Der Kampf um die Arbeitsplätze von morgen
gewesen, dass man mit dem Aufschwung des Landes zum wirtschaftlichen Weltführer in den letzten dreißig Jahren am allerwenigsten gerechnet hätte. Und doch sieht, hört oder liest man davon nirgends etwas. Es steht weder in den Geschichtsbüchern, noch wird es in den Vorlesungen der MBA-Studiengänge oder in politikwissenschaftlichen Seminaren gelehrt. Das war einer der wichtigsten Kämpfe, die Amerika in den mehr als zweihundertdreißig Jahren seit seiner Existenz je gewonnen hat – aber niemand spricht davon oder macht es gar zum Objekt seiner Forschungen. Der Kampf um die Arbeitsplätze von 1970 bis 2000, ein Krieg an drei Fronten zwischen den Vereinigten Staaten, Japan und Deutschland, wurde nicht wahrgenommen und von niemandem dokumentiert.
Nichtsdestotrotz hat die Generation der Babyboomer – gemeinsam mit ein paar Angehörigen der Generation X – ihn ausgefochten und gewonnen. Sie vermarkteten alles, was mit Internet und IT zu tun hatte, schufen unzählige neue Geschäftsmodelle in diesem Bereich und exportierten sie überallhin. Durch einen amerikanischen Unternehmer- und Innovationsgeist, den niemand hatte kommen sehen, wurden überall im Land Millionen kleiner, mittlerer und großer Unternehmen geschaffen – vor allem kleine und mittlere.
Ein unerwarteter Wirtschaftsboom über dreißig Jahre ließ Amerikas Anteil an der Weltwirtschaft auf 25 Prozent hochschnellen, und das rettete die Republik wenn auch auf andere Weise, so doch beinahe in dem Maße, wie es der Sieg im Zweiten Weltkrieg getan hatte. Wenn der Zweite Weltkrieg die Republik und die Demokratie gerettet hatte, dann hat der unvorhergesehene technologisch-unternehmerische Boom von 1970 bis 2000 das Land, diesmal wirtschaftlich, erneut gerettet.
Nun also steht Amerika wieder am selben Punkt, nur sagen die Experten diesmal vorher, dass China anstelle von Japan und Deutschland die USA besiegen werde.
Die Vorhersagen der klassischen Ökonomie vor über dreißig Jahren waren falsch, weil ihre Formeln und Algorithmen begrenzt waren. Sie konnten nicht erkennen, dass Tausende kleiner, mittlerer und großer Unternehmen mit ihrer Kombination aus Innovationskraft und Unternehmergeist überall aus dem Boden schießen und eine historische Siegesserie des BIP und des Stellenwachstums erzielen würden.
Das heißt, ein einziges fehlendes Teilchen, Unternehmergeist und Erfindungsgabe , dieser eine blinde Fleck, dieses eine »Es sei denn« hatte mehr Wirkung als alle anderen Variablen im Algorithmus der Wirtschaftler. Das sollte uns zu denken geben. Die traditionelle Weise, in die Zukunft zu blicken, berücksichtigte die wichtigste Variable nicht.
Die traditionellen oder klassischen Wirtschaftsformeln funktionierten nicht, weil der blinde Fleck, der unberechenbare menschliche Unternehmergeist, die restlichen Variablen in den Berechnungen einfach hinwegfegte.
Das heißt nicht, dass die Amerikaner ihre Hoffnung auf etwas setzen sollten, das selten, unberechenbar und wie ein Wunder ist. Sie sollten nicht einfach die Daumen drücken und um ein neues Internet beten. Aber sie sollten erkennen, in welcher Gefahr sich Amerika befindet – und welche Mängel die Prognosen der klassischen Ökonomen in sich bergen.
Die Vorhersagen der klassischen Ökonomie können die Hauptursachen für die unzähligen potenziellen Ergebnisse nicht genau aufdecken. Deshalb lag die klassische Volkswirtschaftslehre vor dreißig Jahren falsch, und sie könnte heute wieder falschliegen. Die zentrale Annahme der klassischen Volkswirtschaftslehre lautet: »Die Berechnung der Zukunft orientiert sich an der Berechnung der Vergangenheit.« Oder: »Dies ist die Berechnung aller Transaktionen der Menschen in der Vergangenheit, also ist jenes, auf der Grundlage dieser Berechnungen, die Zukunft.« Sie setzt im Allgemeinen voraus, dass alles genauso weitergeht wie bisher.
Das trifft meistens zu. Aber manchmal eben auch nicht.
Kapitel 5:
Klassische Ökonomie kontra Verhaltensökonomie
Die klassische Ökonomie ist die Institution, die über praktisch jede Transaktion im Leben Daten sammelt. Bereits Ihre Geburt wird dokumentiert, ebenso wie alles, das Sie im Laufe Ihres Lebens tun – Ihre Besuche beim Zahnarzt, Ihre Bildungsabschlüsse, Ihre Fahrkarten und Flugtickets, jede Fahrt zum Supermarkt und ins Einkaufszentrum und was Sie gekauft haben, Ihre Aktienkäufe, Ihre Urlaube, die Ausgaben, die Sie über Ihre Kreditkarte tätigen, Ihre Telefonrechnungen und die Fernsehsendungen, die Sie sich
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