Der Kampf beginnt
und dieselbe Lektion Achernar erteilen.«
River's End General, River's End, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
Sämtliche Trivids auf dem ganzen Stockwerk - vermutlich alle Tri-vids des ganzen Krankenhauses - zeigte die Erklärung. Jessica Searcy hörte aus jedem Zimmer Bruchstücke des Anfangs, als sie ihren Rundgang machte, dann blieb sie schließlich in einem Zimmer stehen, als sie begriff, was geschah. Eine öffentliche Ansprache von Sterncolonel Torrent von den Stahlwölfen: eine weitere Herausforderung.
»Zum Schutze aller«, erklärte Torrent gerade, »bitte ich die Bevölkerung, das Haus nicht zu verlassen und sich vom Raumhafen, vom Industriegebiet und von allen Orten fern zu halten, an denen sich unsere Gegner versammelt haben. Dass Präfekt Kal Radicks Befehle ignoriert und zurückgewiesen wurden und wir deshalb gezwungen sind, auf eurer Welt mit Gewalt vorzugehen, ist eine Tragödie. Vermeidet es, euch selbst und eure Familien unnötigen Härten auszusetzen. Stellt euch nicht zwischen die Stahlwölfe und unsere Beute.«
Das harte Glitzern in Torrents Augen, seine wilde Erscheinung mit dem rasierten Schädel und den blitzend weißen Zähnen ... Jessica lief ein kalter Schauder das Rückgrat herab. Dieser Mann meinte jedes Wort ernst. Die Warnung galt der Miliz ebenso wie allen Zivilisten in der Hauptstadt. Die Stahlwölfe würden sich Sandoval-Gröll und seine Schwertschwur-Truppen holen.
Morgen.
»Bei Sonnenuntergang«, versprach Torrent. »Der Kampf kann am Raumhafen oder an beliebiger Stelle zwischen uns und unserem Ziel stattfinden. Als herausgeforderter Partei liegt diese Entscheidung bei euren Verteidigern. Es ist die letzte Entscheidung, die sie je treffen werden. Meine gesamten Kräfte gegen ihre gesamten Kräfte. So wurde es vereinbart. An diese Vereinbarung halten wir uns jetzt.« In seiner Stimme lag keine Wärme. »Gut gehandelt und akzeptiert.«
Die Kamera zoomte auf eine Großaufnahme des Raumhafens San Marino und die Stahlwolf-Landungsschiffe zurück, die das Feld beherrschten. Dann wechselte das Bild zurück zum Nachrichtensprecher und Jessica verließ das Zimmer.
Fragen marschierten durch ihren Kopf und ihre Beine zitterten vor
Erschöpfung. Sie lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand des menschenleeren Korridors. So oder so schien es, als würde der morgige Tag über das Schicksal Achernars entscheiden. Blieb Raul genügend Zeit? Würde die Miliz abwarten und aus dem Untergrund eine Widerstandsbewegung organisieren, oder würde sie eingreifen, um die Bedrohung jetzt abzuwenden, solange es noch ging?
War sie wirklich überzeugt, dass ihre Einwohnerehre sie davor bewahrte, sich entscheiden zu müssen, aktiv zu werden, wenn schon nicht für die Republik, dann zumindest für Achernar? Es war so, wie Raul es gesagt hatte, im Krieg gab es keinen Ruhm. Aber es gab Pflicht. Hatte sie nicht auch eine Pflicht, ob Bürgerin der Republik oder nicht? Es war eine sehr einsame Frage, und der leere Flur des River's End General enthielt keine Antworten. Falls sie Antworten wollte, musste sie anderenorts danach suchen. Und sie brauchte noch etwas, wurde ihr in diesem Augenblick klar.
Hilfe.
Von der Person, von der sie diese am wenigsten zu erwarten hatte. Von der, die sie sicher als Letzte darum bitten würde.
24. Jupiteraufgang
Milizzentrale Achernar, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
18. März 3133
Achernars Sonne war am nordöstlichen Horizont noch kaum zu erkennen, nicht mehr als ein vage sichtbarer Schemen vor dem Dunkel der Nacht, als Raul Ortega in seinem Geländewagen auf dem Aufmarschgelände des Befehlspostens eintraf. Die Tore der Hangars und Lagerhallen waren aufgerollt und das gelbe Licht der Hallenbeleuchtungen fiel in weiten, fahl bernsteinfarbenen Kegeln auf den Asphalt. Scheinwerfer von vierzig Gefechtsfahrzeugen verschiedenster Bauserien sorgten für eine künstliche Morgendämmerung auf dem Milizgelände. Techs und Logistiker liefen kreuz und quer durch die Gegend, warteten Ausrüstung und versorgten jeden einzelnen Panzer, Kröten-Gefechtspanzer und Hubschrauber.
Tassa Kay und Clark Diago trafen ihn am Sammelpunkt für die Hilfsfahrzeuge. Sie kamen herüber, als Raul die Jacke auszog und den Reißverschluss des Overalls öffnete, unter der die typische Cockpitbekleidung des MechKriegers sichtbar wurde: Boxershorts und eine graue Kühlweste. Die Kälte der Nacht stach auf der bloßen Haut und bescherte ihm auf den schlanken Armen eine Gänsehaut.
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