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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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ertönte hinter ihm eine Stimme.
    «Hey, yo! Haben Sie was für diesen Saftsack Dillon?»
    Der freundliche Typ von UPS drehte sich um und sah sich einem scheußlichen kleinen Mann gegenüber, der auf einer kleinen Billigzigarre herumkaute.
    Sich vergewissernd blickte der freundliche Typ von UPS auf das Päckchen. «Äh, Dillon, ja, richtig. Wer sind Sie?» fragte er höflich.
    «Yo, ich bin sein Scheißvermieter, Freundchen. Ich nehm's.» Pratt riß dem freundlichen Typen von UPS das Klemmbrett aus der Hand und unterschrieb für das Päckchen.
    «Vermieter, ha?» meinte der freundliche Typ von UPS und reichte Pratt die heruntergefallene Hausnummer. «Dann sollten Sie das hier mal reparieren. Hausnummern sind Pflicht, wissen Sie, gesetzlich vorgeschrieben.»
    Ein Blick, der zwischen Ungläubigkeit und Entrüstung schwankte, wanderte über Pratts Gesicht. «Wer sind Sie denn, das verdammte Wohnungsamt oder was?» Er warf die Neun auf Bobs Willkommen-Matte, schnappte sich das Päckchen und stapfte zurück zu seinem Haus auf der anderen Straßenseite.
    In seiner Diele warf Pratt das Päckchen in die Ecke zu einem Paar schmutziger Arbeitsstiefel. Er wollte es einbehalten,. bis er seine dreihundertzwanzig Dollar von Bob bekam.
    Als Hintergrundmusik in der New Yorker Zweigstelle der Central Intelligence Agency plätscherte eine besänftigende Version von Johnny Rivers' «Secret Agent Man». In einem Eckbüro standen zwei Männer in dunklen Anzügen, einer älter, einer jünger - die Männer wie die Anzüge -, neben einem Faxgerät, während gerade eine Nachricht durchlief.
    Parker war ein frischgebackener Agent, großgewachsen, sein pechschwarzes Haar gel-gehärtet und mit einem groben Kamm gekämmt, der so breite Furchen hinterließ, daß sich alles darin pflanzen ließ außer einem Gedanken. Er roch wie eine Herrenmodezeitschrift, die mit zu vielen Parfümproben vollgestopft war. Seine Agentenkollegen machten Witze, daß jeden Moment ein Abo-Formular aus seiner Jackentasche fallen könnte.
    Wie alle Grünschnäbel wurde Parker mit einem älteren, erfahrenen Partner gekoppelt - in diesem Fall einem Mann namens MikeWolfe.
    Wolfe hatte einen Kopf, der mit einer großen weißen Mähne überquoll. Es war sein bestes Kennzeichen und hinderte andere daran zu bemerken, wie sehr sein Bauch unten herunterhing. Außerdem schwor er auf den erfrischenden Duft von Old Spice.
    Wolfe gehörte zur alten Schule. 1945 war er zum Geheimdienst gestoßen, als er vom Office of Strategic Services engagiert wurde. 1947, als das ass durch die CIA, die National Security Agency und andere Dienste ersetzt wurde, ging Wolfe zur Agency.
    Nun stand er kurz vor der Pensionierung, und, wie er fand, keinen Augenblick zu früh. Die Dinge waren im Geheimdienstgeschäft viel zu kompliziert geworden, unnötigerweise, wie Wolfe meinte. In den alten Zeiten war alles einfacher gewesen, und Wolfe hatte es lieber so. Er hatte kein Bedürfnis, die Dutzende von Computerprogrammen zu lernen, die die jüngeren Agenten 'mühelos beherrschten, oder wie man Infrarot-Satellitenfotos interpretierte oder irgendwelche dieser neuen Technologien, die für die gefährlichen Spiele, die sie spielten, so wesentlich waren.
    Wolfe haßte Techno-Spionage. Er war sozusagen der übriggebliebene Progressive einer früheren Generation. Lieber arbeitete er mit einfachen Telefonwanzen und Teleobjektiven, fing Kabel ab und verließ sich auf Vermutungen und sein Gefühl.
    Der Zeitpunkt, zu dem der kalte Krieg ausgerechnet zu Ende gegangen war, löste bei Wolfe immer noch Verbitterung aus, da er auf mehrere Dutzend gute Runden Golf verzichtet hatte, um Russisch zu lernen, damit er sich noch vor seiner Pensionierung zu einem Einsatz in die Sowjetunion einschleusen lassen konnte - mit dem Zweck, später behaupten zu können, daß er einen Anteil gehabt hatte am Zusammenbruch dessen, was er als das Reich des Bösen betrachtete.
    Das, dachte Wolfe, wäre der Höhepunkt, der perfekte Abschluß einer langen und ansonsten unbedeutenden Karriere, die ihm nach der Pensionierung irgendeinen profitablen Beratervertrag einbringen würde, um seine bescheidene Staatsrente aufzubessern. Und vielleicht würde er zusätzlich so was machen wie der Typ, den Gene Hackman in French Connection spielte ... dieser New Yorker Cop, wie hieß er doch gleich, Popeye Doyle?
    Er würde ein Buch schreiben, das ein Bestseller werden würde, und Hollywood würde bei ihm anklopfen. Vielleicht könnte er sogar noch auf dem

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