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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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am Küchentisch und zählte Geld aus einem Sparschwein. «Ich hab vierundzwanzig Dollar vom Kekseverkaufen», sagte sie nachdenklich. «Würde das Daddy helfen, sein Unternehmen zu starten?»
    Gerührt drehte sich Mary zu Katy um. «Liebling, das Geld ist für deine Gruppe, das kannst du nicht einfach ausgeben, aber vielen Dank. Dein Dad wird schon irgendeinen Weg finden, sein Unternehmen zu starten.»
    «Okay, aber sag hinterher nicht, ich hätt es nicht angeboten.» Zufälligerweise stand Bob auf der anderen Seite der Küchentür und lauschte. Er war im Begriff gewesen, Mary eine gute Neuigkeit zu erzählen, als er die fünffach segmentierten Kiefertaster eines Silberfischchens (Lepisma saccharina) unter der Kante eines Läufers verschwinden sah. Es war eine ungewöhnliche Entdeckung für die Tageszeit und für Bob besonders beunruhigend, weil Silberfischchen die Neigung hatten, sich an den Einbänden seiner Insektenbücher gütlich zu tun.
    Die Summe seines Körpergewichts auf die Stelle des Läufers ausübend, unter der er den kleinen Bürstenschwanz vermutete, hörte er sowohl mit Stolz als auch mit Beschämung, wie seine Tochter ihr hartverdientes Geld anbot, um ihm zu helfen.
    Hier war er, dachte er, ein vollkommen fähiger Mann mit einer Familie, die er ernähren mußte, und doch verdiente er nichts. Und plötzlich war er mit der Tatsache konfrontiert, daß seine Tochter, eine Pfadfinderin im zweiten Jahr, Veruntreuung erwog, um ihm zu helfen, sein Unternehmen zu starten. So weit war es gekommen.
    Komm von der Schiene runter, dachte Bob. Es gab keinen Grund, sich leid zu tun. Die Dinge sahen rosiger aus! Er hatte eine gute Neuigkeit, und die würde er Mary erzählen.
    Überzeugt, daß er das glitzernde Silberfischchen plattgedrückt hatte, sammelte sich Bob und betrat leise die Küche, wobei er Katy ein Zeichen gab, ihn nicht zu verraten, und sofort fand er in ihr eine willige Mitverschwörerin. Er schlich sich hinter Mary an und legte ihr die Arme um die Hüfte, mit der Wirkung, daß sie laut aufschrie und einen Teller durch die Luft warf. Natürlich zerdepperte er auf dem Boden, was Katy ziemlich cool fand.
    «Jesses, Bob! Hast du mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!»
    «Tut mir leid, Schatz. Wieso so angespannt?» fragte er und hörte sich an wie eine schlechte Fernsehwerbung für koffeinfreien Kaffee.
    «Wundert dich das etwa, daß ich angespannt bin?» fauchte Mary. «Mein Mann ist arbeitslos, ich mache drei Dollar die Stunde plus Trinkgeld in einer Stadt mit lausigen sechs Prozent Trinkgeldgebern, unsere Tochter hat mehr Geld als wir beide zusammen, und wir schulden dem Vermieter dreihundertzwanzig Dollar.»
    «Ach das», sagte Bob mit einem verschmitzten Lächeln. «Nun, würde es dir helfen zu wissen, daß ich einen Job habe?»
    «Du hast einen was?»
    «Na ja, weißt du noch, Mr. Silverstein? Der Typ mit all den Gebäuden? Ich hab ihn schließlich an die Strippe bekommen.» «Du hast den Job gekriegt?»
    «Na ja, noch nicht, aber es sieht sehr gut aus. Er verlangt eine Präsentation. Also werd ich morgen anfangen, daran zu arbeiten.»
    Das setzte Mary erst mal wieder einen Dämpfer auf, bevor Bob fortfuhr und gefährlich mit ihren Gefühlen spielte. «Aber erinnerst du dich an das französische Restaurant?
    «Den hast du gekriegt? Bitte sag mir, daß du den gekriegt hast!» Er machte eine großspurige Geste, um seine Bestätigung auszudrücken. Seine Frau umarmte ihn heftig, bevor sie die wesentliche Frage stellte.
    «Wieviel?»
    Bob hielt ihr einen Scheck zur Begutachtung hin. Mary fielen fast die Augen aus dem Kopf, was Katy auch ziemlich cool gefunden hätte.
    «Fünfhundert Dollar!?» Sie konnte es kaum glauben.
    Katy war auch beeindruckt. «Mann! Kaufen wir uns jetzt einen Farbfernseher?»
    Mary umarmte Bob wieder. «Liebling, das ist wunderbar! Oh, ich kann's kaum glauben. Das müssen wir feiern! Laß uns was ganz Verrücktes machen, was ganz Extravagantes.»

Wieder drückte Bob auf den Dämpferknopf. Er faltete den Scheck zusammen und steckte ihn wieder in seine Tasche. «Im Moment können wir das hier noch nicht ausgeben, Liebling, ich muß erst mal die Viecher beseitigt haben.»
    Bob war aufrichtig überrascht, als Mary ihn energisch an den Jackenaufschlägen packte und ihn zu sich heranzog wie einen fiesen Kredithai. <