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Der Kampf beginnt

Der Kampf beginnt

Titel: Der Kampf beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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zerfiel immer weiter in miteinander konkurrierende Fraktionen.
    Wenn Raul daran dachte, breitete sich eine große Leere in seinem
    Magen aus. Er konnte nicht länger stillsitzen. Der MechKrieger stieß den Stuhl zurück und ging den langen Weg um den Tisch zur Anrichte, um sich Wasser zu holen. Er schüttete zuerst ein Glas für den Colonel ein. Das Eis klimperte darin. Er brachte es an den Tisch, ohne die Gäste zu beachten. Dann ein zweites Glas für sich selbst, das er an der Anrichte lehnend trank. Aber auch dadurch wurde er den bitteren Geschmack in seinem Mund nicht los.
    »Colonel.« Michael Eus schien entschlossen, einen ruhigen, selbstsicheren Diplomatenton beizubehalten. »Colonel Blaire, wir müssen uns einfach darüber einig werden, dass Achernar momentan mit der Hilfe Lord Sandoval-Grölls besser geschützt ist. Können wir darauf zählen, dass Sie mit uns zusammenarbeiten? Oder nicht?«
    In Anwesenheit von Legat Stempres, der ihn bei einer negativen Antwort ohne Zweifel des Amtes enthoben hätte, blieb dem Colonel nur ein widerwilliges Nicken. »Achernar hat Vorrang«, stimmte er zu.
    Nachdem die Vereinbarung besiegelt war, ging Raul davon aus, dass sein Beitrag als Ratgeber - angesichts eines derart übermächtigen Drucks ohnehin kaum benötigt - nicht länger erforderlich war. »Wenn der Colonel gestattet?«, fragte er, ließ sein Wasserglas stehen und stiefelte mit weiten Schritten zur Tür. Zum ersten Mal, seit er sich mit Tassa Kay betrunken hatte, verspürte er ein dringendes Bedürfnis nach etwas Stärkerem als Wasser. Und wäre er noch länger geblieben, hätte er unter Umständen etwas gesagt, was ihm reichlich Zeit verschafft hätte, es zu bereuen, nachdem Stempres ihn aus dem aktiven Dienst geworfen hatte.
    Was eigentlich gar kein so schlechter Ausweg aus diesem Schlamassel gewesen wäre.
    Und was nur bewiesen hätte, dass Bürger auch nicht mehr in die Republik investiert hatten als Einwohner.
    O ja, er brauchte etwas weit Stärkeres als Wasser.
    Der Weg von der Stützpunktzentrale zu seiner Unterkunft verschlechterte Rauls Stimmung noch zusätzlich. Dank der Gewitter des Vortages war die Luftfeuchtigkeit auf über vierzig Prozent gestiegen und die Temperatur erreichte einen neuen Höchstwert von zweiundvierzig Grad im Schatten. Die Uniform klebte ihm am Leib, beulte sich um die Taille und lag hauteng am Rücken.
    Schweiß perlte ihm auf der Stirn und ließ einen Salzfilm auf seiner Oberlippe zurück. Er stampfte die Eingangsstufen hinauf und schloss die Tür des abgedunkelten Quartiers auf. Beim Vidphon hielt er kurz an, dann drehte er sich um und ging hinüber zu der Flasche, die noch immer auf dem Tresen der Kochnische stand. Er schüttete zwei Fingerbreit in ein Wasserglas. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte im Glas wie flüssiger Rauch.
    »Wolltest du gerade mich anrufen oder sie?«
    Fast hätte Raul das Glas fallen lassen. Er konnte es eben noch mit beiden Händen festhalten, bevor er sich umdrehte und Jessica Searcy in einer dunklen Ecke entdeckte. Sie saß auf einem Klappstuhl statt am Tisch oder auf dem einfachen Sofa.
    »Jess! Wo warst du?« Raul stellte das Glas neben die Spüle. »Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen.«
    Sie stand auf und musterte ihn, die Arme verschränkt, nahezu regungslos. »Ich weiß. Ich habe am Anrufbeantworter mitgehört.« Sie musste seine Verwirrung im Abendlicht, das durch die noch immer offene Tür fiel, bemerkt haben. »Ich war zu Hause, Raul. Ich habe Trivid gesehen. Kyle Powers' Tod lief auf allen Kanälen. Aber ehrlich gesagt, mich haben die Vorbereitungen mehr interessiert. Du weißt schon. Die Auswahl der Hilfstruppen. Die Ausrüstung der Maschinen. Die Ansprachen und Privatgespräche. Wie lange hattest du schon darauf gewartet, sie zu küssen?«
    Raul fand den Lichtschalter und warf ihn um, gerade als Jessicas Frage sich mit eisiger Hand in seine Eingeweide bohrte und sie verknotete. Sie sah furchtbar aus, das Haar mit einem schmalen Gummiband nach hinten gezogen, die Augen durch fehlenden Schlaf dunkel gerändert. Gar nicht die blitzblanke Krankenhausärztin des River's End General. Nach der Schlacht, Kyle Powers' Tod und Erik
    Sandoval-Grölls Vorstoß zur Hauptstadt hatte Raul die Kamerateams bei der Herausforderung völlig vergessen.
    Jessica hatte offenkundig an kaum etwas anderes gedacht.
    »Jess, ich kann dir nicht einmal annähernd erklären, wie sehr Tassas Aktion mich überrascht hat. Ich habe es

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