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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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er ihn herausfordern, irgendetwas zu sagen.
    Was soll's, dachte Bob. «Sie wissen nicht zufällig, wo das Restaurant früher mal war, oder?» fragte er.
    Der Mann begann wieder zu lachen, als er seinen Einkaufswagen an Bob vorbeischob, als hätte er die Frage nicht gehört.
    Weiter oben an der Thomp~on Street bemerkte Bob ein einsames Backsteingebäude auf der anderen Straßenseite. Auf einem Schild in seiner zerbrochenen Fensterscheibe stand «NotSoHot». War es das? Auf dem Schild stand, daß es sich um ein Gebäude von SILVERSTEIN ENTERPRISES handele, aber Bob konnte sich an den Namen nicht erinnern. Einen Augenblick später erkannte er, daß irgendein lokaler Künstler die beiden «t» als eine Post-mortem-Restaurant-Kritik zugefügt hatte. Dies war der Ort.
    Bob schaffte sein Werkzeug und seine Mörder Rasse Drei in das «NotSoHot»-Gebäude. Sowie er eintrat, wurden seine Geruchsnerven von dem bösartigen Gestank alter Aschenbecher und teerigen Zigarettenrauchs attackiert. Nikotinrückstände sikkerten in klebrigen braunen Strömen wie giftiger Pancake-Sirup die Wände herunter.
    Tapfer kämpfte Bob gegen seinen Würge reflex an. Er dachte, wenn dieses Lokal nicht schon wegen des schlechten Essens hätte dichtmachen müssen, wäre es früher oder später sowieso eingegangen, weil es seine Stammkundschaft vorzeitig an verschiedene unheilbare Formen von Krebs verloren hätte. Er band sich ein Tuch vor Nase und Mund, um den penetranten Gestank auszufiltern, und machte sich daran, seine Wanzen zu installieren.
    Rasse Drei war die Kreuzung von Westlichem Korsar und Bienenmörder, die während der Experimente im Wanzsaal einen unheimlichen Einfallsreichtum darin bewiesen hatte, große geflügelte Insekten zu fangen, wie die verschiedenen Sorten von Kakerlaken und die geflügelten Kasten der Termiten. Dieser Hybride hatte auch einen unersättlichen Appetit für die Eier und Larven der meisten Haushaltsschädlinge, und so bot er, fand Bob, sowohl Vorbeugung wie auch Heilung für verseuchte Behausungen. Bei Rasse Drei war Bob besonders opti~ mistisch.
    Dann machte er sich an die Arbeit. Er bohrte Loch um Loch, ließ seine Mutanten-Mörder durch den durchsichtigen Schlauch in die verseuchten Wandzwischenräume laufen, wonach er die Löcher wieder zumachte.
    Am Ende eines langen Tages voller Bücken, Kriechen und Bohren fühlte Bob sich steif und wund. Sein Körper leistete Widerstand, als er sich erhob, um sich zu strecken. Seine Gelenke protestierten, als er versuchte, die Hände über den Kopf zu heben. Schließlich schaffte er es, den Rücken durchzudrücken, und holte tief Luft, wobei er einen Hauch von seinem Körpergeruch mitbekam. Sofort tränten ihm die Augen. Er stank wie eine schwitzende braune Zwiebel, und - was noch schlimmer war - es war ihm egal.
    Seit Tagen hatte Bob nicht geduscht, überhaupt waren seit Marys Weggang alle seine persönlichen Pflegegewohnheiten, vor allem die Reinigung seiner Zähne mit Zahnseide, den Bach runtergegangen. Die Tatsache, daß Bob nicht daran dachte, sich zu waschen, verriet schlechtes Urteilsvermögen, wenn nicht gar eine klinische Depression.
    Langsam packte er sein Werkzeug zusammen und verließ das krebserregende Gebäude, ohne sich die Mühe zu machen, die leeren Schachteln vom Boden aufzusammeln, in denen sich Rasse Drei befunden hatte.
    Er schlurfte zum zerdellten Pinto und sah den Strafzettel an der Scheibe. Es war 19.07 Uhr, und dies war die liebenswürdige Art der Stadtverwaltung, Bob daran zu erinnern, daß er die Zeit vergessen hatte. Er schnappte sich den Zettel und schlüpfte hinters Lenkrad. "Verdammt», stöhnte er. Noch eine Ausgabe, die er sich nicht leisten konnte.
    Bob steckte den Zündschlüssel ins Schloß, aber ihm fehlte die Kraft, ihn herumzudrehen. Die Hand fiel ihm schwer in den Schoß. Wo zum Teufel wollte er überhaupt hin, fragte er sich trübsinnig. Nach Hause? Es gab nichts, weswegen er nach Hause fahren sollte. Keine Frau, kein Kind, keine Liebe, bloß ein Raum voller lärmiger, stinkiger Wanzen.
    Völlig niedergeschlagen sackte er auf seinem Sitz zusammen.
    Er blickte mit glasigem Blick in die leere Nacht, so wie früher bei den Ausflügen mit seinem Vater zum Big Moose Lake, wenn er in das Lagerfeuer gestarrt hatte, nur daß diesmal niemand «Glühwürmchen» rufen würde, um ihn aus seiner Trance zu reißen. Ihm war nach Weinen zumute.
    Zum ersten Mal in seinem Leben senkte sich eine riesige schwarze Wolke der Depression auf ihn

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