Der Kampf beginnt
lehmverschmiert: Wüstenstaub vermischt mit Schweiß, der an muskulösen Waden zu grauen Schlieren trocknete.
Torrent hakte eine Plastikflasche mit Wasser vom Gürtel und trank den letzten Schluck, ohne langsamer zu werden. Das Wasser schmeckte schal, vermischt mit dem Schweiß auf seinen Lippen und dem Plastikgeschmack der Flasche. Es konnte den sauren Ge-schmack der gestrigen Vorstellung auch nicht annähernd hinunterspülen. Er hängte die Halterung wieder in den Gürtel, schloss sie und dachte nicht mehr daran. Seine Gedanken kehrten zum Lauf zurück und zu dem, was hätte sein können.
Kyle Powers war tot.
Er hatte es gewusst, schon bevor es bekannt gegeben worden war. Torrent hatte gesehen, wie die Strahlbahn seines Lasers sich am Rumpf des Jupiter aufwärts bewegte - bis in den schmalen Streifen Panzerglas, der das Cockpit schützte. Er hatte gesehen, wie die rubinrote Lichtenergie durch das Kanzeldach in den darunter liegenden Körper stieß. Der Sterncolonel musste sich immer wieder daran erinnern, um nicht von der Wut darüber zerfressen zu werden, zur Flucht gezwungen worden zu sein. Torrent hatte den Sphärenritter besiegt, hatte mit Sicherheit einen soliden Keil zwischen den Schwertschwur und die Republikeinheiten getrieben, und schließlich war genau das sein Ziel gewesen. Die Stahlwölfe hatten drastische Maßnahmen verlangt und er hatte sie ergriffen. Und gesiegt. Er siegte immer.
Aber diesmal nicht zu einhundert Prozent.
Es war kein makelloser Sieg.
Der einzelne Legionär hatte die Linie gehalten, hatte zurückgeschlagen, ganz gleich, was Torrents Tundrawolf ihm entgegenwarf. Raul Ortega. Den übermittelten Daten zufolge ein erst kürzlich beförderter Reservist, nicht einmal ein regulärer Offizier der Miliz. Kyle Powers' Verlust hätte ihn brechen müssen. Er hätte unter dem Bombardement der schweren Geschütze des Tundrawolf vor Angst erstarren müssen. Hätte. Müssen.
Stattdessen hatte Ortegas Multi-Autokanone auf Torrent eingehämmert, hatte ihm Panzerung vom Rumpf gerissen und neue Schäden an wichtigen Systemen wie Reaktorhülle und Waffen angerichtet. Die Wut des Sterncolonels hatte ihn mit seinem Stolz getrieben, noch ein paar Minuten durchzuhalten, vorwärts zu drängen und ruhmreich zu leben oder zu sterben. Sein Instinkt, seine langen Jahre der Kampferfahrung, seine Loyalität Kal Radick gegenüber, sie alle hatten ihn ermahnt, sich mit dem begrenzten Sieg über Powers zufrieden zu geben und sich zurückzuziehen, um später weiterkämpfen zu können, Achernar vielleicht sogar trotz Fetladrals Pech und der veränderten Prioritäten Kal Radicks noch zu erobern. Dieses Mal hatte er auf die Stimmen der Vernunft gehört, aber es war ihm sehr schwer gefallen. Mit vor Frustration verkrampften Muskeln hatte er den Tundrawolf gewendet. Ein Schritt. Dann noch einer.
Torrent lief weiter - ein Schritt, dann noch einer - und wurde schneller, als er auf das Landungsschiff zuhielt.
Ein beißender Schweißtropfen drang unter das Plastiksiegel der dunklen Schutzbrille und brannte im Augenwinkel. Seine Sicht verschwamm für einen Moment, aber Torrent blinzelte sie wieder frei. Nicht, dass es viel zu sehen gegeben hätte. Ein flaches, dürres Stück Land unter dem gnadenlosen Licht einer strahlenden Sonne. Die dunklen Linsen filterten einen Großteil der schmerzenden Helligkeit heraus, konnten die brutale, farblose Landschaft aber auch nicht verschönern. Die Wüste wirkte eher grau - vielleicht ein trockenes Graubraun - als gelb, wie er es erwartet hatte. Seine Lupus beherrschte den Horizont, aber sie war im harten Weiß lackiert, das bei Raumschiffen ganz allgemein vorherrschte. Selbst der Himmel dieser Welt wirkte auf ihn ausgewaschen und leblos.
Doch der Planet war nicht leblos. Er war zu einer bedeutenden Welt geworden, einer Welt mit einem funktionstüchtigen Hyperpulsgenerator. So lange er noch Möglichkeiten sah, um diese HPG-Station zu kämpfen, würde Torrent Achernar nicht aufgeben. Er würde siegen, sooft er konnte, darauf aufbauen und zu größeren Ehren aufsteigen als je zuvor.
Dafür wurde es Zeit. Zum Aufbauen.
Torrent rannte die Landungsschiffsrampe empor und stürmte in den Mechhangar. Dann reduzierte er das Tempo zu einer schnellen Gehgeschwindigkeit und zwang sich, mehrere kühlende Runden um das schattige Arbeitsareal zu drehen. Er zog die Schutzbrille vom Kopf und hängte sie ebenfalls in den Gürtel. Heftig, aber gleichmäßig atmend, mit Muskeln, die nach einem
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