Der Kampf um die Sieben Inseln
paar Tage zu knabbern. Aber Nelson war jetzt weit weg. Wenn er zurückberufen werden würde, könnte er ihn möglicherweise gar nicht mehr treffen. Jetzt mußte er überlegen, wie er mit seinen Schiffen den Franzosen möglichst viel schaden konnte.
Korcula im Sonnenlicht, das war ein Traum für einen Liebhaber schöner Küstenstädte. Die Thunderer hatte die Vielzahl kleiner Inseln passiert, die sich zwischen den großen Inseln Peljeac und Korcula in dem tiefblauen Meer malerisch drapierten, und steuerte vorsichtig den Hafen der Inselhauptstadt Korcula an. An Deck standen mit feuchten Augen auch die beiden befreiten Familien, und die Männer umfaßten Frauen und Kinder.
»Das sieht vor dem Hintergrund der dunklen Wälder vielleicht noch schöner aus als Ragusa«, sagte Mr. Cotton zu Mr. Ballaine. »Unsere englischen Küstenstädte sind demgegenüber doch richtig fad, so ausufernd wie Eierkuchen.«
Ballaine lachte. »Unsere Städte müssen sich ja seit Jahrhunderten auch nicht mehr gegen ständige Angriffe von Piraten schützen. Sie können ihre Bauten in der Landschaft verteilen. Aber hier droht jeden Tag ein möglicher Überfall. Darum drängen sie sich auf der Felsenhalbinsel wie hier zusammen, errichten Mauern und schützen sich gegenseitig. In Verbindung mit der kontrastreichen Landschaft sieht das sehr reizvoll aus. Aber ob es dir gefallen würde, James, wenn du so dicht neben dem Nachbarn leben müßtest, daß ihr alles voneinander mitbekommt, auch den Gestank der Nachttöpfe, die ihr morgens in die Straßenrinne schüttet, und wenn deine Kinder keinen grünen Fleck zum Spielen hätten. Ich glaube, du würdest dann lieber auf die Schönheit verzichten.«
»Du bist ein Miesmacher, Reginald. Sieh doch nur! Dort spielen die Kinder am Kieselstrand. Dort rudern Einwohner mit kleinen Booten. Sie haben eine andere Mentalität und lieben die Nähe von Mitmenschen. Und sieh doch nur, diese herrlichen Bauten.«
»Bitte zur Seite treten, meine Herren«, mahnte der Erste. »Klar für Ankermanöver!« Der Anker der Thunderer rauschte ins Wasser, die Segel wurden eingeholt. Die Thunderer kam zur Ruhe. Die Befreiten winkten zum Ufer. Jetzt wurden sie erkannt, und nun rannten Menschen die Straßen hügelwärts und verbreiteten die Nachricht. Bewohner traten auf die Straße und liefen zum Hafen. Eine riesige summende, jubelnde, winkende Menge sammelte sich und machte der offiziellen Abordnung des Magistrats nur zögernd Platz.
David befahl, außer seiner Gig auch einen Kutter auszusetzen und die Befreiten und einen Zug Seesoldaten mit den Beratern Demetros und Örgazan an Land zu bringen.
Die Begrüßung sollte mit den paradierenden Seesoldaten eindrucksvoll wirken, aber einer der Befreiten stürzte sich in die Arme des Bürgermeisters und dieser umarmte tränenreich David, ohne auf Formalitäten zu achten. »Sie haben meinen Bruder gerettet«, stammelte er immer wieder auf griechisch und italienisch, und die Berater übersetzten. »Und seine Frau und sein Kind. Gott segne Sie, Herr Kapitän. Unsere Stadt ist Ihre Stadt.«
Die Seesoldaten erfüllten doch noch eine Funktion. Sie stellten sich vor und hinter den Befreiten und dem Magistrat auf und geleiteten alle unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Anwohner in die Stadt. David wurde vom Bürgermeister mitgezogen, der ihn mit einem Arm unterhakte, mit dem anderen seinen Bruder und ständig in die Menge rief, die je nach Temperament jubelte und weinte.
Die Treppengasse weitete sich zum Platz, und David sah beeindruckt die Markuskathedrale auf der einen, die Adelspaläste auf der anderen Seite. Der Bischof stand mit seinen Priestern auf der Treppe und empfing die Befreiten mit seinem Segen. David wurde mit in die Kirche hineingezogen, und auch die Seesoldaten standen rechts und links an den Seiten und starrten verwundert auf den papistischen Prunk. Aber es war keine Zeit für theologische Differenzen. Bewohner gingen zu den Soldaten, zeigten ihnen, wann das Knie gebeugt werden mußte, und sangen das feierliche Tedeum, dem die Briten ergriffen lauschten.
David hatte den Eindruck, nicht mehr über sich verfügen zu können. Selbstverständlich tafelten er und seine Offiziere mit den Honoratioren am Abend im prächtigen Ameri-Palast, und ebenso selbstverständlich waren die Maate und Seeleute Gäste der Stadtbevölkerung. Der Zahlmeister mußte nicht handeln. Obst und Gemüse wurden ihm aufgedrängt, und David erhielt das Angebot, seine Schiffe in den berühmten Werften der
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