Der Kampf der Insekten
auf ihn herab. »Ahhh?«
»Sie ist eine sehr schöne Frau«, sagte Joao.
»Das habe ich gehört. Und viele Männer haben von dieser Schönheit gekostet – so heißt es.«
»Das glaube ich nicht!«
»Joao«, sagte der Präfekt. »Hör auf einen alten Mann, dessen Erfahrung ihm Weisheit gegeben hat. Das ist eine gefährliche Frau. Sie gehört mit Körper und Seele der IBÖ, und das ist eine Organisation, die sich oft in unsere Angelegenheiten einmischt. Du bist ein Mann, der sich mit seiner Tüchtigkeit einen Namen gemacht hat, dessen Fähigkeiten und dessen Erfolg ihm zweifellos Neid und Mißgunst eingetragen haben. Diese Frau soll eine Entomologin sein, aber ihre Handlungen scheinen auf etwas anderes hinzudeuten.«
»Das ist genug, Vater!«
»Wie du willst.«
»Sie wird bald hierherkommen«, sagte Joao. »Ich möchte nicht, daß deine gegenwärtige Haltung …«
»Ihr Besuch hier könnte sich verzögern«, sagte der Präfekt.
Joao blickte ihn scharf an. »Warum?«
»Am vergangenen Dienstag, einen Tag nach deiner kleinen Episode in Bahia, wurde sie nach Goias geschickt. Ich vermute, sie soll dort die Arbeit der Bandeirantes kontrollieren. Wahrscheinlich schnüffelt sie bei den Stützpunkten herum – wenn sie noch lebt.«
Joaos Kopf kam mit einem Ruck hoch. »Was?«
»Wie ich über Gewährsleute aus dem Hauptquartier der IBÖ in Bahia erfuhr, soll sie überfällig sein. Ein Unfall, vielleicht. Es heißt, daß Direktor Chen Lu morgen höchstpersönlich auf die Suche nach ihr gehen werde. Was sagst du dazu?«
»Er schien sie zu mögen, als ich sie beide in Bahia sah, aber diese Geschichte über …«
»Mögen ist gut. O ja, er scheint sie in der Tat zu mögen.«
»Du hast unschöne Gedanken, Vater.« Joao fühlte sich sehr beunruhigt. Der Gedanke, daß diese liebliche Frau irgendwo im tiefen Hinterland sei, notgelandet im Sertao, vielleicht tot oder verletzt, hinterließ ein schlechtes Gefühl in seinem Magen.
»Vielleicht möchtest du dich an der Suchaktion beteiligen?«
Joao ignorierte diese spöttische Anregung und sagte: »Vater, der ganze Kreuzzug bedarf einer Ruhepause, während wir herausbringen, was schiefgegangen ist.«
»Wenn du in Bahia auch so geredet hast, kann ich es ihnen nicht verdenken, daß sie über dich hergefallen sind«, sagte der Präfekt. »Vielleicht hat diese erregte Menge …«
»Du bringst alles durcheinander, Vater!« sagte Joao ärgerlich. »Außerdem weiß ich, was ich auf dieser Plaza gesehen habe!«
»Unsinn, aber regen wir uns nicht mehr darüber auf. Das muß jetzt aufhören. Du darfst nichts tun, was das wiedergewonnene Gleichgewicht stören könnte. Ich befehle es dir, hörst du?«
»Die Leute vertrauen den Bandeirantes nicht mehr«, sagte Joao.
»Manche mißtrauen euch noch, ja. Und warum nicht, wenn das, was ich eben von dir hörte, deine wirkliche Einstellung widerspiegelt?«
Es schien einfach nicht möglich, zu seinem Vater durchzudringen. »Es tut mir leid, daß ich dir Schwierigkeiten und Kummer bereitet habe, Vater«, sagte er. »Manchmal bedaure ich, daß ich ein Bandeirante bin. Aber wie hätte ich anders die Dinge lernen können, von denen ich dir berichtete? Die Wahrheit ist …«
»Joao! Willst du mir sagen, daß du unsere Ehre beschmutzt hast? Hast du einen unehrlichen Eid geleistet, als du dich zum Dienst verpflichtetest?«
»So war es nicht, Vater.«
»Eh? Wie war es dann?«
»Ich glaubte daran – damals. Ich glaubte, daß wir mutierte Bienen züchten könnten, die an die Stelle der vorhandenen Insektenarten treten und alle Lücken in der Insektenökologie ausfüllen würden. Ich sah das Unternehmen als einen großartigen Kreuzzug an. Wie die Leute in China sagte ich: ›Nur die nützlichen Insekten sollen leben!‹ Und ich glaubte es. Aber das ist jetzt eine Reihe von Jahren her, Vater. Inzwischen habe ich begriffen, daß unsere Vorstellungen von dem, was nützlich ist, auf keinem Verstehen von Zusammenhängen beruhen, sondern nur nach unseren unmittelbaren ökonomischen Bedürfnissen ausgerichtet sind. Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß man dieses komplizierte Geflecht von Beziehungen und Einwirkungen, das die natürliche Ökologie im Gleichgewicht erhält, sehr gründlich studieren muß, bevor man darangehen kann, es vorsichtig zu verändern. Die Holzhammermethoden, mit denen wir arbeiten, richten mehr Schaden als Nutzen an. Sie sind ungeeignet. Wir müssen von unserem allzu primitiven Nützlichkeitsdenken herunterkommen.«
»Es war
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