Der Kampf beginnt
wissen, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht. Sie brauchen Hoffnung, und die können wir ihnen geben.«
»Solange wir nicht verlieren«, warf Raul nur halb scherzhaft ein. Niemand lachte.
Zum Glück war Tassa zur Stelle und überbrückte die peinliche Stille. »Das werdet ihr nicht. Ihr dürft es nicht. Genau darum geht es hier, Raul.« Ihr Blick glitt über die offene Hochebene, und in den smaragdgrünen Augen glänzte eine Spur Erregung. »Es ist ein Ruf zu den Waffen. Der Kampf beginnt. Der Bessere wird siegen.«
»So sehen es die Stahlwölfe. Jetzt müssen wir sie davon überzeugen, dass sie nicht die Kraft besitzen, diese Konfrontation für sich zu entscheiden.« Kyle Powers nickte ihnen beiden zu. Er und Raul packten einander am Handgelenk und schüttelten sich die Arme. »Kraft und Ehre.« Powers drehte sich zu seinem Jupiter um und verzichtete auf die Dienste eines wartenden Krans. Stattdessen kletterte er eine herabhängende Kettenleiter hoch zur Pilotenkanzel.
»Weißt du«, bemerkte Raul, während er dem Ritter bei dem Aufstieg zusah, bis er mit einem letzten Winken für die Kameras in der Cockpitluke verschwand, »man weiß das Gewicht des Begriffs Bürgerpflicht gar nicht recht einzuschätzen, bis er einen wie ein Behemoth überrollt.«
»Was kümmert dich das? Heute geht es um Kampf und Sieg. Was
sonst interessiert einen MechKrieger?«
Eine ausgezeichnete Frage. Raul hatte die letzten zwei Tage selbst versucht, eine Antwort darauf zu finden. Zuerst hatte es sich für Raul wie eine feierliche Anerkennung all seiner Anstrengungen dargestellt, dass er vor Captain Diago und Tassa ausgewählt worden war, diese Herausforderung neben Kyle Powers auszufechten. Sterncolonel Torrent nannte sie einen Konflikttest. Er war angekommen. Dann hatte der junge MechKrieger das trügerische Gefühl der Überlegenheit als das erkannt, was es tatsächlich war: Nichts weiter als die Begeisterung darüber, im dritten Schuljahr als Erster fürs Fußballspiel ausgewählt zu werden oder es auf dem College ins Schulschwimmteam zu schaffen. Nachdem er sein Ego beiseite geschoben hatte, blieb Raul nur die Verantwortung, seinen Teil des bevorstehenden Gefechts nicht zu vergeigen. Was sonst spielte eine Rolle?
»Verantwortung?«, schlug er schließlich vor. »Warum sonst kämpfen wir, wenn nicht in der Hoffnung, in Zukunft nicht mehr kämpfen zu müssen?«
Tassa zuckte die Achseln. »Manch einer würde sagen, dass der Ruhm der Schlacht Grund genug ist.«
Er starrte sie an und schüttelte den Kopf. »Torrent vielleicht. Und möglicherweise du, Tassa. Aber ich nicht.« Er lachte, mehr über sich als über sie. »Manchmal frage ich mich, ob wir irgendetwas gemeinsam haben.«
Tassa grinste, streckte den Arm aus und fasste Raul ans Kinn. »Und ich frage noch einmal, was kümmert es dich?« Dann zog sie ihn an sich und gab ihm einen langen, festen Kuss.
Trotz der Anziehung und den Hitzewallungen, die er in ihrer Nähe gespürt hatte, war Raul völlig überrascht. So überrascht, dass es eine Weile dauerte, bis sein Verstand den Körper einholte und bemerkte, dass er die Hand um Tassas Kopf gelegt hatte und sie fester an sich zog, sie schmecken wollte. Die MechKriegerin zerschmolz nicht in seinen Armen, sondern hielt ihm stand und forderte ihn. Er löste sich zuerst, wenn auch widerstrebend. Ein tiefer Atemzug ertränkte ihn fast in ihrem Lavendelduft.
»Glück«, flüsterte sie mit rauchiger Stimme.
»Seltsam.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du an Glück glaubst.«
»Ein bisschen Glück hat noch niemandem geschadet. Ebenso wenig wie eine Aufmunterung.« Sie spielte die Verlegene. »Und, bist du aufgemuntert?«
Tassas Grinsen war ansteckend und sprang von ihrem Mund auf seinen. »Die Wölfe werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.« Er drehte sich zu seinem wartenden Legionär um und ausnahmsweise behielt er das letzte Wort.
Er spürte die heiße Liebkosung ihres Blickes, als er um den riesigen Metallfuß seines BattleMechs herumging und die Kettenleiter packte. Er erinnerte sich an Kyle Powers' Aufstieg, und Raul huschte ebenso die Leiter zu seiner Luke hinauf, von wo aus er einen zackigen Gruß an die wartenden Kameras schickte, und einen zweiten hinunter zu Tassa. Fünfzig Meter entfernt warfen zwei JESsie-Rake-tenwerfer die Hubpropeller an und erhoben sich heulend auf Wolken von Staub und Schmutz. Ein Saxon-Truppentransporter startete ebenfalls, nachdem ein Trupp Läuterer
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