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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ein Fehler, dich in Europa ausbilden zu lassen«, sagte sein Vater. »Das mache ich mir zum Vorwurf. Ja – ich bin dafür verantwortlich. Dort hast du dieses Zeug aufgenommen, dieses ganze sentimentale Gewäsch der Carson-Anhänger. Für die Europäer ist es gut und schön; sie leiden nicht unter der Insektenplage tropischer Länder. Ihre Bevölkerung ist rückläufig; sie haben nicht so viele Münder zu füttern. Sie können sich solchen Luxus leisten. Aber mein eigener Sohn!«
    »Draußen in den roten Zonen siehst du Dinge, Vater«, sagte Joao. »Dinge, die schwierig zu erklären sind. Die Pflanzen sehen dort gesünder aus, kräftiger. Die Früchte sind …«
    »Ein rein vorübergehender Zustand«, unterbrach sein Vater. »Wir werden für alle Bedürfnisse, die sich zeigen, geeignete Bienen züchten. Die Schadinsekten nehmen uns das Essen vom Mund weg. Sie müssen vernichtet und durch Insektenformen ersetzt werden, die eine dem Menschen nützliche Funktion haben.«
    »Viele Vogelarten sterben aus, Vater.«
    »Wir retten die Vögel! Wir haben Exemplare von jeder Art in unseren Schutzgebieten. Wir werden ihnen Nahrung verschaffen!«
    »Verschiedene Pflanzen sind mangels natürlicher Bestäubung bereits aus den grünen Zonen verschwunden.«
    »Keine Nutzpflanze ist uns verlorengegangen!«
    »Und was geschieht«, fragte Joao, »wenn unsere Barrieren von den Insekten durchbrochen werden, bevor wir die natürlichen Populationen ausgerottet und ersetzt haben? Was passiert dann?«
    Der ältere Martinho schüttelte seinen knochigen Zeigefinger vor dem Gesicht seines Sohnes. »Dieser Unsinn muß aufhören! Ich will nichts mehr davon hören! Hast du verstanden?«
    »Bitte beruhige dich, Vater.«
    »Beruhigen soll ich mich? Wie kann ich mich angesichts dieser … dieser Sachlage beruhigen? Du hier im Versteck, wie ein gewöhnlicher Verbrecher! Aufstände in Bahia und Recife und …«
    »Vater, hör auf!«
    »Ich werde nicht aufhören. Weißt du, was die Bauern von Lacuia neulich zu mir sagten, diese Mamelucos? Sie sagten, die Bandeirantes reinfizierten die grünen Zonen, um ihre gutbezahlte Arbeit zu verlängern! Das ist, was der Mann auf der Straße darüber denkt!«
    »Es ist absoluter Unsinn, Vater!«
    »Natürlich ist es Unsinn! Aber es ist eine natürliche Folge von defätistischem Gerede, wie ich es heute hier von dir gehört habe. Und alle Rückschläge, die wir erleiden, verleihen solchen Beschuldigungen zusätzliches Gewicht.«
    »Rückschläge, Vater?«
    »Ich habe es gesagt: Rückschläge.«
    Gabriel Martinho wandte sich um, marschierte zu seinem Schreibtisch und zurück. Wieder blieb er vor seinem Sohn stehen, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich beziehe mich natürlich auf das Piratininga-Gebiet.«
    »Unter anderem.«
    »Du hast mit deinen Leuten dort gearbeitet.«
    »Nicht eine Fliege ist uns entgangen!«
    »Vor zwei Wochen war das Piratininga grüne Zone. Heute …« Er zeigte auf seinen Schreibtisch. »Du hast den Bericht gelesen. Es wimmelt. Wimmelt!«
    »Ich kann nicht jeden Bandeirante im Mato Grosso kontrollieren«, verteidigte sich Joao. »Wenn sie …«
    »Die Regierung hat für die Säuberung eine Frist von sechs Monaten gesetzt«, sagte der ältere Martinho, die Hände erhoben. Sein Gesicht war gerötet. »Sechs Monate. Drei davon fallen in die Regenzeit und zählen höchstens halb.«
    »Wenn du nur zu deinen Freunden in der Regierung gehen und sie überzeugen würdest, daß …«
    »Sie überzeugen? Ich soll hingehen und ihnen zum politischen Selbstmord raten? Meinen Freunden? Der Präsident ist auf das Programm eingeschworen; es ist sein Lieblingskind, das ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte des Landes sichern soll.« Er ließ seine Hände fallen. »Kannst du dir vorstellen, unter welchem Druck wir stehen? Kannst du dir vorstellen, was ich mir über die Bandeirantes und besonders über meinen eigenen Sohn anhören muß, wenn ich in Brasilia bin?«
    Joao grub die Fingernägel in seine Handflächen, bis es schmerzte. Eine Woche hier war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Er sehnte sich zu seinen Männern zurück. Sein Vater war zu lange in der Politik gewesen, um sich noch verändern zu können. Wenn er nur nicht so erregbar wäre. Vor zwei Jahren hatte er einen Infarkt erlitten, aber er war nicht ruhiger geworden.
    »Du regst dich unnötig auf, Vater, sagte er.
    Die Nasenflügel des Präfekten blähten sich; er beugte sich zu seinem Sohn. »Wir haben bereits zwei Endtermine überschritten

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