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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Das für hohe Offiziere reservierte Pult blieb leer und dunkel.
    »Ihr werdet unsere Gebräuche und Traditionen ehren«, forderte Sterncolonel Torrent und starrte von der Wand auf sie herab. »Falls das nicht geschieht, kann ich euch nur zu den Stravag-Verrätern aus der Konföderation zählen, und ebenso leicht könnte ich glauben, dass die Republik fähig ist, Meuchelmörder anzuheuern, die in der Nacht mit vergifteter Klinge zustoßen. Das ist inakzeptabel!«
    Raul hatte keine Ahnung, was der Begriff Stravag bedeutete, aber wie ein Kompliment hörte er sich nicht an. Er suchte noch immer nach Powers und wartete auf dessen Antwort, als Tassa ihm den Ellbogen in die Seite stieß und mit einer Kopfbewegung zu einer kleinen Behelfskonsole keine vier Meter entfernt an derselben Wand deutete. Sir Kyle Powers stand an der Konsole und schaute hinab in eine Kamera und auf einen winzigen Monitor, der Sterncolonel Torrent zeigte. Er trug Ausgehuniform, ohne Zweifel in Erwartung der formellen Gelegenheit. »Vielleicht sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit Lord und Captain Erik Sandoval-Gröll widmen«, schlug der Ritter vor. »Soweit ich informiert bin, waren es seine Truppen, die Sie aus dem Tanagerpass geworfen haben.«
    »Da ich bei deinen Untergebenen keinerlei Ehre feststellen konnte, Kyle Powers, verlange ich stattdessen von dir Genugtuung.«
    Der Fahrende Ritter ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, lange genug, um Raul erkennen zu lassen, warum er die Behelfskonsole benutzte. Da Kyle Powers mit dem Rücken zur Stirnwand der Zentrale stand, konnte Torrents riesiges Bild ihn nicht einschüchtern. Stattdessen reduzierte er sein Gegenüber mithilfe des Monitors auf handliche Größe. Angesichts der großen Pläne, die die Stahlwölfe für Achernar hatten, war es vielleicht nicht viel, aber nicht einmal das kleinste Detail entging Powers' Aufmerksamkeit.
    »Und wenn ich mich weigere?«, fragte er schließlich.
    »Legst du es auf einen totalen Krieg an? Auf einen Angriff auf zivile Transportlinien und die hiesige Industrie? Bombenangriffe auf die HPG-Station? Falls du das wünschst, kann Achernar das haben.« Der bloße Gedanke trieb Raul eisige Schauer über den Rücken. »Die Stahlwölfe lassen sich nicht abweisen.«
    »Aber sie würden nichts erreichen, Sterncolonel. Mit derartigen Taktiken würden Sie selbst dafür sorgen, dass es so käme. Eine Bevölkerung lässt sich nur mit deren Einverständnis oder überwältigender militärischer Stärke kontrollieren. Mit derartigen Terrormethoden würden Sie Ersteres nie erhalten, und ich glaube auch nicht, dass die Stahlwölfe genug Truppen für das Zweite besitzen. Nicht«, - er hob die Hand -, »ohne alle anderen militärischen Vorhaben aufzugeben.«
    Torrent wurde ruhiger, aber ein kurzer Blick auf den Wandschirm zeigte Raul, dass er sich nur durch pure Willenskraft unter Kontrolle hielt. Die braunen Augen des Sterncolonels wirkten leer und tot, als er fragte: »Bist du bereit, es darauf ankommen zu lassen?« Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten.
    »Natürlich nicht.« Powers antwortete mit trauriger, förmlicher Stimme. »Meine oberste Verantwortung gilt der Sicherheit der Bürger der Republik und der übrigen Einwohner Achernars, so wie es eigentlich auch bei Ihnen der Fall sein sollte, Stemcolonel. Ich war mir nicht bewusst, dass Sie Ihrem Diensteid komplett abgeschworen haben.«
    Tassa lehnte sich unwillkürlich zurück, als erwarte sie, Torrent würde durch den Äther in die Befehlszentrale springen, um Powers den Hals umzudrehen. »Wieder besudelst du meine Ehre! Ich verlange Gerechtigkeit. Ein Konflikttest, Sir Powers. Ich verlange, dass du die persönliche Verantwortung für alle Aktionen des Schwertschwurs übernimmst.«
    Was Raul nur für angemessen hielt, ganz gleich, was Sandoval-Gröll befahl. Der Schwertschwur bestand aus Einheiten der Republik. Kyle Powers allerdings hatte das größere Ganze im Blick.
    »Ich nehme Ihre Herausforderung an«, erklärte der Ritter der Sphäre mit förmlicher Eleganz und einer leichten Verbeugung. »Im Gegenzug verlange ich von Ihnen, dass Sie die Verantwortung für die Stahlwölfe übernehmen und bei Ihrer persönlichen Ehre schwören, dass es auf Achernar zu keiner Eskalation beim Einsatz von Truppen kommen wird.«
    Powers wollte der Bedrohung durch die Stahlwölfe die Zähne ziehen, indem er das Auftauchen weiterer Einheiten auf dem Planeten ausschloss und die Kräfte auf die zurzeit verfügbaren Truppen begrenzte.

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