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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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ausschalten sollte. Ich bin noch ganz benommen.«
    Mr. Cotton fühlte seinen Puls, ließ sich die Zunge zeigen und hielt eine Kerze an seine Augen. »Ich hole etwas, damit Sie sich gleich übergeben müssen, Sir. Danach sollten Sie Milch trinken und schlafen.«
    David wurde den Druck auf den Magen los, aber sein schlechtes Gewissen ließ ihn nicht schlafen. Vor nur etwa drei Wochen hatte er Britta in den Armen gehalten, und jetzt wollte er sie schon mit dem ersten schönen Weib betrügen, das es auf ihn abgesehen hatte. Ich bin ein willensschwacher Schuft, sagte er sich. Ich verdiene meine Frau und meine Kinder gar nicht. Wie hätte Britta mit der Schande leben sollen, wenn die zwei Kerle oben im Palast in das Zimmer gekommen wären und ihn erwischt hätten, wie er die Frau des einen begattete. Der hätte ihn abgestochen, und jedes sizilianische Gericht hätte Verständnis für den gehabt, der seine Ehre verteidigte. Er mußte an Christina denken, deren Bild ihn zur Besinnung gebracht hatte. Und mit diesem Gedanken schlief er ein.
    Die Thunderer segelte mit der Shannon und der Bulldog im Kielwasser auf die Straße von Messina zu. Die Falcon war vorausgesegelt und sollte Ushakov ihre Ankunft melden. Der Wind war schwach, stand aber günstig für die Durchfahrt durch die Straße von Messina.
    Wie immer nach einem Hafenaufenthalt hatten die Offiziere die Mannschaften beim Geschützdrill kräftig schwitzen lassen. Es war die feste Überzeugung der Offiziere, daß der Schlendrian des Landurlaubs durch harten Drill schnellstens wieder ausgetrieben werden mußte. Wer an Land gesoffen und gehurt hatte, ertrug den Drill schicksalsergeben. Aber die, denen der Landurlaub gestrichen worden war, weil sie bei der Inspektion oder dem Feueralarm aufgefallen waren, kochte die Galle.
    »Da stolzieren sie umher und brüllen nur. Wir aber müssen schwitzen und uns die Haut von den Fingern schuften. Haben die nicht gesoffen an Land? Irgendwann rechne ich mit denen ab«, murmelte ein degradierter Maat.
    David sah dem Exerzieren zu. Körperlich ging es ihm besser. Aber er machte sich Vorwürfe und dachte an Britta. Ob sie England schon erreicht hatte oder ob der Geleitzug durch einen Sturm zerstreut worden war? Was konnte ihr und den Kindern nur alles passieren? Und er war bei der ersten Versuchung bereit, sie zu betrügen. Britta würde ihn nie betrügen! Der Geschützdrill wurde beendet. Die Maate pfiffen zum Essen. David seufzte. Jetzt mußte er in seine Kajüte und mit dem sizilianischen Kriegsminister essen. Wenn der Wind nur etwas stärker wäre, dann würde der vielleicht seekrank werden.
    Aber der Kriegsminister war ein recht angenehmer Gesellschafter. Er kannte viele Anekdoten vom Hofe zu Neapel und jetzt zu Palermo. Er wußte auch, daß seine Aufgabe, den russischen Admiral zur Hilfe bei der Wiedereroberung Neapels zu bewegen, schwer sein würde. »Ushakov hat ja auch nur wenig Infanterie an Bord. Er erwartet drei Bataillone aus dem Schwarzen Meer. Aber jetzt heißt es wieder, die Verstärkung soll mit der österreichisch-russischen Armee unter Marschall Suwarow kommen, die über die Schweiz nach Oberitalien marschiert.«
    David wandte ein, daß die Franzosen doch bei Angriffen auf Oberitalien nicht viele Truppen in Neapel belassen könnten. Dann müßte die sizilianische Armee doch selbst Neapel befreien können.
    »Die Armee«, seufzte der Minister und verdrehte die Augen. »Kardinal Ruffo, mehr ein Krieger als ein Seelenhirte, sammelt jetzt die aufständische Landbevölkerung in Kalabrien und Apulien und wird den Franzosen zu schaffen machen. Er ist ein sehr aktiver Mann.«
    Der Nachmittag brachte Segelübungen, und am Abend passierten sie die Straße von Messina. David hatte Gefechtsbereitschaft befohlen, denn französische Truppen sollten an der Straße bei Reggio stationiert sein, und man wußte nie, ob sie Kanonenboote gegen die Flottille einsetzen könnten. Aber nichts geschah, und sie konnten die Küste und die Berge des Aspromonte im Schein der sinkenden Abendsonne bewundern. Zur Nacht kürzten sie die Segel, denn David wollte am nächsten Morgen sehen, ob er eine französische Batterie am Golf von Squillace beschießen könne. Er setzte viel auf Schießübungen unter feindlichem Feuer. Am übernächsten Morgen würden sie dann Korfu erreichen.
    Die Bulldog nahm am frühen Morgen eine Position dicht an der Küste und vor den beiden anderen Schiffen ein. Auf die Brigg würden auch Batterien feuern, die bei der Thunderer

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