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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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gesagt, er solle sich verpissen mit seiner idiotischen Schnapsidee, oder etwas in diesem Sinne. Aber trotzdem, hier war jemand auf seiner Türschwelle und wedelte mit einem seiner Handzettel.
    «Sie interessieren sich also für meine, äh, neue Methode?» fragte Bob.
    Marcel blickte sich nervös um. «Ja, genau. Darf ich reinkommen?»
    «Ja, bitte.» Bob trat zur Seite und winkte Marcel herein. Als er die Tür schloß, bemerkte er den großen Mercedes, der am Bordstein stand. Es war ein ungewöhnlicher Anblick. Das einzige andere deutsche Auto, das Bob jemals in seinem Viertel gesehen hatte, war ein zerdellter VW-Käfer Baujahr' 69.
    Bob gesellte sich zu Marcel ins Wohnzimmer. «Verzeihen Sie, ich hab Ihren Namen nicht mitgekriegt.»
    «Nennen Sie mich Marcel.» Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Das Innere sah für ihn so aus, wie er sich ein amerikanisches Heim der unteren Mittelschicht vorstellte, und er verspürte den professionellen Drang, einen Kommentar abzugeben. «Das ist eine sehr gründliche Tarnung», sagte er, auf das Zimmer deutend.
    Bob hatte keine Ahnung, was Marcel meinte, aber da er es sich mit einem potentiellen Klienten nicht gleich verderben wollte, bedankte er sich und bot Marcel einen Platz an. Jemand hatte tatsächlich auf seinen Handzettel reagiert! Von wegen völlige Überraschung. Das war phantastisch! Wenn das so weiterging, daß solche Sachen aus heiterem Himmel fielen, würde Bob im Nu diesen Kombi mit der Wanze drauf haben.
    Marcelließ sich in dem tiefen Sofa nieder und stocherte in den abgegriffenen Zeitschriften auf dem Couchtisch herum, während er beiläufig sagte: «Wir haben natürlich Ihre Antwort auf unsere Anzeige erhalten.» Er hielt inne, um zu sehen, ob Bob das Stichwort aufgreifen und mitgehen würde. Dies war eine extrem heikle Situation, da Marcel keine Ahnung hatte, was für ein Killer Bob sein könnte.
    Wahrend sich Marcel Sorgen machte, dachte Bob fieberhaft nach, von welcher Anzeige Marcel wohl redete.
    Dann fiel es ihm wieder ein. Dieser betrunkene Abend bei «Freddie's» und die Anzeige in der New lOrk Times.
    «Oh!» platzte er heraus. «Dann sind Sie wohl dieser Schweizer Typ mit dem Rattenproblem!»
    «Mit dem Rattenproblem?»
    «Nicht? Ach ja, ich hatte nur angenommen, daß es Ratten sind. Es könnten ja genausogut Schaben sein, nicht? Schädlinge ganz allgemein, egal, ich werd damit fertig.»
    «Ja», meinte Marcel, «es ist tatsächlich ein Schädling, bei dem ich Ihre Hilfe brauche.»
     
    «Ja, komisch. Wissen Sie, ich weiß nicht mal, wieso ich annahm, daß es Ratten sind. Tatsache ist, daß ich mich an diesen Abend nicht mehr so gut erinnere, aber das ist egal. Jedenfalls erinnere ich mich an Ihre Anzeige. Ich schätze, der französische Akzent hat mich etwas verwirrt, aber ich nehme an, es macht Sinn, daß Sie einen haben, ich meine, Frankreich ist doch ziemlich nah an der Schweiz, nicht?»
    Marcel hatte erwartet, daß Bob vorsichtig sein würde. Schließlich war Bob ein Profikiller und mußte sichergehen, daß er es nicht mit den Behörden zu tun hatte. Deswegen redete er so verschlüsselt.
    «Ja, die beiden Länder sind Nachbarn», sagte Marcel gewieft. «Nun, Sie sind bei der richtigen Adresse gelandet. Meine Methode ist gründlich erprobt», log Bob. «Ich glaube, Sie werden sehr beeindruckt sein. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.»
    Er sprang auf und rannte in den Wanzsaal, durchsuchte die Unterlagen, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten, schnappte sich dann ein einziges Blatt Papier und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    «Das ist das einzige, das ich für Sie finden konnte, da hinten ist ein ziemliches Chaos, aber es wird Ihnen eine Vorstellung davon geben, was ich meine», sagte Bob.
    Marcellas:
    Die Dornen-Mordwanze (Sinea diadema). Einer der erbarmungslosesten und hinterhältigsten Räuber der Insektenwelt. Ihr glänzender Chitinpanzer ist mit acht starren, nadelspitzen Dornen bedeckt, von denen jeder einen hellgelben Ring am Stamm hat. Ursprünglich zur Verteidigung gedacht, werden die Dornen nun als Waffen benutzt, wobei die Dornen-Mordwanze ihre Beute so gegen einen festen Gegenstand drückt, daß sie nicht entkommen kann, und dann wie ein unbemannter Bulldozer loswalzt, bis die Beute durchlöchert ist wie ein Nadelkissen. Die Dornen-Mordwanze ernährt sich von den Körpersäften verschiedener großer Insekten.
     
    Damit war die Sache für Marcel klar. Das Wort «Mord» stand schwarz auf weiß auf dem Blatt, doch war es so

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