Der Kampf beginnt
ob ich dich wieder zusammenflicke oder nicht, und das wäre einem anderen gegenüber, der Hilfe braucht, unfair. Außerdem ...«
Raul trat auf sie und hob die Hand, um ihre eskalierende Gardinenpredigt zu unterbrechen. Er legte die Fingerspitzen auf ihre Lippen und spannte sich in Erwartung einer neuen Ohrfeige. Sie blieb stumm vor ihm stehen, aufwallende Tränen weichten ihren wütenden Blick auf, und er beugte sich langsam zu ihr hinab, ohne die Augen auch nur einen Moment von ihr zu nehmen.
»Danke«, sagte er nur, entschlossen, bloß ihre ersten Glückwünsche zu registrieren. Er nahm aus eigenem Entschluss die Hand von ihrem Mund, hob sie ans Gesicht und küsste die Rückseite seiner Finger, als könnte sie es durch die flüchtige Berührung Momente zuvor spüren. »Heute brauche ich alles Glück, das ich kriegen kann.«
»Ich habe dir noch nicht verziehen.«
»Ich weiß. Aber es bleibt die Möglichkeit, und das ist genug, mich zu beschützen.« Er trat beiseite und griff nach der Kettenleiter, die an der Innenseite des Jupiter-Beins herabhing. »Nicht eine Wunde dann. Ich verspreche es.«
»Vielleicht eine kleine«, hörte er sie hinter sich sagen, und Raul glaubte, eine Spur von freundlichem Amüsement in ihrem Tonfall zu hören. »Ein paar schmerzhafte Stiche und eine anständige Narbe.«
Es war nicht gerade das große Los, was gute Wünsche betraf, doch Raul war bereit, jegliche Absolution anzunehmen. Auch in diesem Punkt hatte Lady Janella Lakewood Recht gehabt. Es war für Vergebung nie zu spät.
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, gab er zurück. Dann stieg er die Leiter in sein neues Cockpit hoch, drei Stockwerke über dem Boden.
25. Frühaufsteher
River's End, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
18. März 3133
Sterncolonel Torrent stand auf Achernar regelmäßig vor dem Morgengrauen auf. Seine innere Uhr war noch immer auf den etwa eine Standardstunde kürzeren Tigresstag eingestellt. Hier schien er tagtäglich mehr Zeit zur Verfügung zu haben, als er brauchte. Meist wischte Torrent das als eine Folge der Ungeduld beiseite, die sich im Verlauf des schleppenden Feldzugs aufgestaut hatte. Aber heute Morgen zog ihn ein inneres Drängen in den Mechhangar der Lupus und zu seinem kampfklaren Tundrawolf. Eine letzte Runde, um möglicherweise verdrängte Gedanken zu sichten, bevor am Abend die Schlacht anstand. Vor dem Sieg.
Das weite Innere des Hangars war nur spärlich beleuchtet, wie es während der Nachtstunden üblich war. Torrent befahl augenblicklich volle Leuchtstärke. In der Hallendecke flackerten abgedunkelte Leuchtplatten und strahlten hell auf. Ein paar Techs der Nachtschicht bemühten sich, einen geschäftigen Eindruck zu machen, während sie von hinten Munition in einen Katapult luden. Torrent ignorierte sie und ging zur offenen Hangarluke, um sich zu überzeugen, dass zwei Postenfahrzeuge die Rampe wie befohlen blockierten. In diesem Fall handelte es sich um zwei Scimitars.
Dabei überraschte ihn der Alarm.
Der hallende Gong des Alarmsignals, der alle Besatzungsmitglie-der zu den Gefechtsstationen rief, ließ den Sterncolonel sofort zu seinem BattleMech sprinten. Er zog es vor, im Schutz von fünfundsiebzig Tonnen Myomer und Panzerung von einer möglichen Gefahr zu erfahren, die Finger an den Auslösern einer überschweren Long-bow-Raketenlafette und einer Serie-7-Lichtkanone. Aus diesem Grund war er wohl so früh hier unten, erkannte er, als er das Gerüst hinaufstieg und sich hastig in die Pilotenkanzel schob. Mit automatischen Handgriffen löste er die Dämmfelder um den Fusionsreaktor des BattleMechs und absolvierte ein Dutzend vorbereitende Systemüberprüfungen.
Ein an das rechte Ohr gehobenes Kommset verband ihn mit der Brücke des Landungsschiffes. »Torrent.«
»Sterncolonel. Unsere Fernsensoren haben eine Milizkolonne entdeckt, die in ost-südöstlicher Richtung den Stützpunkt verlässt.«
Achernars Miliz versuchte, den Stahlwölfen zuvorzukommen? Er warf den Kopfhörer mit angekoppeltem Bügelmikrophon beiseite und zog den Neurohelm aus der Halterung schräg hinter der Pilotenliege. Während er die Verbindungen einstöpselte, fragte er nach: »Irgendeine Reaktion aus River's End?«
»Neg, Sterncolonel Torrent. In River's End ist alles ruhig.«
MechKrieger Verrin und Rheese erreichten den Mechhangar nur Sekunden nacheinander, und hasteten zu ihren Rudeljägern. Torrent spulte das Sicherheitsprotokoll in rasantem Tempo ab und lieferte dem Computer
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