Der Kampf um die Arbeitsplätze von morgen
nahezu alle glaubwürdigen Ökonomen China der mit Abstand aussichtsreichste Kandidat, um die Vereinigten Staaten im Lauf der nächsten dreißig Jahre zu übertreffen. Nicht ein einziger mir bekannter Ökonom glaubt, dass die USA diesen bevorstehenden Wirtschaftskampf gewinnen werden.
Wenn Fogel also auch nur annähernd richtig liegt, selbst wenn seine Vorhersage nur beinahe wahr wird, steht der Untergang des amerikanischen Arbeitsmarktes bevor. Arbeitslosigkeit plus Unterbeschäftigung werden auf mehr als 40 Prozent steigen. Die Führungsrolle in der freien Welt wird für Amerika nicht nur verloren sein, sondern in unerreichbare Ferne rücken.
Und das ist das Ende für das amerikanische Experiment Demokratie. In den Geschichtsbüchern wird zu lesen sein, es habe von 1776 bis 2040 gedauert und sei dann von der kommunistischen Marktwirtschaft Chinas abgelöst worden.
Es sei denn …
Kapitel 4:
Es sei denn …
Die Vereinigten Staaten werden von China überrannt, es sei denn, es gibt ein Wirtschaftswunder. Amerika setzt seine Nation und die Zukunft seiner Kinder und Enkel auf diese eine Karte, auf ein einziges großes »Es sei denn«.
Wie viele Vordenker lässt Fogel diesem großen »Es sei denn« Raum. »Alles ist möglich«, schrieb er. »Ein unerwarteter Durchbruch in der Technologie könnte alles wieder auf den Kopf stellen.« Seine Kalkulation kann unvorhersehbare, weltverändernde Neuentwicklungen nicht mit einbeziehen, noch genauer müsste man sagen, sie kann keine weltverändernden Momente von außergewöhnlichem Unternehmergeist mit einbeziehen – denn sie ist nicht feinfühlig genug, um den nächsten Steve Jobs, Bill Gates, die nächste Meg Whitman oder den nächsten Mark Zuckerberg zu entdecken oder das nächste Apple, Microsoft, eBay oder Facebook.
Gerade auf dem, was die Algorithmen der Top-Ökonomen nicht einberechnen können, liegt Amerikas Hoffnung für die Zukunft. Und es gibt Grund zur Hoffnung. An manchen Tagen scheint es mir unmöglich, dass der Wirtschaftsalptraum, den wir gerade erleben, jemals beendet werden kann – doch es ist schon einmal gelungen.
Wenige Vordenker wissen es: Amerika war schon einmal an diesem Punkt. Ganz genau hier.
Deutschland und Japan
Vor über dreißig Jahren sagte eine Runde aus liberalen und konservativen Wirtschaftsexperten im Fernsehen voraus, dass die Vereinigten Staaten ihre globale Führung im BIP, ihren wirtschaftlichen Vorsprung, an Japan und Deutschland verlieren würden. Offenbar auf der Basis von einfachen Regressionsgleichungen konnten sie erkennen, dass Japan und Deutschland aufgrund ihrer wachsenden Überlegenheit in der Fertigung und Produktion Amerikas wirtschaftliche Führungsposition einnehmen würden – besonders Japan.
Sie sagten voraus, dass das Wachstum der Vereinigten Staaten sich verlangsamen und das Japans und Deutschlands sprunghaft ansteigen würde. In der Konsequenz würde Amerika im globalen BIP-Ranking auf den dritten Platz zurückfallen, es würde seine weltweite Autorität einbüßen, und alles würde sich verändern. Die Regierenden in Deutschland und Japan befanden sich in einem regelrechten Erfolgstaumel, während sie darauf warteten, den sicheren Schritt an die oberste Spitze zu tun. Ein japanischer Abgeordneter sorgte weltweit für Schlagzeilen, indem er behauptete, die Amerikaner seien »fett und träge« geworden.
Zum Glück hatte man sich geirrt. Die Vereinigten Staaten gaben ihre wirtschaftliche Führungsrolle nicht auf, das Land schnellte von dem geschätzten Ergebnis von 3,8 Billionen auf atemberaubende 15 Billionen Dollar hoch und machte damit einen größeren Sprung, als irgendjemand vorausgesehen hatte. Die Vereinigten Staaten waren nicht der Verlierer, sondern machten in den Bereichen Schaffung von Arbeitsplätzen und BIP sogar einen unerwarteten Sprung nach vorn. Amerika fiel nicht auf den dritten Platz zurück; sein BIP wuchs derart an, dass es am Ende höher lag als die Wirtschaftskraft Japans und Deutschlands zusammengenommen. Amerika wuchs fast fünfmal so stark, wie es die besten Ökonomen vorausgesagt hatten.
Die Vereinigten Staaten erlebten nicht das überall vorausgesagte geringe Wachstum. Das BIP wuchs, gute Arbeitsplätze entstanden, und die USA festigten sogar noch ihren Status als Führungsmacht der freien Welt.
Niemand hatte das kommen sehen. Praktisch jeder hatte sich getäuscht, von den amerikanischen Ökonomen bis zu den erfolgssicheren Japanern und Deutschen.
Amerika war ein solcher Underdog
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