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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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er sich zu dem blonden Burschen führen ließ. Wie hatte sie ihn genannt? Ah, Hogar. Ja, Hogar.
    »Der Herr hier«, sagte Virho mit entschuldigender Gebärde, »sagt, die Frau sei von Insekten gebissen worden.«
    »Das ist richtig«, sagte Hogar. »Sie ist seitdem nicht mehr …«
    »Im Kopf, verstehst du?« sagte Virho. »Wir gehen auf sie ein, lassen ihr ihren Willen.«
    Joao befeuchtete seine Lippen. Er fühlte sich ein wenig schwindlig.
    »Die Insekten, von denen sie gebissen wurde, waren ähnlich wie die, mit denen Sie zu tun hatten«, sagte Hogar vorsichtig.
    Er macht sich über mich lustig! dachte Joao.
    »Ich möchte Chen Lu sehen«, sagte er. »Sofort.«
    »Er wurde schwer verbrannt und gestochen«, sagte Hogar. »Es geht ihm nicht gut.«
    »Wo ist er?«
    »Hier im Zelt, aber ich …«
    »Ist er bei Bewußtsein?«
    »Senhor Martinho, er ist wach, aber nicht in einem Zustand für längere Gespräche.«
    »Ich gebe hier die Befehle!« schnappte Joao.
    Ein seltsamer Blick stummen Einverständnisses ging zwischen Virho und Hogar hin und her. Virho sagte: »Joao, vielleicht …«
    »Ich werde jetzt zu ihm gehen!« sagte Joao. Er drängte sich an Hogar vorbei und betrat das Zelt.
    Nach dem gleißenden Sonnenlicht des Morgens war das Innere wie eine düstere Höhle, und Joaos Augen brauchten eine Weile, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Während dieser Sekunden kamen Virho und Hogar hinter ihm ins Zelt.
    »Bitte, Senhor Martinho«, sagte Hogar. »Schonen Sie ihn.«
    »Später, vielleicht, Joao«, sagte Virho.
    »Wer ist da?«
    Die Stimme war leise, aber beherrscht, und sie kam von einem Feldbett am anderen Ende des Zelts. Joao machte die liegende Gestalt eines Menschen aus, das Weiß von Bandagen. Dann erkannte er Chen Lus Gesicht im Halbdunkel.
    »Ich. Joao Martinho.«
    »Ah, das ist gut«, sagte Chen Lu, und seine Stimme klang kräftiger. Joao ging zu ihm. Die Wangen des Chinesen waren eingesunken, wie nach einer langen Hungersnot. Die Augen starrten aus zwei schwarzen Löchern.
    »Mein lieber Freund«, flüsterte Chen Lu. »Dann sind wir gerettet?«
    »Wir sind nicht gerettet«, sagte Joao. »Ich machte eine Notlandung mit der Bugkapsel meines Transporters.«
    »Ah, zu dumm«, sagte Chen Lu. »Dann werden wir alle zusammen untergehen, eh?«
    »Es gibt immer noch Hoffnung«, sagte Hogar.
    »Da wir noch leben, gibt es immer noch Hoffnung, wie?« sagte Chen Lu. »Ich wünschte, ich könnte Ihren Optimismus teilen, Hogar. Aber ich fürchte, mit mir geht es zu Ende. Meine Gedanken verwirren sich.«
    . »Wir wollen Sie nicht ermüden, Sir«, sagte Hogar.
    »Spielt keine Rolle«, sagte Chen Lu. »Der Marsch nach Westen, eh, Joao? Wir haben ihn gemacht. Ich wünschte, ich könnte lachen!«
    Joao schüttelte seinen Kopf. Sein Rücken schmerzte, und seine Arme prickelten, als ob sie ihm eingeschlafen wären. Das Zeltinnere schien plötzlich heller zu sein.
    »Soll ich Ihnen sagen, wie der Feldzug gegen die Insekten in meiner Heimat ausgegangen ist?« sagte Chen Lu. »Die Geschichte wird das einmal als einen großen Witz ansehen.
    Die Vegetation kümmerte. Die Erde wurde unfruchtbar. Nichts half, weder Dünger noch Chemikalien oder die Bienen, die an die Stelle der alten Insektenfauna treten sollten. Wir mußten die Kampagne abbrechen und die ganze Artenvielfalt, die wir zuvor bekämpft hatten, wiederherstellen.« Er lachte heiser und kichernd. »Nun streuen unsere Flugzeuge, die früher Insektengifte über das Land sprühten, eben die Insekten aus, die sie zuvor bekämpften. Riesige Züchtungsanstalten mußten errichtet werden. In den letzten Jahren hat die Natur begonnen, sich zu erholen, aber das absurde Experiment hat vielen das Leben gekostet. Wir hatten Hungersnöte wie in den alten Zeiten.«
    »Weil die Insekten fehlten?« sagte Virho ungläubig.
    »Natürlich!« sagte Chen Lu. »Wir hatten Schlüsselglieder der ökologischen Kette zerbrochen. Der Fehler war, daß man auf die Techniker und Ökonomen hörte und die Warnungen der Naturforscher in den Wind schlug.« Chen Lu schloß seine Augen und lag eine Weile still, als müsse er Kraft sammeln. »Ich war damals vor zwanzig Jahren einer der Warner«, fuhr er endlich fort. »Man beschimpfte mich als einen Defätisten, einen Gegner des Fortschritts. Ich zog es vor, einem Ruf der UNO zu folgen und in die neu gegründete Behörde für Ökologie einzutreten.«
    Unfruchtbare Erde, dachte Joao. Es war eine interessante Idee, aber sein Kopf war zu heiß und zu wirr, um dem

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