Der Kampf beginnt
verformten sich zu etwas, das weniger ein Lächeln war als das Zähnefletschen eines Raubtiers. »Lieutenant. Vertrauen Sie mir nicht mehr?«
»Ich kenne Sie nicht.« Er hatte sie nie wirklich gekannt. Und genau das war ein wichtiger Teil dieser verfluchten Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, und die sie auch durchaus auszunutzen verstand.
Tassa beugte sich aus der Hüfte vor, bis ihr Gesicht nur noch Zentimeter vor dem seinen war. Für einen Moment glaubte Raul, sie wolle ihn küssen. »Sie kennen mich«, sagte sie. Mit einem leisen Schmunzeln richtete sie sich wieder auf und strich an ihm vorbei. Über die Schulter stellte sie fest: »Ich bin genau wie Sie.«
9. Verzweifelte Allianzen
Taibek Mining, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
24. Februar 3133
Die Taibeks starrten aus leeren Augenhöhlen zu Erik Sandoval-Gröll hinauf, dessen Privathubschrauber tief über die östlichen Bergwerke donnerte. Eisenloren rollten scheppernd aus den dunklen Schächten, gezogen oder geschoben von kleinen, überbeanspruchten Triebwagen, seit alle BergbauMechs der Anlage abgezogen waren, um für den Militäreinsatz umgebaut zu werden. Die Arbeiter wuselten zwischen den drei aktiven Schächten und auf dem Ladebereich umher, wo das Erz aus den Loren auf offene Eisenbahnwaggons umgeladen wurde. Den Steinbruch im Nordwesten mieden sie alle. Dort bewachten bewaffnete Infanteristen Eriks lokalen Aufmarschbereich und seine primäre Wartungsanlage.
Graue Steinstaubschleier stiegen aus den Mineneingängen und hingen als große Wolke über dem Beladebahnsteig. Als Eriks Warri- or-H-9-Kampfhubschrauber über das Gelände schwenkte, blies der Wind, den die Propellerblätter verursachten, den Staub davon. Einen Moment lang war die Luft sauber. Die Dreißig-Tonnen-Ma-schine fuhr das Fahrgestell aus und setzte neben einem Leichten Flugscout vom Typ Frettchen auf. Erik sprang ins Freie, kaum dass die Kufen den Boden berührt hatten, und lief mit seiner, zur Begrüßung ausgestreckten Hand einem älteren Mann entgegen.
»Legat Stempres.« Erik lächelte weitgehend ehrlich. »Es ist immer
ein Vergnügen, Sie zu sehen.«
»Tatsächlich? Kommen Sie deshalb fast eine Stunde zu spät?«
Selbst mit achtundvierzig Jahren und in einen konservativen grauen Anzug gekleidet wirkte Brion Stempres noch wie ein Krieger. Er trug das silbrige Haar zu einer Bürste geschnitten, auf dem Gesicht lag der stahlblaue Schatten eines jüngeren Mannes, wo sein kräftiger Bart nachwuchs. Er hatte eine ehrenvolle Laufbahn bei der Ständigen Republikgarde auf Caselton hinter sich, wo er die Aufmerksamkeit erst von Duke Aarons Vater und dann später von Aaron Sandoval selbst errungen hatte. Nach Achernar gekommen und mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt hatte er sich vier Jahre zuvor nach dem Tod seiner Frau. Für Erik war es ein Glücksfall erster Güte gewesen, dass Stempres zur Verfügung gestanden hatte, als es Zeit wurde, einen neuen Militärführer für das System zu finden.
Sandoval-Gröll nahm das grobe Auftreten seines Gegenübers nicht persönlich. »Ich habe einen Bericht über den Angriff der Stahlwölfe auf River's End erhalten und meinen Piloten über die Agaventäler schwenken lassen, um mir die Sache anzusehen.«
Stempres hob eine schlanke Augenbraue über dem lehmbraunen Auge. »Ziemlich riskant, Lord Sandoval-Gröll.«
»Unternehmen ohne Risiko bringen Erfolge ohne Sieg«, zitierte Erik aus der Erinnerung an seine kriegshistorische Ausbildung. »General Gregory Cox.« Nicht, dass Erik sich wirklich Sorgen gemacht hätte. Sterncolonel Torrent hatte seine Omnijäger jetzt schon seit Tagen nicht mehr eingesetzt und stützte sich ganz auf konventionelle Flugzeuge. Eriks Hubschrauber war keine ernsthafte Gefahr eingegangen.
»Und was haben Sie gesehen?«
»Einen weiteren Tastangriff«, antwortete Sandoval-Gröll dem alten General. »Vielleicht etwas stärker als die jüngsten Vorstöße, aber kaum eine Bedrohung für die Stadt. Die Republikgarde hat trotzdem Verstärkungen aktiviert, um auf Nummer Sicher zu gehen.« Er schüttelte den Kopf. »Jemand muss diese Schafe im Wolfsfell mal
überzeugen, einen echten Angriff zu starten.«
Legat Stempres setzte eine Unschuldsmiene auf. »Ach, wirklich? Nun, bis dieser jemand das tut, sollten Sie sich vielleicht einmal über dies hier Gedanken machen.« Er zog ein Digitales Verifax aus der Jackentasche, drückte den Daumen auf den DNS-Taster des Lesegeräts und reichte es an Erik weiter.
Der
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