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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Antwort, mein Freund, die kennt allein der Wind, / Die Antwort kennt ganz allein der Wind ... »
    Klaus sah sich schon zum hundertsten Mal an diesem Nachmittag mit besorgtem Blick um, während Bob Richtung Osten auf der West Houston vor ihm herging und auf das «NotSoHot» zusteuerte.
    «Das ist absolut fahrlässig!» sagte Klaus schließlich. «Wir müssen Mary und Katy abholen und zum Flughafen fahren. Vergiß deine verdammten Wanzen und dieses absurde Experiment. Willst du leben oder nicht?»
    Bob drehte sich mit einem durchdringenden starren Blick zu Klaus um.
    «Hör mal, Mr. Weltberühmter-Killer-mit-Schwenkkopf-automatik, das kapierst du vielleicht nicht, weil du bei dem, was du machst, als bester der Welt giltst, aber verstehst du, ich gelte nicht einmal in meinem eigenen gottverdammten Viertel als besonders gut! Ich hab mein ganzes Leben lang verdammt hart gearbeitet, aber ich hab nie besonders gut für meine Familie sorgen können. Verdammt, ich hab bei gar nichts besonders Erfolg gehabt.
    Aber gerade jetzt, wo jeder gottverdammte Profikiller in der Welt hinter meinem kleinen haarigen Arsch her ist, stehe ich vielleicht kurz vor einem Sieg - vielleicht dem einzigen, den ich jemals erleben werde. Wenn du also willst, daß ich aufhöre, dann mußt du mich schon selbst erschießen. Ich mach's nicht von mir aus. Kapiert?»
    «Deine Familie ist dein Erfolg», argumentierte Klaus.
    «Ja, kann sein», meinte Bob, «und wenn das das einzige ist, was ich jemals mache, dann sollte ich wahrscheinlich glücklich sein. Aber ich hab die Nase gestrichen voll davon, pleite zu sein und ein Spinner oder Versager genannt zu werden. Und ich hab es gottverdammt satt, in dieser Stadt Scheiße zu fressen. Ich will einfach nur mit etwas Eigenem Erfolg haben, nur ein einziges gottverdammtes Mal.»
    «Selbst wenn es bedeutet, dabei umgebracht zu werden?» fragte Klaus.
    «Vielleicht. Weil ich verdammt sein will, wenn ich den Löffel aus der Hand lege, bevor ich nicht weiß, ob meine Idee funktioniert oder nicht. Wenn schon sonst nichts, können sie mir dann wenigstens auf meinen Grabstein meißeln.»
    Gerührt von Bobs Ton, wenn nicht von der Rede selbst, folgte Klaus seinem Freund in RichtungThompson Street.
    Sowie sie um die Ecke kamen, richteten fünf Männer ihre Waffen auf sie und eröffneten das Feuer. Klaus war fast sofort ge- blendet, als der Türpfosten zu Bobs Rechten zersplitterte und die Schaufensterscheibe links von Klaus zertrümmert wurde.
    Die beiden wußten, daß sie so gut wie tot waren und daß es nichts gab, was sie dagegen tun konnten.
    Dann erschien hinter den fünf Schützen ein kurzer Schwarzer mit einem Ziegenbärtchen und einer Attitüde und brüllte zornig: «Cut! Cut, hab ich gesagt, verdammt noch mal!» Und das Schießen hörte ebenso plötzlich wieder auf, wie es begonnen hatte.
    Klaus war völlig verwirrt. Er legte die Hand schützend vor die Augen gegen die blendenden Scheinwerfer, so daß er allmählich wieder etwas sehen konnte. Die Kameras und Mikrofone waren Seltsamkeiten einer Welt, über die er nichts wußte. Die Beistehenden wuselten völlig gleichgültig mit verschränkten Armen umher. Es schien nicht zusammenzupassen, nicht einmal in New York, wo Leute mit einiger Regelmäßigkeit Zeugen von Schießereien wurden.
    Bob hingegen verstand die Situation. Schnell erholte er sich von dem Schock des Überfalls und zeigte begeistert auf den zornigen Schwarzen, der ihnen mit böser Miene entgegenkam. «Hey, Klaus, guck. Das ist Spike Lee!»
    «Was?»
    «Der Regisseur», sagte Bob. «Klasse 1»
    Nachdem man sie vom Drehort wegkomplimentiert hatte, gingen Bob und Klaus ein paar Blocks weiter die Thompson Street hinunter zum «NotSoHot», das gegenwärtig von Rasse Drei, der Kreuzung von Bienenmörder und Westlichem Korsar, bewohnt wurde.
    Klaus rümpfte die Nase, als sie das Gebäude betraten. Der Geruch von Tabak, verfaulter Lunge, Tumoren und Auswurf erfüllte die Luft. «Puuh!» rief er aus, als er aus dem Fenster sah, ob ihnen jemand gefolgt war. Hoffnungsvoll stocherte Bob in den Wandzwischenräumen herum.
    Wahrend er die Straße absuchte, fragte Klaus sich, wieso er das alles mitmachte. Warum nur beschützte er einen exzentrischen Entomologen vor einer Legion hochmotivierter Söldner? Viel- leicht stimmten die Theorien, vielleicht hatte er wirklich einen Todeswunsch.
    «Wie konnte ich bloß so blöd sein?!» fragte Bob laut.
    «Mußt du die ganze Zeit so brüllen?»

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