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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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ehrlich nicht kommen sehen.« Er wollte auf sie zugehen, doch sie hob abwehrend die Hand.
    »Du hast den Kuss erwidert.«
    Raul nickte. »Das habe ich.« Es hätte keinen Zweck gehabt, es zu leugnen. Er hatte ihn erwidern wollen - und er hatte es getan.
    »Ich dachte ...«, setzte er an, dann schüttelte er den Kopf. »Es spielt kaum eine Rolle, was ich gedacht habe. Und um deine erste Frage zu beantworten: Ich weiß es nicht. Ich habe mich wohl zu Tassa hingezogen gefühlt, seit sie auf Achernar eingetroffen ist, drei . vier Tage vor dem Angriff der Stahlwölfe.« Raul erinnerte sich an die Begegnung am späten Nachmittag. War das wirklich erst drei Wochen her? Tassa hatte versprochen so lange wie nötig auf Achernar zu bleiben. Und dann waren die Stahlwölfe gekommen.
    Jessica trat drei schnelle Schritte vor und schlug ihm ins Gesicht. Sie wirkte dabei unbeholfen, sich selbst nicht sicher, so wie sie bei jeder Bewegung die Stirn runzelte. Medizinstudium und Assistenzarztzeit hatten sie auf etwas Derartiges nicht vorbereitet. Sie reagierte hölzern, als würde sie einfach nur den Anweisungen eines Leitfadens für weibliches Verhalten folgen.
    Raul sah die Ohrfeige kommen, wollte ausweichen, doch dann zwang er sich stehen zu bleiben und sie einzustecken. Jessica hatte kräftiger zugeschlagen, als er es angesichts ihrer zögernden Bewegungen erwartet hatte. Die rechte Hälfte seines Gesichts brannte, sein Ohr klingelte.
    Etwas kitzelte an seinem Kinn und Raul wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht. Als er hinabschaute, sah er Blut. Er zuckte zusammen und spürte einen Stich an der Seite des Mundes. Jessicas Verlobungsring hatte ihm die Unterlippe aufgerissen. Er nickte, und aus irgendeiner surrealen Ecke seines Gehirns stieg die Frage in ihm auf: »Wieder gut?«
    Er stellte sie nicht.
    »Du hast mich vor dem ganzen Planeten bloßgestellt, Raul. Wie hast du erwartet, dass ich darauf reagiere?«
    Sie hatten sich in den letzten Jahren ständig gezankt und gestritten, aber zum ersten Mal schien es ernst. Auch ohne die Ohrfeige hätte Raul das in Jessicas gehetztem Blick erkennen können. »Wie auch immer du es für nötig hältst.«
    Vermutlich gab es ein Dutzend anderer Antworten, die er in dieser Situation hätte geben können und die besser aufgenommen worden wären. Sie fielen ihm jetzt nur nicht ein. Ihm war, als hätte er in den letzten paar Minuten eine ganze Menge solcher Gelegenheiten verpasst - in den letzten paar Tagen, den letzten Wochen sogar. Wichtige Gelegenheiten, die Dinge ins Lot zu bringen. Die Ereignisse zu beeinflussen, die sich in eine ganz und gar falsche Richtung entwickelt hatten. Doch es gab kein Zurück.
    Jessica bewies es ihm, als sie den Ring vom Finger zog, seine Hand nahm und ihn hineinlegte. Dann schloss sie seine Finger um den Metallreif.
    »Leb wohl, Raul.«
    Er stand nur da und schaute ihr nach, sah sie durchs Zimmer und aus der offenen Tür gehen. Das perfekte Ende eines durch und durch elenden Tages. Raul kämpfte den Drang nieder, ihr nachzulaufen. Er wusste, es hätte nichts genutzt. Stattdessen drehte er sich wieder zum Tresen und den Resten der Literflasche Glengarry's Best um. Er nahm das Glas und schüttete den Inhalt in die Spüle, vergeudete jeden Tropfen. Bevor er es sich anders überlegen konnte, stellte er auch die Flasche auf den Kopf und ließ sie auslaufen. Er brauchte keinen Drink mehr. Raul war auf der Suche nach Betäubung gewesen.
    Er hatte sie auch so gefunden.

18. Eskalation
    Highlakebecken, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
    6. März 3133
    Achernars bläulich weiße Sonne fraß ein gleißendes Loch in den fahlen Nachmittagshimmel und überflutete das Highlakebecken mit Hitze und grellem Licht. Die Temperatur stieg höher, vorbei an der üblichen Höchstmarke von zweiundvierzig Grad Celsius, näherte sich dreiundvierzig. Ohne die Möglichkeit, Feuchtigkeit aus dem aufgerissenen Lehmboden der Ebene zu ziehen, blieb die Luft trocken und heiß. Jeder hämmernde Schritt, mit dem sich Sterncolonel Torrent von der Schleichtatze entfernte und die letzte Etappe der Laufstrecke zurück zum Landungsschiff Lupus anging, warf Staubwolken auf.
    Torrents khakifarbene Shorts und das staubverschmierte Unterhemd waren feucht von frischem Schweiß, aber nicht durchnässt. Die ausgedörrte Wüstenluft saugte jeden Tropfen Flüssigkeit gierig auf. Trotzdem glänzten sein rasierter Schädel und die Arme wie unter einer Diamantglasur. Die Unterschenkel waren

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