Der Kammerjäger
Kegelnase», antwortete Bob. Seine Hände wurden klamm.
«Das sind die, auf die ich setze. Wettest du dagegen?»
Bob lächelte. Er spürte, daß Klaus' Interesse aufrichtig war. Mit klopfendem Herzen und einem Blutdruck, der in gefähr-
liche Regionen anstieg, führte Bob Klaus in das riesige Lagerhaus.
Bob holte eine Schachtel Streichhölzer aus seiner Tasche, während er die große Halle durchquerte, deren Boden mit alten Kisten und kaputten Maschinen aus Amerikas goldenem Industriezeitalter übersät war. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er bückte sich, hob eine kurze Eisenstange vom Boden auf und ging dann weiter zur gegenüberliegenden Wand.
«Was machst du?» fragte Klaus.
«Das wirst du gleich sehen», erwiderte Bob und setzte sich auf den Boden neben eines der zugekitteten Löcher. Seine Eingeweide verknäuelten sich zu einem grauenhaften Knoten, als er mit der Eisenstange die gekittete Stelle aufbrach. Er zündete ein Streichholz an und legte sich auf die Seite, ein Auge geschlossen, das andere inspektionsbereit. Er hielt das brennende Streichholz an das Loch in der Wand und spähte hinein.
Klaus sah zu, genauso aufgeregt und in seinem Traum gefangen wie Bob. «Und, wie sieht's aus?» fragte er.
«Weiß nicht. Ich kann nichts sehen.» Mit der freien Hand packte Bob den Rand des Lochs und brach noch mehr von der Wandverschalung heraus, um sich mehr Sicht zu verschaffen, spähte, nach links und rechts blickend, wieder eine Weile in das Loch. «Autsch!» Bob verbrannte sich den Finger an dem heruntergebrannten Streichholz.
«Beeil dich!» sagte Klaus.
«Hetz mich nicht!» Bob hämmerte das Herz. Sein Blutdruck lag um 210 über 120. Hypertonie und Schlaganfall lauerten in unbehaglicher Nähe, während er ein weiteres Streichholz anzündete. Wenn Rasse Vier versagt hatte, dachte Bob, dann hatte er auch versagt.
Er blickte nach links, sah aber nichts, und so blickte er nach rechts. Schließlich sah er etwas. «Scheiße», sagte Bob. «Scheiße, Scheiße, Scheiße.»
«Was ist los?»
«Verdammt noch mal!»
«Was ist los? Was gibt's?» Klaus nahm an, das bedeutete, daß Rasse Vier versagt hatte, und er machte sich Sorgen, wie Bob darauf reagieren würde. Er hielt es für ratsam, irgendwas zu sagen, um Bob aufzumuntern. «Hör zu, das ist nicht das Ende der Welt und ... paß auf, wenn wir lebend aus New York rauskommen, dann helf ich dir, andere Gebäude für deine Experimente zu finden.»
Bob stopfte seinen linken Arm tief in das Loch und machte Grunzgeräusche, als er in dem Hohlraum herumtastete.
Klaus wurde es mulmig, als Bob die gutturalen Geräusche aus- stieß, das Gesicht fest gegen die Wand gepreßt, wodurch Nase und Mund wie auf einem Picasso verzerrt wurden.
Schließlich zog Bob seine gehöhlte Hand aus der Wand, stand auf und ging zu einem sorgenvollen Klaus. «Sieh dir das an!» «Was ist das?» fragte Klaus, ein paar Schritte zurückweichend. «Wie sieht's denn aus?!» Bob schob Klaus die geöffnete Handfläche entgegen, auf der die verschrumpelten, dehydrierten, zerstückelten Leichen von Dutzenden toter Viecher lagen.
«Das sieht aus wie die verschrumpelten, dehydrierten, zerstükkelten Leichen von Dutzenden toter Viecher», sagte Klaus. «Ich dachte, das hattest du von dieser Rasse erwartet.»
«Sehen die hier etwa wie Schaben aus? Ha?! Nein! Das sind meine Hybriden, verdammt noch mal!»
«Was ist mit ihnen passiert?»
«Weiß der Teufel! Vielleicht haben sie den Schaben so einen Schrecken eingejagt, daß sie alle in den Untergrund gegangen sind. Wenn das passiert ist, dann haben sie wahrscheinlich angefangen, um die begrenzten Nahrungsreserven zu kämpfen, und sich gegenseitig kannibalisiert.» Wehmütig sah Bob auf die Handvoll beinloser Körper. «Die Hundesöhne haben sich wahrscheinlich selbst vernichtet. Genau wie ich.»
Klaus befürchtete, daß die Enttäuschung vielleicht zuviel sein könnte für seinen Freund.
«Ich bin am Ende», sagte Bob, als die zerkrümelnden Kadaver zwischen seinen Fingern hindurchfielen. Sein Optimismus war endgültig zerbrochen. Es war der Augenblick, der, wie Bob gehofft hatte, nie kommen würde. In einem schmerzhaften Moment blitzte es ihm durch den Kopf: Seine ganze Arbeit, und vielleicht auch sein Leben, waren verschwendet. Er jagte einem Traum hinterher, den er nie einfangen würde. Er war ein jämmerlicher Träumer, der seine Familie im Stich gelassen hatte. Pratt hatte recht - so ein Versager!
«Ist alles in Ordnung?» fragte
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