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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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in den Liegesessel und bin für niemanden zu sprechen. Erst danach höre und rede ich wieder. Hast du verstanden, Edward?«
    »Aye, aye, Sir!«
    David saß da und genoß die stillen Minuten. Ushakov war überrascht gewesen von der Verräterei. Kadir Bey schien Verrat gewohnt, zeigte aber Befriedigung, daß er einen Grund mehr hatte, die Albaner zu Ali Pascha zurückzuschicken. Und der Tod des kinderschändenden Hauptmanns ließ seine Augen freudig blitzen. »Ich hoffe, Sie haben in nächster Zeit nicht vor, nach Albanien zu reisen, Sir David. Ich müßte Ihnen dringend abraten. Die Leute dort haben eine Leidenschaft für Blutrache. In meinen Augen liegt der einzige Vorteil darin, daß sich diese Halsabschneider gegenseitig dezimieren.«
    Bundesgenossen gab es, dachte David, stand auf und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu.
    Der Wind schien unlustig und launisch. Mal füllte er die Segel, mal ließ er sie schlaff herunterhängen. Bootsmann Jenkins lief mit bösem Gesicht über das Deck, denn bei diesen Launen des Windes hinkte er mit seinen Manövern immer hinterher. Die Thunderer glich die Stöße des Winde durch ihr Gewicht und ihre Trägheit aus und pflügte gleichmäßig durch die See.
    »Na, Mr. Douglas, wie lange hält der Wind uns noch zum Narren?« fragte David den Master.
    »Gegen sechs Glasen der Nachmittagswache sollte er gleichmäßiger und kräftiger werden, Sir.«
    »Ich hoffe, Sie irren sich nicht, Mr. Jenkins. Um die Zeit sollen Mr. Demetros und Mr. Örgazan den dienstfreien Offizieren und dem Schulmeister eine Einführung in die Republik Ragusa geben. Sie sind natürlich dabei. Ich weiß gern, was mich erwartet, wenn ich einen neuen Hafen anlaufe.«
    »Ragusa wird Ihnen gefallen, Sir. Ich war einmal vor fast zwanzig Jahren dort als Leichtmatrose. Eine schöne Stadt mit starken Befestigungen, Sir. Eine saubere und ordentliche Stadt mit sehr gastfreundlicher Bevölkerung. Papisten übrigens. Ich habe die angenehmsten Erinnerungen.«
    Mr. Demetros hatte Ragusa (heute Dubrovnik) auch schon einmal vor einigen Jahren besucht und war wie Mr. Örgazan recht gut mit der heutigen Anlage der Stadt und ihren Regierungsformen vertraut, aber in der Geschichte fühlten sich beide nicht so sicher. Ja, Ragusa habe schon im 10. und 11. Jahrhundert existiert, damals unter byzantinischer Herrschaft. Danach habe Venedig die Stadt beherrscht, und eine eigene Republik sei erst nach 1400 gegründet worden.
    »Wie kann sich ein Stadtstaat mit heute knapp dreißigtausend Einwohnern am Rande dieses türkischen Reiches seine Unabhängigkeit erhalten?« fragte David.
    »Formal wird die türkische Oberhoheit ja anerkannt, Sir, und auch viel Tribut gezahlt. Ragusa ist für die Türkei und die anderen Großmächte reich und unabhängig nützlicher, als wenn es arm und abhängig wäre. Die Republik hat eine große Flotte von gut dreihundert Schiffen, von denen nicht mehr als achtzig im Küstenhandel tätig sind. Die anderen segeln vom Schwarzen Meer bis in den Atlantik. Als neutrale Schiffe unter der Flagge des heiligen Sankt Blasius können sie allen Waren liefern. Wenn es Probleme gab, wenn jemand die Stadt zu etwas zwingen wollte, wie der russische Admiral Orloff 1769, dann zahlte sie viel Geld. Das war immer noch billiger als der Unterhalt einer eigenen Kriegsflotte und Armee. Und sie hat Österreich, Sizilien, Rußland und die Türkei immer gegeneinander ausgespielt. Sie hat auch im letzten russisch-türkischen Krieg England um die Entsendung einiger Fregatten gebeten.«
    »Davon habe ich in meinen Instruktionen gelesen«, sagte David. »Aber nun informieren Sie uns bitte über die jetzige Regierungsform und den Zustand dieses Staates.«
    Die beiden Berater erklärten den Briten, daß jeder Adlige, der älter als zwanzig Jahre war, Sitz im Großen Rat hatte. Das war die gesetzgebende Versammlung. Der Große Rat wählte fünfundvierzig Senatoren, die über vierzig Jahre alt sein mußten, und einen Kleinen Rat mit sieben Mitgliedern. Aus seinen sieben Mitgliedern wählte der Kleine Rat monatlich immer ein anderes Staatsoberhaupt, den Rektor.
    »Jeden Monat ein neues Staatsoberhaupt?« wunderte sich Mr. Watt. »Werden dann auch die Minister neu vereidigt?«
    »Nein, Sir«, belehrte Mr. Demetros geduldig. »Der Rektor ist ja nur Sprecher des Kleinen Rates, der eigentlich in seiner Gesamtheit den Staat regiert. Ohne Genehmigung des Kleinen Rates darf z.B. der Rektor nicht einmal seinen Palast verlassen.« Die Offiziere sahen sich

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