Der Kampf beginnt
zurückzuschlagen, aber nicht mehr mit Raul, der irgendwie immer für eine andere Schicht eingeteilt worden war. Um ehrlich zu sein, er vermisste sie. Tassa führte das Leben, das er sich so lange erträumt hatte, und schien völlig immun gegen die moralischen Bedenken, die sein Gewissen belasteten. In ihrer Gesellschaft konnte er einen Teil seiner Probleme vergessen. Unglücklicherweise teilte sie sein Kameradschaftsgefühl nicht immer.
Da Raul nicht nachhakte, gab sie ein wenig nach. »Na schön. Ich stehe weiter in Ihrer Schuld. Deshalb bin ich hier«, gab sie zu. »Sie haben mir zweimal außerhalb des Feldes Unterstützung gewährt, und ich weiß ihr rechtzeitiges Erscheinen am ersten Tag zu schätzen.« Sie trank einen Schluck Whiskey. Der Alkohol verlieh ihren Wangen eine warme Röte.
»Gern geschehen«, erwiderte Raul und vermutete, dass er damit wohl das Nächste an einem Danke erhalten hatte, was er von ihr erwarten konnte. Tassa warf ihm einen schnellen Blick zu, so, als würde sie ihn des Sarkasmus verdächtigen, aber dann entspannte sie sich. Diese Frau schien die Gabe zu besitzen, innerhalb von Sekundenbruchteilen zwischen grundverschiedenen Bereitschaftszuständen zu wechseln. Der Polizist in Raul fragte sich, wo sie einen so empfindlichen Verteidigungsmechanismus hatte entwickeln müssen. Ein weiteres auf der Liste der Geheimnisse, die Tassa Kay umgaben.
»Und Sie wollen von Dieron wissen?«, fragte sie.
Raul zuckte die Achseln und täuschte Desinteresse vor. »Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Tassa. Lassen Sie es raus oder nicht.« Es fühlte sich gut an, zur Abwechslung mal die Oberhand zu haben.
Tassa Kay schaute ihn abschätzend an, so lange, dass ihm warm und unbehaglich wurde. Schließlich stellte sie das Glas ab und sagte: »Na schön, ich erzähle es Ihnen. Ich habe keine Ahnung, was auf Dieron wirklich vorgefallen ist. Wie es angefangen hat, oder welches Ende es genommen hat. Ich landete mitten in einem Feuersturm. Jäger von zwei Fraktionen haben das Landungsschiff ohne Vorwarnung angegriffen, aber es gelang uns, sicher in einem Sumpf aufzusetzen. Ich watete aus dem Brackwasser und stellte fest, dass so ziemlich jeder gegen jeden kämpfte. Drachen, Fäuste, Füchse, Republiktreue und Anarchisten . Ich habe die erste Woche damit verbracht, um mein Leben und die Leben einer zusammengeschusterten Söldnerkompanie zu kämpfen.«
Die Namen verschwammen in Rauls Geist. Selbst nach dem Chaos hier auf Achernar fiel es ihm schwer, sich die Art des chaotischen Kampfgetümmels vorzustellen, das Tassa beschrieb. Kombinatsanhänger und Commonwealtheinheiten? Die Seefuchs-Händler?
»Mehr durch Glück als durch irgendein Zutun meinerseits fand ich mich an der Seite Ihres Exarchen. Er hat mir nie erklärt, warum er dort war, aber ich bin sicher, das war zumindest zu Beginn ein Versuch der Schadensbegrenzung. Er hat mir ein Angebot gemacht, mich gebeten, ihm bei der Rückeroberung des örtlichen Raumhafens zu helfen, und ich habe angenommen. Dann bin ich abgeflogen.«
Raul schüttelte den Kopf, wie um eine Vorstellung zu vertreiben, die er nicht fassen konnte. »Sie sind abgeflogen?« Er hatte auf der Kante seines Stuhls gesessen und auf ein glorreiches Finale gewartet. Das Essen kam, Raul hatte aber plötzlich keinen Hunger mehr. »Sie haben den Exarchen im Stich gelassen?«
»Er ist nicht mein Exarch. Außerdem schien er durchaus kompetent.« Was für ein Lob. »Als ich auf Northwind ankam, hörte ich, dass er es zurück nach Terra geschafft hat.« Sie sah ihn fragend an. »Was? Dieron war nicht mein Kampf. Weshalb hätte ich bleiben sollen?«
Raul kippte den Stuhl nach hinten und versuchte, ihrer Logik zu folgen. Er schaffte es nicht. »Und Achernar?«, fragte er. »Ist das hier Ihr Kampf?«
»Es ist näher«, gab Tassa zu und zog die Stirn leicht kraus.
»Näher woran?«
»An dem, wonach ich suche.«
Raul beugte sich wieder vor. Der Polizist in ihm hatte die Führung übernommen und den Verhörmodus eingeschaltet. Sie hielt etwas zurück. Etwas Wichtiges. Und er wollte wissen, was es war. »Und wonach suchen Sie?«
Tassa Kay lehnte sich gelassen zurück, den Drink in einer Hand. Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Was immer es ist, es hat diesen Tisch verlassen. Wir beide haben uns für eine Weile genug unterhalten, Lieutenant.« Sie stand auf.
Raul konnte die Frage nicht zurückhalten. »Werden Sie Achernar auch den Rücken kehren, Tassa?«
Sie starrte zu ihm herab, und ihre Lippen
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