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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Uniform und verschwand in der winzigen Nasszelle, um sich umzuziehen. Durch die Tür, die einen Spalt weit offen war, erzählte Tassa ihm von Eriks Hinterhalt, der Vernichtungsstrategie Sandoval-Grölls gegen die Nachschubeinheiten und Torrents zu erwartender brutaler Antwort.
    »In Ordnung«, stellte er schließlich fest, als er mit einer Zahnbürste in der Hand zurück ins Zimmer trat. »Erik hat die Truppen des Sterncolonels also in einem Hinterhalt überrumpelt und mit übermächtiger Feuerkraft besiegt. Für mich klingt das nach einer vernünftigen Strategie. Warum sind die Stahlwölfe beleidigt?« Er schrubbte sich die erste Lage Zahnpasta von Gebiss und Zunge.
    »ClanKrieger begrenzen den Schaden an Zivilisten und Hilfstruppen soweit wie möglich. Es gilt als Beweis für militärisches Können, ein Ziel mit so wenig Truppen wie möglich zu erreichen, die sich auf die gegnerische Führung und wichtige Fronteinheiten konzentrieren. Sandoval-Grölls Überfall grenzt an Heimtücke, sogar an Verrat. In Torrents Augen«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu.
    »Was, glaubst du, wird er tun?«
    Tassa lehnte sich mit dem Rücken an seinen Spind und massierte sich die Schläfen. »Was würdest du tun?«, fragte sie. »Du hast gerade einen schweren militärischen Rückschlag erlitten. Außerdem findest du, dass deine persönliche Ehre dabei verletzt wurde. Wie gewinnst du dein inneres Gleichgewicht zurück?«
    Obwohl er Achernars alter Latinobevölkerung entstammte, hatte sich Raul nie viel von der Machismo-Vorstellung von persönlicher Ehre angeeignet, die für viele seiner Landsleute ein fester Bestandteil ihrer Weltanschauung war. Trotzdem hielt er sich für vertraut genug mit dem Konzept, um sich in Torrent hineinzuversetzen und ein paar Rückschlüsse auf sein Handeln zu ziehen. »Ich würde Erik Sandoval-Gröll zu einem Duell fordern. Hombre-en-hombre.« Nur war das zu gefühlsbestimmt, ohne Rücksicht auf strategische Belange. »Nein«, entschied er. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Gegnerische Führung und wichtige Fronteinheiten. »Ich würde Sir Powers fordern.«
    »Darauf kannst du dich verlassen«, bestätigte Tassa. »Und wir haben noch etwa zehn Minuten, bevor es so weit ist. Falls wir eine Chance haben wollen, etwas davon mitzuerleben, sollten wir zusehen, dass wir in die Zentrale kommen.«
    Raul spuckte ins Waschbecken aus und säuberte die Zahnbürste unter dem fließenden Wasser. »Glaubst du, Powers nimmt die Herausforderung an?«
    »Duelle sind wieder modern, oder ist dir das nicht aufgefallen?«
    Es war ihm aufgefallen. Mit einer Hand voll kalten Wassers strich er sich die dunklen Locken glatt. Das Wasser lief ihm in eisigen Rinnsalen den Nacken hinab, doch er verließ sich darauf, dass Achernars Sonnenhitze es trocknete, bevor sie die Befehlszentrale erreichten. Mit einer Hand nach einer Sonnenbrille greifend, nickte er zur Tür. »Ich halte es trotzdem für ein riskantes Unternehmen, selbst für einen Ritter der Sphäre.« Er blieb im Türrahmen stehen. »Oder gibt es da noch etwas?«
    »Es gibt immer noch etwas, Raul.« Sie zuckte die Achseln. »Aber heute geht es um eine Herausforderung.«
    »Und worum wird es morgen gehen?« Er dachte nicht daran, so schnell aufzugeben.
    Tassa stockte, stieß frustriert den Atem aus, dann schob sie sich an ihm vorbei hinaus in den hellen, warmen Morgen. »Die Stahlwölfe haben Invasionstruppen auf Ronel gelandet.«
    Das war allerdings noch etwas.
    Tassa hatte irgendwo einen Geländewagen aufgetrieben, der mit laufendem Motor auf dem Parkplatz vor dem Haus wartete. Sie legte den knirschend protestierenden Gang ein, setzte in einem Satz aus der Parknische zurück und jagte dann in wilder Fahrt quer über das Stützpunktgelände. Geschwindigkeitsbegrenzungen schienen ihr wenig zu bedeuten, stellte Raul fest, und Stopschilder noch weniger. Als sie ihr Ziel erreichten, donnerte sie den Wagen auf einen Parkplatz in der Nähe des Zentralbefehlsgebäudes, der unübersehbar für Offiziere reserviert war. Von dort war es noch ein zweiminütiger Weg und ein kurzer, schmerzhafter Spurt den letzten Korridor hinab, bevor die beiden sich durch einen Pulk niederer Offiziere und Unteroffiziere an einen freien Flecken Wand in Blaires Befehlsstelle drängten.
    Der große Wandschirm funktionierte wieder, und Torrents Gesicht füllte ihn bereits mit einer Studie kaum verhüllter Wut. Alle Anwesenden starrten in das Antlitz des Feindes. Aber wo waren Powers und Blaire?

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