Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
nächste Tag brachte ein Fest, wie es David noch nicht erlebt hatte. Am einen Ende des Kais wurden viele Tische und Holzbänke aufgestellt. Am anderen Ende errichtete man zweiundzwanzig Galgen. »Wollen die hier mit uns tafeln, während sie dort die Piraten aufhängen?« fragte David seinen Ersten.
    Mr. Watt war nicht überrascht. »Hinrichtungen sind immer ein Volksfest, wenn es Piraten und Räuber trifft, Sir. Denken Sie nur daran, wieviel Menschen sich in London versammeln, wenn vor dem Old Baley gehenkt wird. Ich kam einmal vorbei, als fünf Galgenvögel noch am Strick hingen, und die Menge soff und vergnügte sich.«
    David schüttelte den Kopf. »Komisch. Ich habe Hängen eigentlich nur erlebt, wenn mein Schiff kurz danach auslief. Nun ja! Mitleid mit den Strolchen wäre wohl fehl am Platze.«
    Die Österreicher gestalteten die Hinrichtung sehr eindrucksvoll. Eine Kompanie sperrte die Galgen ab. Trommeln ratterten. Der Militärrichter verkündete mit lauter Stimme das Urteil. Priester standen bei den Verurteilten. Ein Schuß dröhnte, und alle Falltüren öffneten sich gleichzeitig. Mönche sangen einen Choral, und dann wurde an den Tischen ausgeschenkt und Speisen aufgetragen.
    David hatte noch nie eine so riesige Bewirtung erlebt. Allen Briten und allen beteiligten Infanteristen wurden Wein, Brot und kaltes Fleisch vorgesetzt. Orchester der verschiedenen Nationalitäten spielten. Gruppen zeigten Volkstänze, und Chöre sangen. Den stärksten Eindruck hinterließ der Chor der Thunderer. Reverend Pater ließ zunächst ein geistliches Lied singen, das die Seelen der Sünder der Gnade Gottes empfahl. Dann folgten Seemannslieder und englische Volksweisen und wurden heftig bejubelt.
    David saß bei General Brady, der noch einmal betonte, wie dankbar er für seine Errettung sei. David packte die Gelegenheit beim Schopfe. »Darf ich einmal sehr unfein und unbescheiden sein, Herr General, und eine Bitte äußern?«
    Brady konnte sein Erstaunen nur schwer verbergen. »Tun Sie es nur, Herr Kommodore«, sagte er dann.
    David sprach von dem schweren Start der Sieben Inseln, bedrängt von Piraten und Türken. Er äußerte seine Überzeugung, daß Admiral Ushakov keine russische Machtbasis dort schaffen wolle oder könne. »Herr General, bitte unterstützen Sie die Selbständigkeit und Einheit dieser jungen Inselrepublik. Keinem wäre geholfen, wenn sie zum Zankapfel der Großmächte wird.«
    Brady sah ihn verschmitzt an. »Hätte mich auch gewundert, wenn Sie einen persönlichen Wunsch geäußert hätten. Sie haben also gehört, daß wir auf den Inseln für Österreich werben?«
    David nickte.
    »Nun gut«, fuhr Brady fort. »Ich werde einen Botschafter nach Korfu senden. Wenn er sicher ist, daß die Russen dort keinen Satellitenstaat errichten, dann werden wir unsere Propaganda einstellen und die Republik unterstützen.« Und er reichte David die Hand, die dieser ergriff und schüttelte.
    Der Posten auf dem Turm an der Landzunge rief ins Blockhaus: »Herr Leutnant. Die britische Flottille läuft aus, aber von der See nähert sich ein Segel. Ein kleines Schiff.«
    »Was regt er sich auf«, schimpfte der Leutnant. »Die Engländer sind unsere Verbündeten und werden mit dem einen Segel schon fertig werden, wenn es feindlich ist.«
    Auch auf der Thunderer war das Segel auf See beobachtet worden. »Deck!« rief der Ausguck. »Falcon in Sicht!«
    »Das gibt Depeschen und hoffentlich auch private Post«, sagte Leutnant Shield zu Reverend Pater.
    Leutnant Ross zeigte beim Übersetzen auf die Thunderer ungewöhnliche Eile. Er stürmte förmlich das Fallreep hinauf, grüßte nur kurz und lief zu David. »Eine Eildepesche der Admiralität, Sir, die mit höchster Dringlichkeit nach Korfu gebracht wurde.«
    »Geben Sie her, Mr. Ross, und seien Sie willkommen.« Dann bat David den Signal-Midshipman um ein Messer, schnitt den Umschlag auf, trat an die ihm vorbehaltenen Seite des Achterdecks und las. Es waren nur drei kurze Absätze. Dann wandte er sich an die Offiziere und Deckoffiziere. »Meine Herren, der General Bonaparte, der die Ägyptenexpedition befehligte, ist durch die lockere britische Blockade nach Frankreich entkommen und dort Anfang Oktober gelandet. Die Lords der Admiralität zweifeln nicht daran, daß er die Macht in Paris an sich reißen wird. Dann wird er neue Feldzüge beginnen. Wir werden ersucht und angewiesen, die Eroberung von Ancona und die Kämpfe gegen die noch in Italien verbliebenen Franzosen zu

Weitere Kostenlose Bücher