Der Kampf um die Sieben Inseln
wie es sonst geschah, wenn Seesoldaten vorrückten. Ist da jemand so blöd, oder will er die Kerle hier warnen?
Im Verschlag war das Stöhnen schlagartig verstummt. Aufgeregte Stimmen klangen durcheinander. Dann rief einer: »Weg hier! Und du Bursche, halt deinen Mund, sonst schneiden wir dir die Gurgel durch. Wir kriegen dich immer.«
Die Tür vom Verschlag wurde aufgestoßen. David drehte den Docht seiner Lampe hoch, leuchtete die Tür an und rief: »Halt! Keiner rührt sich. Hier spricht der Kommodore.«
Der große Kerl in der Tür war eine Sekunde verwirrt und blinzelte. Dann riß er ein Messer aus dem Gurt, stieß es vor und stürzte sich auf David. Der konnte nur schnell den Holzscheit heben und mit aller Kraft auf das Handgelenk mit dem Messer schlagen, daß der Kerl das Messer fallen ließ. Es rutschte in den Raum zurück. Aber der Kerl packte David mit beiden Händen und drückte ihn gegen die andere Wand des Ganges. Die Lampe fiel zu Boden.
Der Bootsmann schrie laut: »Seesoldaten hierher. Meuterei!« und schlug mit seinem Bambusstock auf die anderen ein, die in den Verschlag zurückwichen.
David hatte sich von der Überraschung erholt, stieß sein Knie mit aller Kraft nach oben dem Kerl in den Unterleib. Der sackte stöhnend nach vorn, und David hieb ihm mit zusammengefaßten Händen in den Nacken. Nun sackte der Kerl zusammen.
Und da huschte der nackte junge Bursche aus der Tür und stieß dem Kerl das Messer, das er vom Boden gegriffen hatte, mit aller Wucht von hinten ins Herz. Der junge Bursche war noch geknebelt und konnte nur gurgeln, aber er schüttelte die Faust und sackte dann zusammen.
David trat zur Seite, damit ihn der Blutstrahl nicht besudelte. Dann nahm er die Lampe, drehte den niedergestochenen Kerl mit dem Fuß auf den Rücken. Seine Augen waren starr. Aus der offenen Hose ragte das immer noch erigierte Glied und wirkte doppelt obszön. Die anderen Kerle standen wie versteinert da, und dann füllten die Seesoldaten mit ihren Musketen den Gang.
»Zwei Mann führen den jungen Burschen hier zum Schiffsarzt! Nehmt ihm den Knebel heraus. Er hat den Mann hier niedergestochen, als der mich angriff. Die anderen hier werden zum Profos gebracht, der sie in Eisen schließen soll. Sie werden der homosexuellen Vergewaltigung nach Paragraph 24 der Kriegsartikel angeklagt. Sie dürfen kein Wort untereinander und mit niemand anderem sprechen. Schlagt ihnen notfalls die Zähne ein. Ab mit ihnen!«
David blickte auf Jenkins. »Wir wollen es dabei belassen, daß der junge Bursche mich retten wollte. Ich kann seinen Haß nachfühlen und möchte ihn nicht vor Gericht bringen, weil er sich an einem Bugger rächte.«
»Niemand wird von mir etwas anderes hören, Sir. Der Tote hier war ein übler Kerl. Ein Quota-Mann, der an Bord schon zweimal ausgepeitscht wurde. Es hat nichts geholfen.«
Der Schiffsarzt kam in Davids Kajüte, noch bevor der die Mittäter verhören konnte. »Der junge Bursche ist einer von den Griechen, die wir in Korfu angeworben haben, Sir. Er wurde von dem gleichen Kerl schon mehrfach mißbraucht. Er hat ihm mit dem Tod gedroht, und der Junge war ängstlich und hatte niemanden, dem er traute. Er hat Verletzungen im Analbereich, die in ein paar Tagen ausheilen werden. Aber er müßte zu einem sehr guten Maat, der ihn aufbaut und ihm Selbstvertrauen gibt.«
»Ich werde mich darum kümmern, Mr. Cotton. Wir haben so etwas früher nicht erlebt, nicht wahr? Die neunschwänzige Katze wird immer öfter gebraucht, aber sie ändert nichts. Was mache ich nur falsch?«
»Sir, Sie sind wie immer ein guter Kommandant. Aber wir haben nicht mehr die Freiwilligen, die wir in früheren Jahren hatten. Jetzt sind auch die Gepreßten und die Quota-Männer an Bord und mit ihnen Verbrecher, die wir nicht mehr ändern können. Aber die meisten, Sir, sind noch gute und vertrauenswürdige Leute.«
Keiner der Mittäter hatte schon selbst einen Jungen an Bord mißbraucht. Aber einer hatte aktiv geholfen, und die anderen waren dazu bereit gewesen.
»Ihr habt die Kriegsartikel oft genug gehört und wißt, daß euer Leben nach Paragraph 24 verwirkt ist. Homosexualität und Sodomie werden mit dem Tode bestraft, und die Kriegsgerichte neigen da nicht zur Milde. Ihr könnt wählen: Kriegsgericht oder vierundzwanzig Peitschenhiebe und du, der du den Jungen festgehalten hast, zweiunddreißig Hiebe. Also, was wollt ihr?«
Alle sagten nacheinander: »Die Katze, Sir.«
David warnte sie: »Wenn ihr euch danach
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