Der Kampf um die Sieben Inseln
Fregatte. »Sie hat dem Franzmann eine Salve ins Heck gejagt, jetzt wendet sie und beharkt sein Heck mit der anderen Batterie. Nun dreht sie ab, aber die Guillaume Tell antwortet nur mit ihren Heckgeschützen. Die Penelope segelt wieder einen Angriff. Sir, besser könnten Sie es auch nicht machen. Sie jagt dem Franzosen die Salven durchs Schiff, und der kann nichts machen, wenn er nicht zurückfallen will. Er will anscheinend nur entkommen.«
»Ausguck!« rief David. »Wie peilt die Foudroyant?«
»Vierundzwanzig Strich West, Sir. Etwa vier Meilen.«
»Sir!« rief Mr. Watt erregt. »Die Penelope hat der Guillaume Tell die Bramstengen am Groß- und Kreuzmast weggeschossen!«
David überlegte. Um die Guillaume Tell wirklich aufzuhalten, mußte die Thunderer eingreifen und den Franzosen ernsthaft treffen. Das konnte die Penelope nicht. Aber für die Thunderer bedeutete das einen Kampf auf Leben und Tod.
»Ruder fünf Strich backbord. Steuerbordbatterie mit drei Kugeln laden. Wir geben ihr eine Breitseite, wenn wir dran sind.« Und laut rief er durch die Sprechtrompete: »Thunderers, die Tell ist bei Abukir entkommen und hat danach die kleine Leander zusammengeschossen. Aber wir werden es ihr zeigen! Uns entkommt sie nicht. Gebt euer Bestes!«
Es war hell geworden. Die Thunderer signalisierte der Penelope, daß sie angreifen würde. Sie näherten sich so, daß der Franzose sie noch nicht mit der Breitseite treffen konnte. Sie hatten ihre Besegelung noch nicht reduziert und kamen von hinten auf. Jetzt war der Winkel so, daß ihre Geschütze die Guillaume Tell schon treffen konnten. David wartete noch einen Augenblick und ließ die Melder ausrichten, daß nach der ersten Salve Einzelfeuer mit höchstem Tempo zu feuern sei. Dann rief er laut: »Feuer!«
Die Thunderer legte sich von der Wucht der Breitseite etwas nach backbord über. Seeleute enterten die Wanten auf, um die unteren Segel einzuholen. Die schnellsten Kanonen feuerten bereits wieder. Hurrageschrei ertönte, denn die Guillaume Tell verlor ihr Bugspriet.
Aber dann donnerten die französischen Kanonen. Mein Gott, ist das eine Breitseite, dachte Mr. Watt und blickte umher, wo er eingreifen mußte. Trümmer lagen an Deck. Verwundete krochen zur Seite und wurden weggetragen. Aber die Geschütze feuerten weiter, wenn auch eine Karronade umgestürzt war.
Die Thunderer tauschte mit der Guillaume Tell Schüsse im offenen Schlagabtausch aus. Die Entfernung betrug nur noch fünfzig Meter. Das ist doch sonst nicht Art des Kapitäns, dachte Mr. Watt. Aber dann hörte er schon dessen Befehl. »Segel setzen. Ich will vor ihrem Bug kreuzen und sie dann von der anderen Seite fassen.«
Sie überholten den Franzosen, legten Ruder, wandten ihre Breitseite seinem Bug zu und schossen eine Salve. Der Fockmast der Guillaume Tell wankte und fiel. Aber in ihr Hurrageschrei schossen die Franzosen ihre Antwort, und das Ruderrad der Thunderer wurden mit den Rudergängern hinweggefegt. Die Thunderer taumelte, änderte unkontrolliert die Richtung, und David schrie durch die Sprechtrompete: »Bootsmann! Wir steuern über die Ruderpinne. Nottrupp ins Unterdeck! Benutzt die Reeps, wenn es noch geht.« Vier Midshipmen rief er, um eine Melderkette zu bilden.
Sonst wurden vom Steuer oder Helm über Taue oder Reeps die Bewegungen an die große Pinne unten im Schiff weitergeleitet, die das Ruder legten. Jetzt mußten sie direkt die Ruderpinne bedienen und über Melder die Befehle erhalten. Das verzögerte die Beweglichkeit erheblich. An ein Aussegeln des Feindes war nicht mehr zu denken. Jetzt mußten sie Breitseite an Breitseite aufeinander einhämmern.
»Mr. Watt! Sagen Sie allen Batterieoffizieren, daß unsere Ruderanlage beschädigt ist. Jetzt müssen wir uns auf das Tempo und die Geschwindigkeit der Kanonen verlassen.«
»Denken Sie nicht an einen Enterangriff, Sir?«
»Nein, die Guillaume Tell hat überzählige Mannschaften an Bord, wie ich gesehen habe. Sie würden uns überwältigen.«
Es war wie ein Alptraum. Die Geschütze donnerten unaufhörlich. Der Pulverrauch hüllte das eigene Schiff ein, kroch in die Augen und Lungen und hinderte die Sicht auf den Gegner. David band sich ein Tuch um den Mund und mußte es doch dauernd hinunterreißen, um Befehle zu schreien. Splitter fegten über das Deck, bissen sich in Fleisch. Seeleute wälzten sich schreiend. Leichen wurden über Bord geworfen. In den Netzen, die über ihnen gespannt waren, lagen Trümmer der Takelage.
Die
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