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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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fleckiges Unterhemd, seine schwarz-rote TERMINATOR-Mütze und mit roten und schwarzen Ameisen geschmückte Boxer-Shorts, die Mary ihm letzte Weihnachten ge-schenkt hatte.
    Auf dem Tisch war ein Kasten mit winzigen, maschendrahtüberzogenen Luftlöchern, die kreisförmig in den Deckel gestanzt waren. In hellroten Buchstaben verkündete der Kasten kühn:
    ARILUS CRISTATUS (Reduviidae). Es war eine Gruppe von Radwanzen. Sie ließen sich gut mit anderen Mordwanzen kreuzen, und ihre Eigenschaft als gefräßige Räuber wurde stets an die nächste Hybrid-Generation weitervererbt.
    Bob hatte auch immer die Tatsache gefallen, daß die Radwanzen aussahen, als wären sie von denselben Ingenieuren entworfen worden, die den Stealth-Bomber geschaffen hatten, denn ihr Chitinpanzer war hart und eckig mit überlappenden Platten, die aussahen, als wären sie aus irgendeinem exotischen radarabsorbierenden Kohlenstoffaser-Material. Das war nun wahrlich eine Wanze, mit der nicht zu spaßen war.
    Zwischen zwei Löffeln von Marshmallow-Getreideflocken wanderte Bobs Blick zwischen den Wanzen und einem geöffneten Fachbuch hin und her.
     
    Nicht weit von Bobs Haus fuhr langsam eine Mercedes-Limousine mit getönten Scheiben die 48th Street hoch, am Friedhof New Calvary vorbei. Im Fond der Limousine saßen Marcel und Jean, die gerade aus Paris eingetroffen waren. Marcel trug einen weiteren Fünftausend-Dollar-Anzug und eine fragwürdige Krawatte. Jean, sein modischer Assistent, war weniger teuer gekleidet, aber wenigstens griff seine Krawatte etwas von der Farbe seines Hemdes auf.
    Der Mercedes rollte an den Bordstein, und die Männer blickten durch die getönten Scheiben auf Bobs Haus. Marcelließ den Anblick auf sich wirken. «Das ist es. Zweifellos ein geheimer Unterschlupf.»
    «Was sollte es sonst sein?» fragte Jean verächtlich. Marcel öffnete die Tür, um auszusteigen.
    «Sei vorsichtig», mahnte Jean, während er einen Fussel von Marcels Bundfaltenhose in dezent strukturierter Wollmischung zupfte. «Vergiß nicht, wir wissen nichts über diesen Mann. Er könnte ebensogut einer von diesen psychotischen Vietnam-Veteranen sein, von denen es in diesem Land offenbar nur so wimmelt.»
    Bob schlürfte gerade aus der Schale mit den schwammigen Lucky Charms, als es an derTür klingelte und er sich etwas Milch über die Backen goß. In der Annahme, es sei Pratt, der vorbeigekommen war, um ihm das Blut aus der Rübe zu pressen, verdoppelte sich Bobs Irritationspegel. Aber Bob war kein Typ, der sich vor dem Vermieter versteckte, und so ging er, den Mund voll grünen Klees und gelber Monde, um aufzumachen.
    Nervös rückte Marcel hin und her, während er vor der Tür stand, wobei das Holz unter seinem beträchtlichen Gewicht knarrte. Er erschrak, als die Tür aufging und Bob erschien, der immer noch seine Lucky Charms kaute. Irgendwie sah Bob bedrohlich aus, nur in seinen Boxer-Shorts, seiner TERMINATORMütze, einem Milchbärtchen und einem rosafarbenen herzförmigen Marshmallow an der Wange.
    Erschrocken wich Marcel zurück. Sie beäugten sich einen Moment lang stumm.
     
    Im Mercedes krümmte sich Jean vor Entsetzen, als er die Polyester-Baumwoll-Mischung von Bobs Boxer-Shorts erblickte.
    Schließlich zog Marcels zitternde Hand etwas aus dem braunen Umschlag, den er in der Hand hielt. Er sah Bob an. «Robert Dillon?» erkundigte er sich auf unnachahmlich französische Art.
    Bob kniff die Augen vor der grellen Sonne zusammen, was eine Art Clint-Eastwood-Effekt ergab. Vorsichtig antwortete er: «Äh, ja.» Ein milchweißer Rülpser entwischte ihm.
    «Der professionelle ... Schädlingsvernichter ?»
    «Richtig.» Bob wischte sich mit dem Handrücken das Milchbärtchen ab.
    «Darf ich eintreten?» fragte Marcel. Er war argwöhnisch und leicht angewidert.
    Bob betrachtete den dicken Mann in dem glänzenden Anzug. «Äh, wollen Sie irgendwelche Rechnungen kassieren?»
    Marcel wiegte sich hin und her, während er sich umsah. «Nein, wir haben vor kurzem Ihre, wie soll ich sagen ... Bewerbung erhalten.»
    Bob sah, daß der Fremde den Handzettel mit dem Totenschädel und den gekreuzten Knochen in der Hand hielt, den er entworfen hatte.
    «Ha?» Bob war verwirrt. Er hatte sein Flugblatt an verschiedene Immobilienfirmen geschickt, in der Hoffnung, eine von ihnen für seine Idee begeistern zu können. Auch wollte er sein Versprechen, Arbeit zu suchen, erfüllen, das er Mary gegeben hatte. Bob war verwirrt, weil er dachte, alle diese Firmen hätten ihm

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