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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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alles sehr gefällig aussah. Charles hat gelernt, durch das Teleskop zu schauen. Es war zu lustig, wie er ein Auge zukniff und vorgab, mit dem anderen genau zu sehen.
    Am Abend hatte ich dann Harland und Desmond zum Essen im Haus. Sonst hätte sich David mit ihnen im Restaurant treffen müssen, denn das Wiedersehen mußte gefeiert werden. Die beiden waren auch sehr charmant zu mir während des Essens. Danach habe ich mich bald zurückgezogen. Natürlich lebten die Herren nun erst auf, und um Mitternacht sangen sie von irgendeiner Kitty aus Jamaica, daß das ganze Haus erschallte.
    Aber in aller Herrgottsfrühe sprang David wieder aus dem Bett, ließ sich von seinem Diener Edward mit kaltem Wasser übergießen, rasieren und sauste dann los, um Harlands und Neales Schiff zu inspizieren. Ich wußte, daß er mit der Flottille danach Scharfschießen üben wollte, aber in der Stadt soll es Unruhe gegeben haben, als fern von der See die Salven donnerten. Sie schießen dann auf Scheiben, so hat er es mir einmal erklärt, und das Geschütz, das schlecht trifft, hat danach allerlei Extradienst.
    Am Abend werden wir heute nach kontinentaler Sitte für uns Heilig Abend feiern. Morgen essen wir auf dem Schiff, und ich habe für sechshundertdreißig Mann kleine Schokoladentörtchen anfertigen lassen, damit jeder etwas hat. Besseres Essen gibt es sowieso. Dann muß ich auch die Kajüte noch einrichten, und danach segelt mein Liebster wieder fort. Ach, Julie, mir ist das Herz schon jetzt schwer. Wenn David auf See ist, schließe ich den Brief und gebe ihn dem Postschiff mit. Mein Konvoi segelt ja erst Mitte Januar.
    Britta wußte, daß David erschöpft war, als er am Heiligen Abend etwas früher als sonst in ihr Haus trat. Aber er ließ sich nichts anmerken. Die Kinder wollten ihren Vater voll und ganz. Sie warteten voller Unruhe schon auf die Bescherung.
    Die spanischen Dienstboten hatten die Vorbereitungen mit leichter Verwunderung ertragen. Britta hatte dafür gesorgt, daß ein fichtenähnlicher Baum so geschmückt wurde, daß er an die Bräuche erinnerte, die David von Stade und sie aus Dänemark kannten und an denen sie festhielten. Vor dem Baum lagen die verpackten Geschenke. Dann wurden die Kerzen angezündet, und ein Glöckchen läutete. Die Kinder durften das Zimmer betreten, sahen die Lichter am Baum brennen und lugten zu den Geschenkpaketen. Aber erst mußte Christina noch ein Gedicht aufsagen, und auch Charles hatte einen Vers zu präsentieren. Dann sangen sie ›Stille Nacht, heilige Nacht‹, und nun erst war der Weg zu den Geschenken frei.
    Für die Kinder waren natürlich die Spielsachen am wichtigsten. Dann erst schauten sie nach Kleidungsstücken. David hatte für seine Frau ein wunderschönes spanisches Spitzentuch und einen bezaubernden Anhänger aus Gold mit Diamanten und Rubinen gefunden. Sie schenkte ihm eine Schreibgarnitur, ein neues Taschenteleskop und eine Reisebeschreibung der ionischen Inseln, die sie in einem Antiquariat entdeckt hatte.
    Als die Angestellten beschert worden waren, wurde das Essen serviert, und anschließend wollten die Kinder noch etwas mit den neuen Sachen spielen. Es war schon spät, als Britta und David Zeit für sich hatten. Sie traten auf die Terrasse hinaus und sahen die Lichter der Stadt und des Hafens unter sich. Von fern schimmerten einige Lichter an der afrikanischen Küste.
    »Es ist wunderschön«, sagte Britta, »und so friedlich. Aber rings um uns lauern Feinde, die Spanier, die afrikanischen Piraten, die Franzosen. Und du läufst bald aus und segelst mit deinem Geschwader mitten in die Kämpfe hinein.«
    »Seit Lord Nelson die Franzosen bei Abukir so vernichtend geschlagen hat, trauen sie sich ja kaum noch aus ihren Häfen, Liebste. Zur See sind wir die Herren. Aber ich habe meine Flottille noch nicht in der Hand. Sie ist noch keine Einheit. Wenn ich ein Schiff kommandierte, konnte ich die Leute mit Worten, Gesten und Blicken dirigieren. Aber hier bin ich auf die Signale angewiesen, die auf wenige Worte beschränkt sind.«
    »Du willst immer zu viel und zu schnell, David. Sie werden sich an den Verband gewöhnen, und von Lord Nelson sagt man doch, er habe fast täglich mit seinen Kapitänen lange über Taktik und seine Auffassungen diskutiert.«
    Am ersten Weihnachtsfeiertag war Gottesdienst auf den Schiffen der Flottille, und David hörte zum ersten Mal den Schiffspfarrer predigen. Er sprach schlicht, gefühlvoll und auf die Welt der Seeleute bezogen. David war angenehm

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