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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Bewegung gesetzt, daß er mit einem anderen hirnerschütternd kollidierte. Eine Sekunde später fiel ein Messer aus einer Hand, die jetzt nur noch locker mit einem gebrochenen Handgelenk verbunden war.
    Die beiden verbleibenden Mitglieder des Verkaufspersonals kalkulierten ihre Erfolgsaussichten und entschieden sich für einen überstürzten Standortwechsel.
    Der Obergangsta war auf allen vieren, versuchte zu Atem zu kommen und hoffte, daß dieser Kungfu-Typ ihm einen Kopfschuß geben und ihn von seiner Qual erlösen würde. Aber Klaus fand nicht, daß er verdiente zu sterben, und so hob er einfach die Waffe auf, klappte sie fachkundig auf und untersuchte sie. Dann nahm er das Bargeld aus der Tasche des jungen Mannes und warf ein paar Scheine auf den Boden. «Die Mechanik ist schmutzig», sagte Klaus, «ich kann Ihnen nur fünfzig dafür geben.»
    «Abgemacht», keuchte der Verkäufer.
    Endlich mit mehr als nur New Yorks inhärenten Gefahren bewaffnet, eilten Klaus und Bob zurück nach Queens.
    Der Taxifahrer fluchte, gestikulierte und wich anderen Autos aus, versuchte, so schnell wie möglich voranzukommen, während er sich abmühte, um diese Zeit am Nachmittag über die Triborough Bridge zu kommen.
     
    Auf dem Rücksitz öffnete Chantalle ihre Handtasche und schraubte verstohlen einen Schalldämpfer auf eine kleine automatische Pistole Schweizer Fabrikats. Tatsächlich war ihre Handtasche ein Gurt, speziell für diese Waffe, ihren Schalldämpfer und zwei Magazine hergestellt. Da war kein loses Kleingeld, das auf einem mit Gesichtspuder bedeckten Boden herumklimperte, keine alten zerknüllten Rechnungen, keine parfümierten Stücke Kaugummi ohne Zucker und mit Zimtgeschmack in zerfledderter Verpackung. Chantalle hatte noch ihre American Express Platinum Card in ihrer Tasche, und das war's.
    Als der Schalldämpfer draufgeschraubt war, steckte sie seine Spitze in eine runde Vertiefung auf dem Boden der Handtasche und schloß diese, so daß der Griff der Pistole auch als Griff der Handtasche diente.
    Aus der Papiertüte neben sich holte Chantalle die kleine Schachtel aus dem Konfektgeschäft, die ihre drei vollkommenen Trüffel enthielt. Sie band das schlichte Goldbändchen auf, welches das Päckchen zusammenhielt, und faltete vorsichtig die aufgebauschten Lagen weißen Papiers zurück, die die zarten Pralinen vor den Turbulenzen schützen sollten, in die man bei einer Menschenjagd durch New York geraten konnte. Die letzte Lage ließ sich nicht bewegen.
    Eine genauere Untersuchung ergab, daß die Süßigkeiten zu einer formlosen Masse zusammengeschmolzen waren. Sie war sauer. «Merde», fluchte sie. «Fahrer, bringen Sie mich zu einem Süßwarenladen.»
    Der Fahrer, ein Einheimischer von Staten Island und somit eine Seltenheit, die Chantalle nicht voll zu würdigen wußte, erwiderte mit einem verächtlichen Schnauben und einem schnellen Blick in den Spiegel: «Na klar, sicher. Ein Süßwarenladen in Astoria. Genau.»
    Er warf einen neuerlichen Blick in den Rückspiegel, um zu sehen, ob sein Sarkasmus angekommen war. In dem Moment bemerkte er die Pistole in ChantalIes zierlich geschwungener Hand. «ühhh!» ergänzte er schnell. «Ein Süßwarenladen. Kein Problem. Kleinen Moment, wir besorgen Ihnen was Süßes, Süße.»
     
    Es war später Nachmittag, als das Taxi Bob und Klaus bei dem verlassenen Lagerhaus absetzte. Bob hielt inne, um das zerfallende Gebäude zu betrachten, das seine Rasse-Vier-Hybriden beherbergte, und hatte plötzlich Angst, nicht weil sein Leben in Gefahr war, sondern weil sein Traum es war. Das war's. Seine letzte Chance. Sein Herz schlug schneller.
    Klaus sah sich um und bemerkte die Sorge in Bobs Miene. «Was istlos?» fragte er.
    «Es ist soweit, mein Freund. Der Augenblick der Wahrheit. Ich muß zugeben, ich hab Schiß.»
    «Du bist der entschlossenste Mensch, der mir je begegnet ist», sagte Klaus. «Aber auch der verrückteste.»
    «Da magst du recht haben», erwiderte Bob geistesabwesend. Nachdem er Bob soviel und mit soviel Zärtlichkeit von seinen Wanzen hatte reden hören, hatten die Hybriden und Bobs Experiment begonnen, Klaus zu faszinieren. Er war überrascht festzustellen, wieviel er schon emotional in die ganze Sache investiert hatte. Einen Augenblick lang vergaß auch er vollständig die Killer, die hinter ihnen her waren. Er konzentrierte sich ganz auf Bob und seinen Traum.
    «Welche sind hier drin?» fragte Klaus.
    «Rasse Vier, die Kreuzung von Fadenbeinwanze und Blutsaugender

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