so weitermachst», sagte Bob.
Sie kamen an einem ausgebrannten Getränkeladen vorbei, einer Pfandleihe und einer Methadonklinik. Als sie zu einem kleinen Geschäft mit einem großen LOTTo-Schild im Fenster kamen, ging Klaus hinein. Bob folgte ihm. Einen Augenblick später rubbelte Klaus Lotterielose und warf sie nacheinander weg alles Nieten. Bob hob die Lose verärgert wieder auf. «Hey, was hab ich dir gesagt?»
«Oh, Verzeihung.» Klaus gab Bob das letzte Los.
«Weißt du was», sagte Bob, «ich glaube, du hast möglicherweise ein ernstes Spielerproblem. Hast du es schon mal mit einer Therapie probiert?»
«Du solltest mal ganz still sein, mein Freund. Du bist auch ein Spieler, weißt du das? Der Unterschied ist, daß ich nur mit Geld spiele, du aber spielst mit der Zukunft deiner Familie.»
Bob blieb stehen. «Das ist gemein, so was zu sagen.»
«Es stimmt, aber ich verstehe, warum du es nicht zugibst.» «Na ja, ich habe es noch nie so gesehen», meinte Bob. «Wir brauchen immer noch eine Waffe», drängte Klaus.
«Na gut, na gut», lenkte Bob ein. «Wir beschaffen dir eine Waffe.»
Er ging zu einer nahegelegenen Telefonzelle. Sie war ein Wust von Graffiti und roch nach Urin und Erbrochenem, auf dem Boden lag eine benutzte Spritze neben einem blutigen Lappen. Im Telefonbuch fand Bob einen Händler in der Nähe.
Auf dem Schild draußen stand: HANSENS WELT DER WAFFEN. Fachmännisch hantierte Klaus mit den Pistolen und fachsimpelte mit dem Ladenbesitzer, einem großen freundlichen Mann mit einem dichten Schnurrbart, der ganz aufgeregt zu sein schien, mit jemandem zu reden, der alle richtigen Fragen stellte.
Während Klaus sich mit dem Ladenbesitzer unterhielt, sah sich Bob ein wenig um. Nach einigen Minuten packte Klaus seinen Arm und führte ihn unbewaffnet aus dem Laden. Er war perplex. «Ich versteh's nicht», sagte er. «Was ist das ... eine Abkühlphase?»
«Oh, Scheiße, das hatte ich ganz vergessen», antwortete Bob. «Das ist so, daß Typen wie wir, die spontan auf die Idee kommen, jemanden umzubringen, nicht einfach da reingehen und eine Waffe kaufen können.» Bob überlegte kurz. «Ich fand immer, daß das eine gute Idee ist.»
«Wir brauchen unbedingt eine Waffe», beharrte Klaus. «Ich dachte, in dieser Stadt kann man alles auf der Straße kaufen.»
«Na ja, schon, aber dafür muß man in ziemlich ruppige Viertel gehen. Und wir wollen wirklich nicht -»
Bevor Bob seinen Vortrag über die Gefahren von East New York beenden konnte, hatte Klaus schon einem Taxi gewunken.
Der Cowboy sah ländlich-schick aus in Mets-Satinjacke, Bluejeans und Stiefeln. Er blickte zwischen den Hausnummern und dem Zettel hin und her, auf dem er Bobs Adresse stehen hatte.
Irgendwie konnte er nicht die richtige Hausnummer finden. Da war ein Haus mit einer geraden Zahl auf der Straßenseite, wo die ungeraden waren, eine Sechs, wo eine Neun sein sollte. Während der Cowboy sich umsah, bemerkte er einen neugierigen Nachbarn, der ihn von seiner Veranda beobachtete, und so ging er hinüber, um mit ihm zu plaudern. DerTyp hatte ein Bier in der einen und eine widerliche kleine Zigarre in der anderen Hand.
«Hey, mein Sohn», sagte der Cowboy in seinem gedehnten Oklahoma-Akzent, «kennen Sie einen Burschen namens Bob Dillon? Und ich meine nicht diesen alten Folk-Sänger.»
Pratt musterte den Cowboy. «Hören Sie zu, Sie Springinsfeld, wenn Sie von diesem Scheißkopf Geld haben wollen, dann können Sie sich hinten anstellen. Ich bin zuerst dran. Kapiert?»
«Was denn, mein Freund», sagte der Cowboy so süß, wie er konnte, zu jemandem, den er am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte. «Ich will ihm etwas Geld bringen. Wer sind Sie denn überhaupt?»
Pratt paffte auf seiner Zigarre. «Ich bin sein Vermieter. Wieviel kriegt er von Ihnen?»
«Wissen Sie», meinte der Cowboy und beugte sich verschwörerisch zu Pratt vor. «Ich hab den guten alten Bob seit Jahren nicht mehr gesehen, und ich wär Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir helfen könnten.» Er sah sich um und weihte Pratt ein. «Hören Sie mal, wie wär's, wenn Sie mich in seine Wohnung lassen, damit ich ihn überraschen kann, wenn er nach
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