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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Stimmen entfernten sich, wurden undeutlich und verloren sich im Glucksen und Rauschen des Wassers.
    Die Männer hatten sein Versteck nicht gefunden. Aber warum waren sie ihm nachgegangen? Er hatte diesen Mann nicht verletzt. Sicherlich hatten sie keinen Verdacht geschöpft.
    Langsam bereitete er sich auf das vor, was getan werden mußte, brachte seine spezialisierten Teile ins Spiel und begann sich in die Erde des Höhlenbodens zu graben. Tiefer und tiefer grub er, stieß die lockere Erde hinter sich zum Höhleneingang, damit es aussähe, als ob ein Teil der Höhle eingestürzt wäre.
    So wühlte er sich sechs Meter ins Erdinnere, bevor er aufhörte. Sein Energievorrat reichte gerade noch für das nächste Stadium. Er drehte sich auf den Rücken, stieß die toten Teile von Beinen und Rücken ab, so daß die Königin und ihre Traube von Bewachern der bloßen Erde unter seinem chitinähnlichen Rückgrat ausgesetzt war. Körperöffnungen an seinen Hüften entließen den Konkonschaum, eine weiche grünliche Masse, die sich bald zu einer schützenden Schale verhärten würde.
    Dies war der Sieg; die wesentlichen Teile hatten überlebt.
    Jetzt war nur noch Zeit wichtig – einige zwanzig Tage, um neue Energie zu sammeln, die Metamorphose durchzumachen und sich zu verbreiten. Nicht lange, und es würde Hunderte von ihm geben, jeder mit seiner sorgfältig nachgeahmten Kleidung und seinen Ausweispapieren, jeder mit seinem menschlichen Aussehen.
    Es gab noch andere Kontrollpunkte und Barrieren, die zu überwinden waren; aber sie waren weniger schwierig.
    Diese menschliche Kopie hatte sich als eine gute erwiesen. Die höchste Integration seiner Art hatte gut gewählt. Das Studium der vereinzelten Gefangenen, die sie im Sertao gemacht hatten, war lohnend gewesen; sie hatten viel daraus gelernt. Leider war es sehr schwierig, die menschliche Kreatur zu verstehen. Selbst wenn man ihnen eine begrenzte Freiheit gewährte, war es beinahe unmöglich, vernünftig mit ihnen zu reden. Ihre höchste Integration – wenn es eine solche gab – wich allen Versuchen zur Kontaktaufnahme aus.
    Und immer blieb die primäre Frage: Wie konnte irgendeine höchste Integration das Verhängnis, das diesen ganzen Planeten zu überwältigen drohte, geschehen lassen?
    Schwierige Menschen. Man würde ihnen ihre Abhängigkeit von diesem Planeten beweisen müssen … auf eine dramatische Weise, vielleicht.
    Die Königin regte sich, angestachelt von ihren Wächtern. Vereinigende Kommunikation ging hinaus zu allen Körperteilen, suchte die Überlebenden, schätzte die Kräfte ein. Diesmal hatten sie viel darüber gelernt, wie man der Aufmerksamkeit von Menschen entgehen konnte. Alle die folgenden Kolonie-Trauben würden dieses Wissen teilen. Und wenigstens eine von ihnen würde in Menschengestalt zu der Stadt am großen Wasser durchkommen, wo der Tod für alle seinen Ursprung zu haben schien.
    Eine von ihnen mußte durchkommen.

 
2.
     
    Pastellfarbener Rauch zog langsam durch die Luft des Nachtkabaretts aufwärts zur zentralen Entlüftung. Jeder Tisch hatte eine Räucherkerze, deren Rauchfärbung sich von allen anderen unterschied und wie ein Erkennungssignal wirkte – hier ein blasses Lila, dort ein zartes Rosa, dort ein helles Gelb, ein Blau, ein Violett. Die feinen Schleier vermischten sich zu regenbogenähnlichen, flüchtigen Gebilden, wallten unmerklich höher und gerieten in den Sog der Entlüftung, während sie sich über den Tischen ständig erneuerten. Es war kurz nach einundzwanzig Uhr, und das Kabarett A’Chigua, Bahias renommiertestes Nachtlokal, hatte eben mit seinem Unterhaltungsprogramm begonnen. Die unvermeidliche brasilianische Kapelle mit ihren einheimischen Tomtoms und den übrigen schabenden und rasselnden Rhythmusinstrumenten gab einer Truppe von ausgesucht schönen Tänzerinnen in Ameisenkostümen den Takt an. Ihre Fühler und Kieferzangen wedelten durch den feinen Rauch.
    Die Gäste saßen auf niedrigen Polsterbänken und Sesseln an kleinen Tischen und schlürften exotische Cocktails, die nach der letzten Mode in allen möglichen giftigen Farben schillerten. Die Frauen waren wie ein Gesprenkel tropischer Blumen neben den Männern in ihren dunklen Anzügen, aber hier und dort waren auch die weißen Ausgehuniformen von Bandeirantes zu sehen. Dies war die grüne, die insektenfreie Zone, wo Bandeirantes sich nach ihrem Dienst an den Grenzen oder in der roten Zone des Dschungels erholen und entspannen konnten. Gespräche und

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